Wie Dir mehr Balance gegen die Angststörung hilft

balance-angststoerungWie Dir eine einfache Übung dabei helfen kann, dass Du weniger Panikattacken und Angstzustände hast. Dieser Tipp sorgt schon nach kurzer Zeit für mehr Stabilität und Gelassenheit und wirkt positiv auf eine Angststörung.

Ich bin von meinem Wesen ein eher unruhiger Geist. Auch wenn ich oft nicht so wirke, verspüre ich manchmal eine innere Unruhe. Manchmal überschlagen sich meine Gedanken. Ich bin oft rastlos und kann schlecht einfach mal nichts tun.

Auch wenn ich wohl nie ein Mensch werde, der in sich ruht, so kann man doch ein wenig mehr Gelassenheit lernen. Etwas ruhiger werden, ein wenig entspannter.

Vor ziemlich genau einem Jahr machte ich zufällig eine interessante Entdeckung. Ich fand einen Weg, der schon nach kurzer Zeit für tiefe Entspannung sorgen kann.

Es begann an der Costa Brava

Vanessa, Greta und ich machten an der Costa Brava Urlaub. Morgens nach dem Frühstück machten wir einen kleinen Strandspaziergang. „Die wilde Küste“ zeigte sich von seiner sanften Seite. Auf dem spiegelglatten Wasser stand ein Mann, etwa Mitte sechzig, sowie eine Frau um die 30, auf einem Surfbrett und glitten mit Hilfe eines Paddels elegant über das Wasser.

Der Name dieses Sports lautet: Stand Up Paddling (auf deutsch: Stehpaddeln). Das hatte mich immer schon einmal gereizt. Und als wir wenig später an einer Strandbude vorbeikamen, an der man die Surfbretter samt Paddel ausleihen konnte, nutzte ich die Gunst der Stunde. Mit 22 Euro für eine Stunde maßlos übertrieben, aber was soll’s? Man gönnt sich ja sonst nichts.

Also habe ich mir so ein Teil ausgeliehen. Rein ins Wasser, auf das Brett, langsam aufstehen und schon plumste ich wieder rein ins Wasser. Ich schaffte es kaum, 5 Sekunden auf dem Board zu stehen, während der ältere Herr spielend leicht über das Meer glitt und sogar mit den sanften Wellen spielte.

Das kann doch nicht wahr sein! Also neuer Versuch. Auf das Brett, aus der knienden Position heraus langsam aufstehen. Ich schaffte es wieder nur einen kurzen Moment zitternd stehen zu bleiben. Als ich das Paddel ins Wasser stach, verlor ich erneut das Gleichgewicht und knallte zuerst auf das Brett, dann ins Wasser. Und so ging das weiter.

Okay, vielleicht braucht man da einfach ne Menge Übung. Ich bat Vanessa, es mal zu versuchen. Auch sie kam etwas zitternd von den Knien auf die Beine, doch dann stand sie und fing etwas unsicher an zu paddeln. Doch sie stand. Und nach 5 Minuten paddelte sie sogar recht souverän durch das Wasser.

Dann war ich wieder dran. Auf das Brett, auf die Knie, auf die Beine. Und bums: Schon lag ich wieder im Wasser. Frustrierend.

Was war nur mit meinem Gleichgewicht los?

Man muss zwar nicht alles können, doch irgendwie ließ mich das nicht los. Zurück in Deutschland beschloss ich, mein Gleichgewicht ein wenig zu trainieren.

Ich stellte mich auf ein Bein und musste erkennen, dass diese einfache Übung schon eine Herausforderung für mich darstellte. Die Balance zu halten war einfach nicht meine Stärke!

Ich war der Meinung, dass ich mich zumindest für kurze Zeit auf so einem Brett halten sollte. Zudem konnte es doch nicht gut sein, wenn ich schon mit Mitte dreißig solch arge Gleichgewichtsprobleme hatte. Es konnte nicht schaden, ein wenig daran zu arbeiten.

Was war die Ursache für die Gleichgewichtsprobleme?

Ich habe verhältnismäßig dünne Beine. Dadurch ist mein Körperschwerpunkt relativ weit oben, was die Sache erschwert.

Außerdem hatte ich als Kind eine zerebrale Koordinationsstörung. So war ich beispielsweise nicht in der Lage, einen Hampelmann zu machen. Durch entsprechende Übungen wurde die Koordinationsstörung behandelt. Dennoch bin ich heute noch ein wenig ungeschickter, habe feinmotorische Schwierigkeiten und mit dem Gleichgewicht ist es eben auch nicht so weit her.

Und erschwerend hinzu kommt eben, dass ich so ein unruhiger Geist bin.

