mehr Selbstvertrauen
Mehr Selbstvertrauen
Lauf, Forrest!
Ich rannte wie ein Verrückter. Der Schweiß verwandelte mein Gesicht in ein Feuchtbiotop, jeder einzelne Muskel meines Körpers brannte – und doch fühlte ich mich innerlich einfach wunderbar. Zehn Meter vor mir lag die Ziellinie und ich war heilfroh, diesen Lauf gemeistert zu haben.
Es ging um nichts Geringeres als meinen Studienplatz in meinem Traumstudienfach: Sportwissenschaften. Auch wenn es knapp werden würde wusste ich, dass sich all das Training, all die Vorbereitung gelohnt hatte. Ich würde die vorgegebene Zeit um Haaresbreite unterbieten – ein erhabenes Gefühl.
Ich konnte sie unterbieten, weil ich mir vorgenommen habe, sie zu unterbieten. Weil ich mir ein Ziel gesetzt, und stur und konzentriert darauf hingearbeitet habe. Die einzige Person, der ich dieses Ergebnis zu verdanken hatte, war ich ganz allein.
(Ähnlichkeiten im Laufstil sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.)
Wie bist du so drauf?
Weist du deine guten Leistungen dir selbst zu und haben immer die anderen Schuld, wenn etwas nicht klappt? Lag es dann am schlechten Wetter, an der Mannschaft oder waren die Fragen in der Klausur einfach die falschen?
Oder konntest du den ersten Platz nur erreichen, weil die anderen so langsam waren? Weil du einfach mal das Glück auf deine Seite hattest. Irgendwann musste das ja auch dir mal passieren.
Menschen ticken da sehr unterschiedlich.
Welche Art von Gründen du deinen Erfolgen und Misserfolgen zuweist, hängt davon ab, ob du ein erfolgsorientierter oder misserfolgsängstlicher Zeitgenosse bist.
Und ob du es glaubst oder nicht, dieser Faktor alleine hat eine große Auswirkung auf dein Selbstwertgefühl und deine Fähigkeit, die Dinge anzupacken.
Ich erkläre dir, wieso das so ist:
Wenn du erfolgsorientiert bist, neigst du dazu, die Gründe für gute Leistungen hauptsächlich in dir selbst zu suchen („Ich bin einen guten Wettkampf gelaufen, weil ich mich gut vorbereitet habe und ein guter Sportler bin.“). Schlechte Leistungen wiederum werden anderen Menschen oder unkontrollierbaren äußeren Ursachen zugeschrieben (ganz plump: „Das Wetter war schlecht.“).
Die Folgen
So eine Attribution wirkt sich positiv auf dein Selbstwertgefühl aus. Außerdem suchst du dir als erfolgsorientierter Mensch vornehmlich realistische Ziele und erreichst diese auch, was zu einem realistischen und positiven Selbstbild selbstverständlich weiter beiträgt.
Dein Selbstwertgefühl steigt und dadurch traust du dir immer mehr zu und packst die Dinge einfach an.
Du merkst nach und nach: „Mensch, ich kann das ja. Wenn ich mich anstrenge, dann kann ich eine Menge erreichen und auch Niederlagen schmettern mich noch lange nicht aus der Bahn. Läuft!“ So ein Bewertungsmuster führt zu mehr Selbstvertrauen.
Bei misserfolgsängstlichen Menschen sieht die Angelegenheit schon ganz anders aus. Versagen wird auf die eigene Unfähigkeit zurückgeführt während für Erfolge Glück bzw. günstige äußere Umstände verantwortlich gemacht werden. Menschen mit einem solches Denkmuster neigen eher dazu, ein negatives Selbstbild und Selbstwertgefühl zu entwickeln, denn sie führen ihre positive Ergebnisse nie auf sich selbst zurück. Nur die negativen.
Stück für Stück führt das immer mehr zu Vermeidungsverhalten und Apathie.
Klingt so ein Verhalten für dich komplett hirnrissig, gar dämlich? Dann lies weiter, denn solch ein Verhalten lässt sich in abgeschwächter Form in fast jedem von uns wiederfinden.
