Wie das Leben so spielt

Murakami-Maenner-CoverDer Meister der “long short story” – dem Literaturnobelpreis-Anwerter Haruki Murakami- ist nach den Pilgerjahren des farblosen Herrn Tazaki mit seinem Erzählband Von Männern die keine Frauen haben zurück in Deutschlands Buchhandlungen. Doch was kann dieses hochwertig aufgemachte Buch, welches recht zeitnah von Ursula Gräfe übersetzt wurde, und sieben neue Kurzgeschichten enthält? Ein kleiner Einblick:

Murakami hat seine Leser bisher immer wieder auf vielseitige Weise überrascht, so sicherlich auch damit, dass er noch im Jahr 2014 einen neuen Kurzgeschichtenband verfasst hat. Das Konzeptthema scheint zwar ein klarer Programmhinweis zu sein, überrascht aber gerade durch seine sehr vielfältig gestaltete Umsetzung – jede Geschichte ist unerwartet individuell, spricht den Leser auf vollkommen andere Weise an und zeigt zeitgleich, was eine Frau mit einem Mann anrichten kann. Berichtet die Erzählung Sheherazade noch von einer Frau, die einem ans Haus gefesselten Mann die Geschichte ihrer Obsession zu einem ehemaligen Mitschüler erzählt, zeigt Murakami in seiner Kurzgeschichte Das eigenständige Organ, was mit einem Mann passieren kann, der sich das erste Mal in seinem Leben in eine Frau verliebt, diese die Liebe allerdings aus vollkommener Selbstsucht nicht erwidert. Das Zeugnis dieser Enttäuschungen sind Hass und Verzweiflung, wenn nicht sogar der Tod.

Murakami

Bildquelle: http://archive.tehelka.com/story_main51.asp?filename=hub241211Read.asp

Ähnlich verhält es sich auch mit der Erzählung Yesterday, dessen Titel an den Kulthit der Beatles angelehnt. Sie berichtet von einem jungen Studienanwärter, welcher sich aus reinem Interesse zu einem Baseballverein den Kansaidialekt angelernt hat. Da sich die Beziehung zu seiner Freundin immer mehr auflöst, lässt er seinen Freund, den Erzähler dieser Geschichte, mit ihr ausgehen. Auch allgemein kommt der Frau in diesem Erzälwerk zwar eher eine Nebenrolle zu, die jedoch insgeheim eine Schlüsselrolle einnimmt – so ist es stets die Frau, welche den ersten Schritt von Betrug und Verrat einnimmt, ihren Mann (vielleicht auch ungewollt) hintergeht und das Leben des Mannes in neue Bahnen wirft, so wie es etwa auch in der Geschichte “Kinos Bar” ist – die Frau im Leben des Protagonisten wird zu einer Momentaufnahme, sie definiert den Wendepunkt im Leben des jeweiligen Protagonisten.

Murakami spricht auch in diesem Buch ein Lesepublikum an, welches sich mit Lebensenttäuschungen konfrontiert sieht, und in eine Gesellschaft hineingeboren wurde, in der Hoffnungslosigkeit als natürlicher Teil des Lebens kommentarlos zu akzeptieren ist – vielleicht findet sich hier auch die Schwäche seines Erzählwerks, sind es doch die Protagonisten, die sich fast ausnahmslos ihrem traurigen Schicksal hingeben ohne eine Mine zu verziehen…es fehlt der literarische Rebell, der dem Männern ohne Frauen eine Art Hoffnungsschimmer gibt, eine Rückwendung zum Positiven, die auch dem Leser eine neue Perspektive bietet.


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