Wie bringt man eine Katze nach Großbritannien?

Wie bringt man eine Katze nach Großbritannien?

Das Auswandern innerhalb der EU scheint paradiesisch einfach zu sein. Keine Visapflicht, Meldefreiheit, keine Arbeitserlaubnis vonnöten. Also scheinbar keinerlei bürokratische Hürden. Für Menschen, sicher. Für Tiere, nun ja. So einfach, wie ich es mir am Anfang meiner Vorbereitungen vorstellte war das ganze Unterfangen leider nicht. Da meine deutsche Seele sich immer noch mal absichert, beließ ich es zum Glück nicht bei meiner ersten Idee, die zusammengefasst so aussah: Katzen transportsicher in handelsüblichen Boxen verstaut, Billigflugtickets geschnappt, rein in den Flieger und ab nach England. Klingt gut, aber is nich ganz so einfach. Meine Recherchen bei Google und Co. führten mich in zahlreiche Portale, gut gemeinte, aber wenig hilfreiche Heimtierseiten, Infoseiten von Tierärzten usw. Und da ging der Spaß schon los. Wirklich nützliche Informationen waren rar gesät. Auf etlichen Seiten fand ich lediglich den Hinweis, dass seit Kurzem Hunde und Katzen nicht mehr in eine 6-monatige Quarantäne gesteckt werden, sobald sie britischen Boden betreten (d.h. vielmehr deren Besitzer). Puh, Glück gehabt. Die einzige Anforderung für die Einfuhr wäre die Impfung gegen Tollwut und die normalen Katzengebrechen. Das klang doch vernünftig.

Also schnappte ich mir meine beiden Rabauken und wurde bei der Tierärztin meines Vertrauens vorstellig. “Na ja, Moment”, raunte mir die kompetente Dame zu, als ich ihr mein Vorhaben schilderte. “Laut unserer Broschüre benötigen Sie nicht nur die Impfungen, sondern sowohl einen Mikrochip, als auch einen neuen Heimtierpass. Außerdem noch eine Bandwurmbehandlung 5 Tage vor Abreise und vergessen Sie nicht, dass zwischen Impfung und Ausreise mindestens 21 Tage liegen müssen.” Mir schwante Übles. Ich sah nicht nur die Reisekosten in die Höhe schnellen, sondern auch meine Kätzchen einem mehr als unangenehmen Prozedere ausgeliefert. ”Das machen wir alles gleich heute. Hintereinander weg.” Ich schluckte und fühlte mich plötzlich wie eine Art Rabenmutter. Doch seltsamerweise ließen die beiden alles vollkommen anstandslos über sich ergehen, ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben. “Sie sollten sich trotzdem noch einmal bei der zuständigen britischen Behörde informieren, denn hier stehen noch weitere Dinge, die zu beachten sind.” Gut, das reichte fürs Erste. Es galt also noch einiges herauszufinden. Mit rund 150 Euro war ich dabei und meine Tierchen waren jetzt stolze Besitzer eines schmucken EU-Passes und hatten mir, die ich seit Jahrzehnten keinen Reisepass mehr besitze, damit Einiges voraus.

Nun hieß es, weiter recherchieren und ich entschied mich der Logik halber erst einmal die Fluggesellschaften easyjet und airberlin anzuschreiben, ob und wie der Katzentransport nach Großbritannien vonstatten geht. Ein paar Tage später blinkten die ersten Nachrichten in meinem Mailpostfach auf. Nach einem ellenlangen Erklärungsschreiben, folgte der entscheidende Satz: “Leider ist der Transport von Haustieren nach Großbritannien auf unseren Flügen nicht gestattet.”, hieß es da in etwa. Oh je, das fing ja gut an. Also musste eine Alternative her und ich begann andersherum zu suchen, d.h. nach Fluglinien, die den Transport anboten. Und siehe da, die gute alte Lufthansa, bekannt dafür, ihre Maschinen mehr am Boden als in der Luft zu halten,  pries auf ihrer Internetseite den Transport von Tieren aller Art, auch in der Flugkabine an. Sofern die Transportboxen den vorgeschriebenen Maßen entsprechen, die Katze sich bequem darin um die eigene Achse drehen kann und für Wasser und Snacks gesorgt ist, könne man diese bequem unter den Vordersitz schieben und hoffen, dass der Passagier darauf kein Allergiker ist. Doch die Gutsten verschwiegen prompt, oder ließen es zumindest nicht auf den ersten Blick erkennen, dass auch hier wieder Ausnahmen bestanden. Und diese Ausnahme hieß: Großbritannien.

Das gibt es doch nicht! Langsam wurde ich sauer. Konnte mir denn niemand eine Auskunft geben, wie man es nun anstellte? Die Katzen hier zu lassen, kam überhaupt nicht in Frage. Zur Sicherheit fragte ich trotzdem bei Lufthansa nach und wandte mich in der Zwischenzeit ebenfalls an das britische Departement for Environment, Food & Rural Affairs (kurz DEFRA). Da ich von der Lufthansa außer einer kurzen Bestätigungsmail tagelang nichts hörte, rief ich kurzerhand die Hotline an und erfuhr von der freundlichen Dame am anderen Ende der Leitung ein weiteres interessantes Detail: “Der Transport ist möglich, wird aber leider nicht von der Lufthansa selbst, sondern von einem Dienstleister durchgeführt. Bitte wenden Sie sich an diesen, aber da werden Sie heute wohl keinen mehr erreichen.” Okay, aber vielleicht ließ sich im Vorfeld ja wenigstens schon mal etwas über besagte Firma herausfinden und eventuell eine Preisübersicht ergattern.

