Wie Banken Kleinsparer ganz gezielt schädigen

Ein Frankfurter Ökonom hat nachgewiesen, dass deutsche Banken ihren Kunden gezielt Aktien unterjubeln, die sie selbst loswerden wollen. Besonders betroffen sind vermögende Privatkunden. Von Frank Stocker


Banken haben derzeit nicht das beste Image. Umso mehr tun sie alles, um dies zu ändern: Sie geben sich geläutert, geloben Besserung, inszenieren sich als servile Dienstleister ihrer Kunden. Doch genau dies sind sie offenbar nicht. Vielmehr ist ihnen der eigene Gewinn stets wichtiger als das Kundenwohl. Zumindest legt dies eine umfassende Studie nahe, die nun öffentlich wurde.Falko Fecht, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management, hat darin nachgewiesen, dass Banken ihr eigenes Gewinnziel ganz klar über die Bedürfnisse ihrer Kunden stellen und dabei auch nicht davor zurückschrecken, ihren Kunden Schaden zuzufügen.Zumindest gilt dies für die großen Banken, die auch Eigenhandel mit Aktien betreiben, und noch mehr für jene, die zusätzlich für ihre Kunden auch die Verwaltung kompletter Vermögen übernehmen.Fecht, der zeitweise auch als Forschungsprofessor bei der Bundesbank tätig ist, hat dazu umfassende Datensätze analysiert, die er von der Bundesbank erhalten hat. Diese erfassen sowohl die Aktienbestände, die eine Bank in den eigenen Büchern hält, als auch jene, die sie für Kunden verwaltet, aufgeschlüsselt nach einzelnen Aktien.
102 Banken hat er untersucht und dabei eine interessante Entdeckung gemacht: "Wenn der Bestand einer bestimmten Aktie in den Büchern der Bank von einem Quartal zum nächsten zurückgegangen ist, dann tauchen genau diese Aktien plötzlich in den Depots der Kunden dieser Bank auf", sagt Fecht.Umgekehrt jedoch gilt dies nicht: Wenn der Bestand einer Aktie bei den Kunden zurückgeht, dann übernimmt sie nicht die Bank, sondern sie werden offenbar über die Börse verkauft.

Banken schieben Aktien an Kunden ab


Wenn ein Institut also Aktien loswerden möchte, dann verkauft es diese nicht über die Börse, sondern schiebt sie den eigenen Kunden unter. Besonders klar ist dieser Effekt bei jenen Instituten, die ihren Kunden gleichzeitig auch aktives Vermögensmanagement anbieten, die ihnen also die komplette Verwaltung des Vermögens anbieten.Dies ist nur logisch, denn hier ist es leicht, Aktien zu verschieben. Meist erhalten solche Kunden nur am Ende jedes Quartals eine Übersicht darüber, welche Aktien in ihren Portfolios sind. Was zwischendurch passiert, wird meist nicht mitgeteilt.Zudem hat Fecht festgestellt, dass vor allem Aktien kleinerer Unternehmen, die an der Börse nicht so liquide sind, an die Kunden weitergegeben werden. Daraus ergibt sich für ihn auch eine mögliche Erklärung: "Wenn eine Bank größere Aktienpakete an der Börse verkaufen möchte, dann droht sie sich damit selbst den Preis kaputt zu machen." Je illiquider eine Aktie, umso stärker wäre dieser Effekt. Reicht sie die Papiere dagegen an die eigenen Kunden weiter, bleibt diese Preisreaktion aus.Dies alles wäre nun an sich noch kein Skandal. Schließlich könnte die Bank ganz selbstlos jene Aktien an die Kunden weitergeben, die sie für besonders aussichtsreich hält. Sie könnte also in Vorleistung gehen und dann, wenn die Zeit gekommen ist, ihren Kunden gewinnträchtige Aktien übergeben. Doch leider ist dies nicht so, und auch dies konnte Fecht nachweisen.Dazu hat er untersucht, wie jene Aktien, die an die Kunden weitergegeben wurden, sich entwickelten und wie sich andererseits jene Aktien entwickelten, die bereits in deren Portfolios waren. Das Ergebnis ist deutlich: "Die untergejubelten Aktien lagen im Folgequartal im Durchschnitt einen Prozentpunkt hinter denjenigen, die Kunden nicht von der Bank erhalten haben", hat Fecht ausgerechnet. Die Bank gibt also ganz offensichtlich jene Aktien an ihre Kunden weiter, die sie selbst nicht mehr haben möchte, weil sie sie für Verlustbringer hält.

Bei kleineren Instituten besser aufgehoben


Schließlich hat Fecht auch noch untersucht, wie sich die Kundenportfolios insgesamt bei den einzelnen Banken entwickelt haben. "Und dieses Ergebnis hat uns aus den Socken gehoben", sagt Fecht. "Die Aktien von Kunden bei Banken mit Eigenhandel erzielen eine signifikant schlechtere Rendite als jene ohne Eigenhandel."Die Konsequenz wäre also, dass Kunden – vor allem Vermögende – jene Banken meiden sollten, die gleichzeitig auch Eigenhandel betreiben. Bei kleineren Instituten wären sie demzufolge besser aufgehoben, auch wenn diesen meist unterstellt wird, dass sie nicht nahe genug am Markt sind und nicht genug Marktkenntnisse haben, die sie an die Kunden weitergeben können.Ein Punkt macht diese Schlussfolgerung jedoch fragwürdig und die Studie angreifbar: Die Daten, auf denen die Ergebnisse basieren, stammen aus den Jahren 2005 bis 2009. Aufgrund des Umfangs der Daten sei eine schnellere Analyse jedoch nicht möglich gewesen, sagt Fecht. Zudem habe er die Ergebnisse zunächst auf diversen Fachkongressen vorgestellt und diskutieren lassen, um wirklich ganz sicher sein zu können, dass sie hieb- und stichfest sind. Auf der Basis dieser Diskussionen sei die Studie auch in großen Teilen noch einmal umgeschrieben worden.

Seit 2009 hat sich viel getan


So ergeben die Daten aber nur, dass die Banken ihre Kunden in der Vergangenheit offensichtlich geschädigt haben. Gleichzeitig hat sich seit 2009 in der Bankenwelt aber viel getan. Die Institute beteuern heute beispielsweise allesamt, dass sie überhaupt keinen Eigenhandel mit Aktien mehr betreiben. Dort, wo sie selbst noch Aktien in den Büchern hätten, gehe dies auf ihre Tätigkeit als Broker für die Kunden oder die Marktpflege zurück, zu der sie verpflichtet seien, um die Liquidität zu garantieren.Die Abgrenzung zwischen diesen Aufgaben und dem Eigenhandel, bei dem die Bank auf eigene Rechnung spekuliert, um Rendite zu erzielen, ist jedoch schwierig bis unmöglich. Fecht bezweifelt daher auch die Aussage, dass die großen Banken keinen Eigenhandel mehr betreiben: "Ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Eigenhandel komplett eingestellt wurde."Als Nächstes will sich Fecht übrigens die Fondsgesellschaften vornehmen. Er will untersuchen, ob auch jene Gesellschaften, die zu einer Bank mit Eigenhandelsaktivitäten gehören, gezielt jene Aktien in die Fonds ihrer Kunden packen, die die Bank selbst loswerden möchte. Und die Datensätze dazu, die er untersuchen wird, reichen von 2007 bis heute.(Quelle: Die Welt)

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