Es gibt hier bei uns in Deutschland mittlerweile etwa 7 Millionen Hunde. Im Jahr 2014 stellte die Uni Göttingen in einer Studie fest, dass deutsche Hundehalter für Hundefutter im Jahr etwa 1.7 Millionen Euro ausgeben. Diese Zahl zeigt, dass auch Hundehalter einen großen Einfluss haben.
Wir befinden uns aktuell in einer Ernährungswende, immer mehr Menschen wird klar, dass es so wie es ist nicht weiter gehen kann. Die Produktion und der Umgang mit Nahrungsmitteln haben einen großen Einfluss auf viele Entwicklungen z. B. in der Umwelt. Vieles hat sich in den letzten etwa 100 Jahren verändert und dazu beigetragen, dass wir mittlerweile mit einer ganzen Reihe massiver Probleme zu kämpfen haben.
Die Rolle der Hundeernährung ist dabei zwar vergleichsweise klein (die etwa 41 Millionen Privathaushalte in Deutschland geben für die eigenen Lebensmittel im Jahr etwa 160 Milliarden Euro aus, das ist natürlich deutlich mehr als für die Hunde) trotzdem ist es ein Faktor, der nicht vernachlässigt werden sollte.
Auch wenn man Fertigfutter füttert, nimmt man Einfluss auf den Markt, denn letztendlich besteht auch ein Fertigfutter aus normalen Nahrungsmitteln. Oft sind das Reste, die für den menschlichen Verzehr nicht geeignet sind. Das ist zwar ökologisch durchaus sinnvoll, macht aber die ursprünglichen, wenig nachhaltig erzeugten Nahrungsmittel trotzdem nicht besser.
Was ist eigentlich Nachhaltigkeit?
Der Begriff Nachhaltigkeit begegnet einem mittlerweile recht häufig. Aber was heißt das überhaupt?
Während der Begriff Umweltschutz noch für jeden recht schlüssig ist, ist die Bedeutung der Nachhaltigkeit nicht gleich erkennbar. Umweltschutz bezieht sich i. d. R. auf recht eindeutige Faktoren, wie z.B. Luftverschmutzung, Klimaveränderungen und ähnliches. Wenn man jedoch von Nachhaltigkeit spricht, meint man deutlich mehr.
Genau genommen bezieht sich die Nachhaltigkeit in der Ernährung auf die Faktoren Umwelt, Gesundheit, Gesellschaft und auch Wirtschaft.
Die Nachhaltigkeit meint eine weltweite Entwicklung, die sowohl die Bedürfnisse heutiger Generationen als auch die kommender Generationen berücksichtigt.
Um zu verstehen, was die Nachhaltigkeit mit den genannten 4 Bereichen zu tun hat, werfen wir einen kurzen Blick auf die einzelnen Faktoren:
1. Umwelt
Was wir essen oder auch füttern, hat einen großen Einfluss auf die Umwelt. Die Massentierhaltung, die es uns sowohl erlaubt, täglich Fleisch zu essen, als auch unsere Hunde mit großen Fleischbergen zu füttern, hat einen entscheidenden Einfluss auf die Umweltbelastungen.
Für den Anbau der Futtermittel für die Massentierhaltung werden große Ackerflächen benötigt, die dazu führen, dass Wälder verdrängt werden. Das Roden der Wälder bringt u. a. Artenschwund bei Tieren und auch Pflanzen mit sich.
Auch auf den CO2-Ausstoß hat die Ernährung einen großen Einfluss. 2015 stammten 7,4 % der gesamten Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft, welche somit der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland ist. Einen großen Batzen davon verursacht alleine die Nutztierhaltung, aber auch der Anbau von Nahrungsmitteln spielt eine Rolle.
2. Gesundheit
In den letzten 100 Jahren hat sich die Ernährung sehr stark verändert. Wir essen und füttern viele verarbeitete Nahrungsmittel, die kaum noch Nährstoffe in ihrer natürlichen Zusammensetzung enthalten.
Die Zusammensetzung der Mahlzeiten und auch Futterrationen hat sich verändert. Der tierische Anteil ist, ermöglicht durch die Massentierhaltung, um ein vielfaches angestiegen. Auf der anderen Seite sind die Produkte entsprechend der Haltung der Nutztiere nicht mehr gleichzusetzen mit denen, die noch unseren Großeltern zur Verfügung standen. Die Nährstoffzusammensetzung der tierischen Nahrungsmittel hat sich aufgrund der nicht artgerechte Haltung der Nutztiere verschlechtert, auf der anderen Seite sind sie mit Hormonen, Medikamentenrückständen, etc. belastet.