Soll das jetzt heißen, dass du dich nicht hinterfragen solltest, wenn etwas schiefgeht? Mitnichten! Es immer auf die anderen oder äußere Umstände zu schieben, wenn etwas schiefgeht, ist schlicht nichts weiter als pure Ignoranz.
Aber wie viele Menschen haben ein komplett verzerrtes Bild der “Realität“? Wie viele Menschen sind komplett unfähig, ihre eigenen Leistungen entsprechend zu würdigen oder bei Misserfolg ihre Anstrengungen hervorzuheben? Wie viele finden bei sich immer das Haar in der Suppe. Bei wie vielen Menschen macht der innere Perfektionist ihnen jede noch so gute Leistung letztendlich doch noch madig?
Ich behaupte bei der Mehrzahl der Menschen auf unserem Planeten.
Folge Man of Action bei FacebookIch weiß nicht, ob es dir auch so geht. Ich zumindest hatte wirklich lange Zeit ein Problem damit, meine eigenen Leistungen anzuerkennen. An jedem guten Ergebnis fand ich etwas, was noch nicht perfekt war. In diesen Momenten vergaß ich den Erfolg fast komplett, nur um mich stundenlang über diese kleine Ungereimtheit aufzuregen und sie geistig immer und immer wieder durchzukauen.
Hätte, wäre, wenn.
Du kannst dir sicher vorstellen, wie es erst nach einer Niederlage in mir aussah.
Ich bin süchtig!
Das war vor der Zeit, in der ich mich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt habe. Jetzt suche ich die positiven Dinge. Ich bin fast süchtig danach. Ich bin ein Meister darin, an jeder Sache etwas zu finden, dass ICH gut gemacht habe, mag es auch noch so klein sein.
Die Zusammenarbeit mit Person X hat leider nicht geklappt? Macht nichts, ich habe mein Bestes gegeben. Außerdem habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und bin auf diese weitaus erfolgreichere Person zugegangen.
Ist doch fantastisch.
Ich habe mich überwunden und mich weit aus meiner Komfortzone gelehnt. So konnte ich als Mensch wachsen.
„Ich bin echt ein Typ der sich für seine Ziele einsetzt und handelt, auch wenn er Angst hat – ich bin echt stolz auf mich!“
Überall lassen sich Gründe dafür finden, wieso man ein super Typ ist!
Wenn dir diese Form von Selbstgespräch etwas übertrieben oder „unrealistisch“ vorkommt, dann ist das nichts Ungewöhnliches. So kam es mir am Anfang auch vor. Ich habe mich förmlich dagegen gesträubt, mich positiv wahrzunehmen. Weil es ja „völlig übertrieben“ ist. Außerdem: Ist Bescheidenheit nicht eine Tugend? (Klar, aber kein Selbstsabotage getarnt als Bescheidenheit – das würde ich eher in die Kategorie Dummheit einordnen )
Außerdem spielte da die verdammte Angst mit, in der nächsten Situation diesem Selbstbild nicht entsprechen zu können.
Also gewöhn dich lieber ganz schnell an einen solchen fast selbstverliebten Dialog mit dir selber, auch wenn es anfangs schwer fällt.
Weil es sich so komisch anfühlte, habe ich lieber tiefgestapelt und meine Fähigkeiten bloß nicht überbewertet, „man weiß ja nie“ und „sicher ist sicher“. Doch die Auswirkungen dieser vermeintlichen Sicherheit auf das Selbstwertgefühl sind nicht zu unterschätzen. Und zwar nicht im positiven Sinne.
Wer sich nie für seine Taten lobt, wer gute Leistungen nie auf sich selbst und seine Fähigkeiten zurückführt, der kann auf Dauer kein positives Selbstbild und mehr Selbstvertrauen entwickeln. Es ist einfach unmöglich.
Durch diese ständige Angst vor Misserfolgen verkümmert langsam aber sicher deine Fähigkeit, zu handeln und die Dinge anzupacken.
Deshalb fordere ich dich eindringlich auf, deine guten Resultate ab sofort auf dich zurückzuführen. Auf deine Fähigkeiten, auf deine Anstrengung, auf dich als Person. Du hast es geschafft, weil du persönlich in der Lage dazu warst. Auf deine Leistung hatte niemand Einfluss, außer du selbst. Du hast es drauf, du bist großartig!
