Wie die DSGVO mir geholfen hat, mich selbst zu finden

DSGVO: Heute tritt die seit zwei Jahren gültige Daten-Schutz-Gesamt-Ver-Ordnung in Kraft.

  • Die Welt verdreht die Augen.
  • Die Welt steht still (weil alle nur noch entsprechende Mails in ihrem Posteingang finden).
  • Die Welt dreht sich mit gleicher Geschwindigkeit weiter (weil wir weiterhin Mails bekommen werden, die uns größere Genitalien oder einen unerwarteten Lotto-Gewinn versprechen).

Was hat uns nun dieses panikmachende Datum gebracht?

Es hat gezeigt, wer wir sind. Wie wir ticken. Angstgetrieben. Konform. Lemmling-artig.

Sieben Unternehmen / Webseiten, die ich kenne, haben ihr Geschäft (zumindest vorübergehend) geschlossen.

Einige meiner selbständigen Kollegen haben sich aus WhatsApp und Co. abgemeldet.

Es gibt Stimmen, diese Verordnung würde vor allem Kleinunternehmer und Mittelstand treffen.

Und in China fällt ein Sack Reis um.

Was ich damit sagen will?

In einem russischen Theaterstück gab es eine magische Formel: „1-2-3 - und nichts geschah!" Nehmen wir mal an, es gäbe kein DSGVO - war wäre dann immer noch das Selbe?

Hoffentlich hat die DSGVO keinen Einfluss auf den Grund, warum wir das alles tun. Wir stehen auf, um in der Welt etwas zu bewegen. Zu verändern. Schöner zu machen. Um jemandem zu helfen. Um etwas zu erfinden oder zu erstellen. Das wir dabei nur in einer Interaktion mit unseren Kunden weiter kommen ist logisch. Dass wir eine langfristige Beziehung mit unseren Kunden anstreben, ist mehr als logisch - es ist lobens- und erstrebenswert.

Wir sammeln keine Daten. Wir tun unsere guten Taten.

Wer also mit einem tollen Why unterwegs ist, für den verändert die Verordnung nichts.

Für mich persönlich waren die letzten Wochen eine willkommene Staub-Aufwirbelung. In den Gesprächen mit Experten, Kollegen, Freunden und in sehr vielen Beiträgen online suchte ich meine Antwort auf die Frage: Warum mache ich das? Warum habe ich eine Webseite? Warum habe ich damals diese Webseite online gestellt?

Nachdem die Aufregung sich legte, der Puls normal wurde und die technisch-juristischen Anpassungen abgeschlossen waren, war mir auch meine Antwort klar. Diese Webseite wurde als Blog gestartet. Als mein persönliches Online-Tagebuch. Es ging mir damals weder um SEO, noch um meine Reichweite noch um etwas anderes, was mit dem mathematischen Wert messbar wäre. Damals - 2008 (!) - habe ich die Online-Welt gerade erst entdeckt, indem ich mich auf einer Photo-Plattform rumgetrieben habe, und mein erster Blogbeitrag wurde entsprechend kurz:

Das passt. Hallo, Welt! Auch wenn's noch nicht so aussieht, wie es sollte, es ist rot und es ist online.

Morgen sehen wir weiter.

Der berühmte „Hallo Welt" Beitrag (jeder, der einen neuen Blog über WordPress aufmacht, bekommt einen Beispiel-Beitrag mit genau diesem Titel vorgegeben) wurde von meiner Photo-Clique gefeiert, und so machte ich munter weiter und postete kurze und längere Notizen aus meinem Leben mit lustigen Titeln wie „ Wer nur eine kleine Pfanne hat, braucht keine großen Fische zu fangen" oder „ Ich mache nie Voraussagen und werde das auch niemals tun " (echt lesenswert!). Ich schrieb wie es kam, ohne Backlinks zu setzen, auf Grammatik und SEO Regeln zu achten und die empfohlene Lesbarkeits-Struktur einzuhalten.

Ich war einfach nur ich. Präsent. Authentisch. Echt.

Es machte Spaß. Es wurde gelesen. Meine mitgeposteten Photos waren wohl auch nicht ganz doof - mein Blog war eine Zeit lang auf Platz 80 aller Photoblogs in Deutschland. Dabei war ich ein absoluter Amateur.

Ein Amateur, der Spaß hatte.

Bis 2014 habe ich so viele Texte geschrieben, dass diese - ohne Bilder - ein Buch mit über 500 Seiten ergeben würden. Schriftsteller schreiben natürlich mehr, aber ich hab ja nur ein Tagebuch geführt. Ein geklicktes, gelesenes, kommentiertes, lebendiges...

Und dann kam die verfluchte Kommerz ins Spiel. Es hieß, man könne Geld im Internet verdienen. Man könnte einfach mal vom Strand bloggen und das Geld purzele auf das Konto.

Ich hab es tatsächlich versucht. Ich habe es tatsächlich eine Zeit lang hinbekommen.

Nur machte es Null Freude. Weil ich anders schreiben und denken musste, damit das Geld auf das Konto kommt. Ich war unfrei. Ich tat Dinge, die nicht per se meine waren. Es war nur teilweise toll. Und der andere Teil war ... unwesentlich. Nicht wichtig. Nicht wert, ihn aufrecht zu erhalten. Leicht wegzulassen. Doch statt mich „back to the roots" zu besinnen und zurück zu meinen Blog-Wurzeln zu kommen, habe ich zwischen 2014 und jetzt mehrfach versucht, das doch irgendwie anders und so weiter...

Natürlich schreibe ich heute nicht wie 2008. Selbstverständlich kann ich viele der Erkenntnisse der letzten Jahre nicht mehr aus dem Kopf schlagen.

Und gerade deswegen werde ich das aktuell so populäre Modell der Ambidextrie für mich nutzen:

Wie die DSGVO mir geholfen hat, mich selbst zu finden

Ich behalte bei, was schon immer gut war. Zum Beispiel, regelmäßig schreiben. Ich optimiere, was nicht so gut war. Zum Beispiel diese langweiligen auf SEO abgestimmten Blog-Titel, die spätestens dann, wenn jeder sie benutzt, alle nur noch langweilen. Ich kehre zurück zu meinen Wurzeln. Echt sein. Freude haben. Lächeln. Schreiben.

Vielleicht wird das jetzt wieder ein online Tagebuch einer gern reisenden Psychologin, die es liebt, mit Menschen zu arbeiten.

Ich gehe damit eine Menge Risiken ein. Könnte man meinen. Oder gemäß der russischen Formel:

Was immer kommt: ich freue mich darauf.

Danke, liebe DSGVO, für diese innere Klärung!

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