Pflanzliche Nahrungsmittel sind häufig mit Pestiziden belastet und werden aufgrund langer Transportwege oft unreif geerntet, was zur Folge hat, dass Geschmack und auch Nährstoffgehalte nicht mehr optimal sind.
Die Folge dieser falschen Ernährung und auch Fütterung ist ein Anstieg der sogenannten Zivilisationserkrankungen wie z.B. Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes, Übergewicht, Darmerkrankungen, Allergien und vieles mehr, Tendenz weiter steigend.
3. Gesellschaft
Während die einen im Überfluss leben, leiden die anderen Hunger. Etwa 2/3 der Getreideernte in Deutschland wird an Nutztiere verfüttert. Dabei muss man einen großen Verlust hinnehmen, denn um 1kg Fleisch zu produzieren, benötigt man ein Vielfaches an Getreide. Würde man das Getreide direkt als Nahrungsmittel nutzen, könnten damit viel mehr Menschen satt werden.
Um unsere Nahrungsmittel zu erzeugen, müssen weltweit viele Menschen unter menschenverachtenden Umständen arbeiten. Leider steht auf dem Gemüse oder Obst von weither nicht drauf, dass die Arbeiter, welche an Anbau und Ernte beteiligt waren, ausgebeutet wurden.
Wir müssen jedoch gar nicht so weit weg schauen, auch vor unserer Haustüre haben Nahrungsmittel, bzw. das Verhalten der Konsumenten, Einfluss auch die Hersteller. Weil Fleisch mittlerweile so billig ist, müssen immer mehr klein- und mittelständige Betriebe aufgeben, weil sie einfach nicht mehr von der Nutztierhaltung leben können. Keiner kann wirklich glauben, dass man ein Rind über mehrere Jahre artgerecht halten konnte, wenn das Steak davon dann zum Preis von 1,79 Euro je 100g im Discounter verkauft wird.
4. Wirtschaft
Auch die Wirtschaft geht uns alle an. Wir alle tragen dazu bei, dass eine Preisspirale nach unten entstanden ist, über deren Folgen sich aber kaum jemand bewusst ist.
Viele beklagen, dass sie billige Nahrungsmittel kaufen müssten, weil sie sich keine teuren leisten können. Der billige Preis hat jedoch zur Folge, dass die Hersteller häufig keine fairen Löhne an ihre Mitarbeiter zahlen können. Dieser Umstand wiederum hat zur Folge, dass die Arbeiter schlecht bezahlt werden und sich nur billige Nahrungsmittel leisten können.
Wer bereit ist, angemessene Preise für nachhaltig produzierte Nahrungsmittel zu zahlen, trägt also auch dazu bei, dass faire Löhne gezahlt werden können. Damit steigt der Anteil der Menschen, die sich nachhaltige Nahrungsmittel leisten können, automatisch an.
Was also kannst du als Hundehalter tun, um die Produktion nachhaltiger Nahrungsmittel zu unterstützen?
- Informiere dich über die Herkunft der Nahrungsmittel, mit denen du deinen Hund fütterst
- Füttere weniger Fleisch (50% in der Ration können den Proteinbedarf deines Hundes decken) und achte dafür auf die Herkunft
- Stelle den pflanzlichen Anteil der Rationen möglichst aus regionalen und saisonalen Zutaten zusammen
- Wenn du Fertigfutter fütterst, versuche ein Futter zu finden, das Bioqualität und einen geringeren Fleischanteil (50%) hat und frage beim Hersteller ruhig nach, woher die Bestandteile bezogen werden.
- Frage in Barfshops genauer nach, ob sie auch Biofleisch führen und woher sie ihr Fleisch beziehen. Damit zeigst du auch, dass du als Kunde Interesse an einem entsprechenden Sortiment hast.
Du veränderst!
Dein Hund ist einer von 7 Millionen in Deutschland lebenden Hunden. Je mehr Hunde eine nachhaltige Fütterung genießen können, desto relevanter werden auch für Hunde nachhaltig produzierte Nahrungsmittel und desto mehr andere Hundehalter können und/oder wollen sich ebenfalls eine nachhaltige Fütterung leisten.
Wenn du auf nachhaltige Nahrungsmittel für deinen Hund achtest, tust du also nicht nur etwas für die Umwelt und die Gesundheit deines Hundes, sonder setzt dich auch für die Belange der Gesellschaft ein und trägst zu einer gesunden Wirtschaftsentwicklung bei.
Ganz nebenbei hilfst du so natürlich außerdem mit, dass immer mehr Nutztiere wieder ein artgerechtes Leben führen dürfen.
Quellen:
Heimtierstudie „Wirtschaftsfaktor Heimtierhaltung“ der Universität Göttingen, 2014
Wofür die Deutschen ihr Geld ausgeben
Umwelt Bundesamt „Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen„, 2017