Zur Abwechslung gibt es heute mal einen Beitrag von einem Gastautor für euch zu lesen. Der Mann lebt schon etliche Jahre in Kambodscha und hat so einiges erlebt und gesehen. Vor einiger Zeit nun hat er das Wagnis auf sich genommen und einen Bekannten in der “Chicken Farm Road” in Koh Kong besucht. Ein Ort an den sich normalerweise kein Kambodscha Tourist hin verirrt, den aber viele vom Hörensagen her kennen. Unser Gastautor jedoch hat alles mit eigenen Augen gesehen und hat sich die Mühe gemacht seine Eindrücke und Informationen im folgenden Beitrag für uns zusammenzufassen. Meinen herzlichen Dank dafür!
Der Pub einer meiner Bekannten ist in der Chicken Farm Road (Hühnerfarm Straße) – in der offiziellen, sozusagen ….. Koh Kong hat, wie viele andere Orte in Kambodscha auch, ein spürbares Defizit in Bezug auf die kommunale Verwaltung. Die Kambodschaner waren für eine lange Zeit dazu verdammt sich mit sehr, sehr elementaren Angelegenheiten zu beschäftigen – von den frühen siebziger Jahren bis zum Ende der neunziger Jahre. Während das Land langsam wieder zur Normalität gereicht, werden die meisten Geschäfte und speziell administrative Angelegenheiten in eher lockerer Form in Angriff genommen, oft aufgrund der einfachen Tatsache, dass es nicht genügend qualifizierte Leute für entsprechende Aufgaben gibt. Dennoch muss man fairerweise sagen, dass Koh Kong sich bemerkenswert entwickelt hat während des letzten Jahrzehnts, dies gilt gleichermaßen für das gesamte Land. Straßen werden tendenziell aber immer noch eher nummeriert als das sie Namen erhalten. In unserem Fall schien es bislang weder das eine noch das andere zu sein. Es ist eine lange Straße, die irgendwie aus dem Ort in Richtung Nichts und dann des Vergessens führt. Eine Reihe von Gasthäusern und Kneipen haben sich etabliert – viele kamen und gingen – daher gab es auch immer eine moderate Zahl von Ausländern dort. “Kannst du mich zu meinem Gästehaus bringen, es ist in dieser langen ….. aaaeehh ja mhmm- genau- die Chicken Farm Road”.
Ziemlich am Ende, hinter allem Anderen gab es (vermutlich sind immer noch welche da) ein paar Karaoke-Buden und Bordelle, in denen mehrheitlich Mädchen fragwürdigen Alters ihre Dienste anboten (anbieten mussten). Die meisten Westler haben das wahrscheinlich gar nicht erst mitbekommen. Es war eine gewisse Portion Wagnis erforderlich, um in jene Gefilde vorzudringen, vor allem nachts. Die Straße war so düster, dass man gar nicht erst vermutet hätte, dass da hinten etwas ist. Man benötigte eigentlich einen Motodub Fahrer als Guide und musste ihm explizit sagen, dass man das Bedürfnis verspürt solch ein Etablissement aufsuchen zu wollen. Er würde einen dort schon hinfahren – grinsenderweise – und nur wenige Augenblicke nachdem man das Ende der Welt hinter sich gelassen hat, gelangte man an einen schwach rot beleuchteten Ort, der eher einem verwüsteten und runtergekommenen Irrenhaus als einem Ort der Ausübung der Kunst körperlicher Liebe glich… In diesem Kontext erfährt unser Straßenname eine zusätzliche kuriose Bedeutungserweiterung, da diese Stätte der Lust und des Wagemutes eigentlich besser geeignet schien Tiere zu beherbergen als junge Damen.
Bordelle mit jungen und unerfahrenen Mädchen werden umgangssprachlich als Chicken Farms in diversen Ländern Südostasiens bezeichnet. In unserem Fall, aus offensichtlichem Mangel an Alternativen (vielleicht aber auch nicht), wurde nun irgendwann die ganze Straße als solche benannt. – es gibt damit kein Problem für die Kambodschaner – endlose Toleranz. Das interessante daran ist, dass der Name jetzt offiziell in Google-Maps als solcher eingetragen ist – weltweit zur Kenntnisnahme und Dokumentation.
Die Chicken Farm Road in Koh Kong auf Google Maps