Außerdem ist das hier ein Arschtritt, es nie auf dich als gesamte Person zu beziehen, sollte einmal etwas nicht ganz optimal laufen. Vielleicht warst du in diesem Moment ja wirklich nicht ganz auf der Höhe, weil du wegen der Hitze nicht gut geschlafen hast.
Was glasklar ist: eine Niederlage wird in Zukunft NIE mehr auf dich in deiner Gesamtheit zurückgeführt. Ich hoffe ich habe mich da klar ausgedrückt.
Es gibt kaum etwas, dass dich schneller in Selbsthass und Depression stürzen kann. Akzeptiere den Misserfolg, suche nach etwas, das du daraus lernen kannst. Hake die Situation dann schnell ab und mach dich auf die Suche nach all dem Positiven, die dir dein Versuch letztendlich eingebracht hat. Du wirst erstaunt sein, was sich da alles finden lässt – wenn du nur willst.
Die Methode
1. eigenes Verhalten erkennen
Hat sich eine misserfolgsängstliche Attribution jedoch einmal eingeschliffen, kann sie wirklich hartnäckig sein. Wichtig ist, dass du (ich hoffe mit Hilfe dieses Artikels) eine gewisse Bewusstheit zu dem Thema entwickeln kannst. Dass du in Zukunft in der Lage bist, mit dem Finger drauf zu zeigen und laut zu schreiben „HAHA, MISSERFOLGSÄNGSTLICHKEIT!“.
Deine Verhaltensmuster zu erkennen ist wie immer der erste Schritt zu Veränderung.
Erst wenn du in der Lage bist, überhaupt zu erkennen, wie du in dieser Hinsicht so tickst, kannst du etwas unternehmen.
2. Muster unterbrechen
Eingeschliffen. Das bedeutet immer, dass etwas ohne deine bewusste Kontrolle einfach so passiert. Um dieses eingeschliffene Muster zu entfernen, musst du es zuerst einmal unleserlich machen. Also machst du ab jetzt immer etwas komplett Unerwartetes, sobald du dein eingeschliffenes Muster erkennst. Das können komische Geräusche wie ein Radio ohne guten Empfang oder ein kleiner Luftsprung mit anschließendem Tänzchen sein. Vollkommen egal, tue einfach, wonach dir gerade ist.
Wichtig dabei: deine Aktion sollte einen krassen Kontrast zu deiner eingefahrenen Reaktion darstellen.
3. neue Reaktion einüben
So unterbrichst du deine eingefahrene Reaktion und gibst dir die Möglichkeit, dein neues Gedankenmuster einzuüben. Anfänglich wird sich das mit Sicherheit ungewohnt und merkwürdig anfühlen, nach einer Zeit aber immer normaler werden. Mit dem nötigen Training wirst du dich so immer und immer weiter darauf konditionieren, in einer Art und Weise auf jedes deiner Resultate zu reagieren, die deinem Selbstwertgefühl zuträglich ist.
Nach einiger Zeit wirst du mehr Selbstvertrauen entwickeln, du wirst die mehr zutrauen und dir realistischere Ziele setzen. Außerdem wirst du dich öfters neuen Herausforderungen stellen, denn selbst eine kleine Niederlage greift dich nicht direkt als Person an.
Du entwickelst ein Urvertrauen in dich, deine Fähigkeiten und dein Potential, neue Dinge einfach zu lernen.
Also, raus mit dir in das echte Leben. Probiere dich aus, versuche dich an Neuem, achte bewusst darauf, welche Ursachen du deinen Ergebnissen zuweist und entwickle nach und nach neue, positive Muster, wie du dich selber bewertest und gehe mit mehr und mehr Selbstvertrauen an dein tägliches Leben.
Wie immer würde ich es auch sehr cool finden, wenn du dich aktiv an der Diskussion beteiligst indem du einen Kommentar hinterlässt und deine ganz persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema mit uns teilst. Ich bin gespannt!
Grüße
Tim
Photo by: M. H. Stephens Thanks!