Wie das Ungeziefer

Von Elwiraszyca @Das_denke_ich

Ich habe vor einer ganzen Weile, vielleicht sogar schon länger, „Die Verwandlung“ von Kafka gelesen. Das war mal einfach so eine Idee, weil ich das schon mal früher lesen wollte und dann hatte ich so eine Phase, wo ich ganz viele Bücher aus der Bücherei ausgeliehen habe. Verschiedenes, Ratgeber und so weiter und so fort. Eigentlich wollte ich dann von Kafka auch mehr lesen, weil mich das Ganze dann doch fasziniert hatte, doch leider unterschätzte ich meinen Zeitaufwand und mein Tempo. So blieb es nur bei der Verwandlung. Vielleicht irgendwann mal ein bisschen mehr, aber gerade habe ich nicht so den Hunger danach und auch nicht die Zeit.

Wie man wohl darauf kommt? Ich suche ja selbst immer nach Ideen, einige Sachen inspirieren mich, manchmal ist es für mich ein bisschen krampfiger, manches saugt man sich aus den Fingern, manchmal muss man sich einfach auf etwas einlassen. Wenn ich mich so an meine Texte aus dem Schreibkurs erinnere, trifft wohl alles irgendwie drauf zu. Wahrscheinlich hat Kafka eines Tages einen Käfer beobachtet oder der arme hatte Schaben im Haus. Und da ist die Idee nicht mehr ganz so abwegig, dass man sich vorstellt, wie das wohl ist, wie es sich anfühlen würde, was es für einen bedeutet. Vielleicht im Bad auf dem Klo, so geht es mir immer, da habe ich immer Zeit nachzudenken, Achtsamkeit und so. Oder doch das Gegenteil von Achtsamkeit? Ich mach mich immer darüber lustig, dass, wenn ich mal das Geld hätte, um mir eine Wohnung zu leisten, in der ich auch ein Büro hätte, dann würde ich es kacheln lassen. Ich würde es nennen „Das Keramikzimmer“ oder den „Kreativraum“. Denn auf dem Klo habe ich die besten Ideen.

Die Geschichte hat mich gefesselt und erdrückt. Ich wusste nicht, ob ich die Hintergründe lesen wollte oder nicht. Ich dachte die Frage nach dem Wieso, wie es dazu kommt, ist immer wichtig, dass das auf jeden Fall dargestellt werden muss. Aber wenn die Darstellung des Moments gut genug ist, Gefühle erzeugt, dann fällt es keinem mehr auf, die Frage nach dem Wieso. Ich meine so was wie bei „Spiderman“, der dann von der Spinne gebissen wird, das ist eine Erklärung. Ob die Geschichte nicht genauso spannend wäre, wenn man das nicht wüsste?

Erstmal habe ich das Ganze nicht verstanden, wie es dazu kommt. Und man fragt sich die ganze Zeit, ob es doch nur ein Traum ist, aus dem man aufwachen müsste. Und dann ziehen einen die Geschehnisse drumherum in den Bann. Wie geht die Familie damit um? Andere Zeiten andere Sitten, denkt man zwischendurch. Nun ja, bei genauer Betrachtung dachte ich dann auch, dass ich mir das an der Stelle zu einfach mache. Klar, der gute Mann ist eine eklige Kakerlake, zumindest habe ich das so gedeutet und dadurch erklärt sich so viel mehr bzw. man entwickelt irgendwo ein Verständnis. Aber im Verlauf wird der Ton rauer. Interessant wäre es doch sich zu überlegen, was wäre, wenn er nicht diese Gestalt hätte. Wie würden sie dann mit ihm umgehen? Erstmal ist die Familie von ihm abhängig und auf ihn angewiesen, als er sie dann braucht, stirbt er zuerst als Held für die Familie. Und auch der Augapfel, der ihm immer so zugetan war und er ihr, erweist sich als wenig zugetan, als größter Gegner. Kommen wir zurück zu meiner eigentlichen Frage. Ist es auf die heutige Situation zu beziehen, wenn jemand pflegebedürftig wird, wenn jemand zur Last wird? Jetzt ist der Ekelfaktor der Kakerlake zu weit hergeholt, aber wie geht man im Großen und Ganzen mit den Leuten um? Ist es wirklich ganz anders als in dieser Geschichte? Das hat mir zu denken gegeben. Denn ich kenne das auch noch anders, in der Zeitspanne von 30 Jahren vielleicht liegt es an unterschiedlichen Kulturkreisen. Ich möchte jetzt die Frage einfach nur so in den Raum stellen. Dazu gibt es keine eindeutige Antwort, das macht doch die großen Geschichten aus, dieses Zu-denken-geben und dabei zeitlos zu bleiben.

(Foto: Hannover-Zeitung.net / pixelio.de)

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