Da ich den Namen wohl nicht richtig notiert hatte, brauchte ich wieder eine kurze Ewigkeit, um die nächste Information ausfindig zu machen: Der Tiertransport nach Großbritannien erfolgt grundsätzlich nicht auf Passagierflügen, sondern kann nur im Rahmen eines Cargofluges durchgeführt werden. Hierfür gibt es deutschlandweit nur wenige renommierte Unternehmen, die dafür infrage kommen und auch von der britischen Regierung autorisiert sind. Eines davon ist die sogenannte Pet Air GmbH. Da auf deren Webseite jedoch keine Preise zu finden waren und die Einreisebestimmungen lediglich für Hunde galten, schickte ich auch dorthin wieder eine Mail. Noch am selben Abend erhielt ich Antwort. Und ich bekam einen Riesenschock! Hier mal der Wortlaut dieser Mail:

Sehr geehrte Frau Röfke,
Danke für ihre Anfrage aber leider ist ein Transport über uns nur ab Frankfurt bis nach London Heathrow möglich.
Die Kosten ab Frankfurt nach London für beide Katzen liegen bei ca. 1000,-EUR.

Abholung in Berlin ist möglich aber mit höheren Kosten verbunden.

Danke
Mfg
Wow! Das war ja mal ne Ansage. Nicht nur, dass ich die Katzen erst einmal nach Frankfurt am Main bringen müsste, das nicht gerade um die Ecke liegt und diese dann auch noch in London abholen und von dort den weiten Weg nach Norden transportieren dürfte, nein, der ganze Spaß würde mich auch noch richtig arm machen. Das konnte noch nicht die Lösung sein, aber ich war tatsächlich der Verzweiflung nahe. Die Schnitzeljagd schien noch nicht zu Ende zu sein. Es musste doch eine Alternative geben. Zumindest meldete sich das DEFRA bei mir zurück und listete mir alle nötigen Bestimmungen auf, die ich auch schon von meiner Tierärztin kannte. Das war ja zumindest schon mal erledigt. Ich überlegte hin und her und fragte mich, ob wir vielleicht doch eher den Landweg mit Auto und Fähre nehmen sollten. Tja, aber da hatte ich wieder ein winziges Detail übersehen, denn die DEFRA verlangte nicht nur die einschlägigen Gesundheitsnachweise, nein, auch sämtliche Reisemittel mussten autorisiert sein. Und damit nicht genug, denn natürlich betraf das auch die Reiserouten, denn auch diese waren ganz genau festgelegt. Auf der Internetseite des Departements war man zumindest so freundlich, die Liste mit den genehmigten Transportfirmen und Routen zum Download zur Verfügung zu stellen.

Nun begann das Ganze auch noch richtig in Arbeit auszuarten, denn es galt zunächst einmal, in aller Ruhe herauszufinden, welche Reisemöglichkeiten überhaupt in Betracht kamen, die Szenarien durchzuspielen und diese dann mit der besagten Liste abzugleichen. Auch hier versuchte ich das Pferd nicht von hinten aufzuzäumen, was mir zugegebenermaßen nicht auf Anhieb gelang. Wenn wir also die Fähre nehmen würden, wo wären die besten Häfen gelegen, um so schnell, unkompliziert und günstig wie möglich in den Norden Englands zu kommen? Meine Geografiekenntnisse versagten vollständig.

Da gab mir mein Engländer den entscheidenden Hinweis. “Es wäre ganz gut, wenn wir in Hull anlegen würden, denn von da aus ist es nicht mehr weit bis nach Hause.” Aha, Hull also. Jetzt war es relativ einfach, denn ich fand im Prinzip auf Anhieb eine Fährverbindung, die mir machbar erschien. Rotterdam hieß das Ziel. Von hier aus setzten P&O Ferries ab, die auch, und jetzt kommt es, na? Hunde und Katzen nach Großbritannien mitnehmen.Und das sogar in großen, eigens belüfteten Transportboxen, in denen sich die Schmusetiger nach der langen, anstrengenden Fahrt die Beine vertreten könnten. Na bitte! Jetzt musste ich zur Sicherheit nur noch nachsehen, ob auch die britische Regierung damit einverstanden war und siehe da! Autorisiert und abgesegnet. Das hätten wir also schon mal.

Dann überlegte ich weiter. Von Berlin aus könnten wir uns ein Auto mieten, damit nach Rotterdam fahren und es dort wieder abgeben. Circa 7 Stunden Fahrt, mit Päuschen vielleicht 8 bis 9. Aber irgendetwas gefiel mir daran noch nicht so recht. Was, wenn es sich auf der Strecke staut, unvorhersehbare Ereignisse eintreffen, die dazu führen, dass wir die Fähre verpassen, abgesehen von der langen Strecke, die ich als einzige Rechtsfahrerin allein bewältigen müsste? Und am Ende würde uns das ganze Vergnügen wohl auch ein paar Hunderter kosten. Nee, das war noch nicht das Richtige. Aus reiner Neugier rief ich die Seite der Deutschen Bahn auf. Im Grunde erwartete ich restlos überteuerte Tickets und unmögliche Verbindungen, aber nein, das Sparticket für den IC für schlappe 59 Euro pro Person strahlte mich an. Okay, ein Umstieg in Hannover war dabei, mit gerade einmal 4 Minuten Zwischenraum, aber da mehrere Züge fuhren, konnte man ja zur Sicherheit auch einen früheren nehmen. Das klang ziemlich gut, denn der Zug würde auch seine sechseinhalb Stunden benötigen. Für Katze und Mensch also kein Unterschied. Natürlich ist mir bewusst, dass es für die Kleinen alles andere als angenehm werden wird, aber die Aussicht auf ein großes Haus mit Garten und viel Freilauf in hübscher englischer Landschaft wird, denke ich, für alles entschädigen. Fortsetzung folgt….



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