Doch weil ich ziemlich ehrgeizig bin, wollte ich mich in diesem Punkt verbessern. Zumindest ein bisschen. Und so nahm ich mir vor, in einem Jahr zumindest einigermaßen auf so nem blöden Brett stehen zu können.

Diese Übungen halfen mir dabei

Ich recherchierte ein wenig und fand heraus, dass eine mangelnde Rückenmuskulatur eine Ursache für Gleichgewichtsprobleme sein konnte. Ich ging zwar mit relativer Regelmäßigkeit ins Fitnessstudio, doch problematisch war oft die tieferliegende Rückenmuskulatur und die trainierte ich nicht.

Seit einem Jahr mache ich daher 3 Mal die Woche 3 Übungen, um diese nicht sichtbare Muskulatur zu kräftigen. Immer morgens, Zeitdauer insgesamt: 5 Minuten.

Außerdem fing ich an, auf einem Bein zu balancieren. Ich war überrascht, wie unsicher ich auf einem Bein stand. Ich habe das immer wieder zwischendurch gemacht. Zunächst kippte ich hin und her und zitterte dabei im ganzen Körper. Mit der Zeit aber wurde es besser.

Nach einigen Wochenvariierte ich das Ganze, streckte das andere Bein nach hinten und die Arme nach vorne oder winkelte das sich in der Luft befindende Bein an, stellte mich auf eine wackelige Unterlage usw.

Und gestern stand ich stabil auf dem Surfboard

Ich stand seit dem Spanienurlaub im letzten Jahr nicht mehr auf dem Brett. Gestern wollte ich dann prüfen, ob das Training etwas gebracht hatte. Ich wollte Gewissheit. Und so fuhren wir an einen nahegelegenen See, an dem man Surfbretter und Paddel leihen konnte.

Und dann ging es los. Ich freute mich und war gespannt. Würde ich wieder nicht in der Lage sein, auch nur 10 Sekunden auf dem Board zu stehen?

Und dann kniete ich mich hin, rappelte mich auf und dann stand ich. Anfänglich noch etwas unbeholfen, dann sicherer. Und ich stand auf dem Brett und zwar eine ganze Stunde lang. Ohne runterzufallen. Paddelnd.

Es sah vielleicht immer noch nicht sonderlich elegant aus, wie du auf diesem Video sehen kannst. Aber es klappte zumindest einigermaßen.

Ein junges Paar hatte sich ebenfalls zwei Boards geliehen. Die Frau machte Yogafiguren, der Mann einen Kopfstand. Auf dem Brett.

Ich konnte auf diesem Ding nicht einmal einbeinig stehen. Aber ich bin nicht ins Wasser gefallen und ich konnte stehend durch das Wasser paddeln. Und das war für mich ein riesiger Erfolg.

Das hilft Dir gegen die Angststörung

Das wirklich Interessante an der ganzen Geschichte, ist jedoch Folgendes: Wenn ich auf einem Bein stehend mein Gleichgewicht trainierte, wurde ich ruhiger. Ich fing an, ganz gleichmäßig zu atmen. Ich war vollkommen bei mir. Konzentriert. Fokussiert.

Ich merkte mehr und mehr, dass es besser funktionierte, wenn ich bei aller notwendigen Stabilität trotzdem irgendwie locker war. Konzentriert und locker zugleich.

Dieser Zustand entspannte mich total, obwohl ich nicht mehr als 2 bis 3 Minuten so dastand. Ich fühlte mich anschließend viel ausgeglichener.

Diese Erfahrung brachte ich auch in mein Coaching mit ein. Ich habe meinen Klienten empfohlen, auf einem Bein zu balancieren und zwar gerade dann, wenn der Angstpegel hoch war, gerade dann, wenn eine ständige innere Unruhe sie belastete.

Und die Rückmeldungen waren bemerkenswert. Vor allem diejenigen fühlten sich durch diese simple Übung besser, die anfänglich die meisten Probleme damit hatten, das Gleichgewicht zu halten. Je stärker man sich konzentrieren musste, um nicht umzukippen, desto mehr profitierten meine Klienten davon.

Und darum kann ich Dir nur raten, öfter mal Gleichgewichtsübungen zu machen. Am besten jeden Tag immer mal wieder zwischendurch. Das hilft Dir dabei, zu entspannen. Und je entspannter Du bist, desto seltener treten Angstzustände und Panikattacken auf.

Mittlerweile habe ich übrigens so ein Teil zu Hause, mit dem sich richtig gute Balanceübungen machen lassen.

Auch wenn ich aus genannten Gründen mehr Schwierigkeiten damit habe, die Balance zu halten als andere Menschen, so kann man seine Balance durch einfache Übungen schnell erheblich verbessern und damit nicht nur sein Gleichgewicht trainieren, sondern auch für mehr Entspannung sorgen, was wiederum positiv auf eine Angststörung wirkt.


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