WhatsApp: Die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber

Von Klaus Ahrens

Nein, es geht nicht um den Sultan vom Bosporus und seine treue, wenn auch eher fanatische Islamisten-Anhängerschaft – obwohl der alte Spruch von Stoiber da auch ganz gut passt. Original stammt er ja auch nicht von Stoiber, sondern von Bertolt Brecht.

Es geht aber hier weniger um Politik, sondern mehr um den Messenger WhatsApp, der trotz aller Bedenken gegen die datenräuberische App nicht von den Smartphones der Deutschen herunter zu kriegen ist.

Der Grund hat wenig mit der Funktionalität des Programms zu tun, was WhatsApp kann, können viele andere Messenger auch, und das sicherer und datenschonender – teilweise sogar mit offengelegtem Quellcode.

Aber was nützt der beste Messenger, wenn man darüber die Freunde und Bekannten nicht erreichen kann, weil die eben nur WhatsApp nutzen? So mancher hat es tapfer probiert und ist reumütig wieder bei WhatsApp eingestiegen, damit er seinen Bekanntenkreis wieder über einen einzigen Messenger mit „Statusmeldungen“ wie Foodporn und bunten Emoticons versorgen kann.

Gedanken wie „Ich hab ja nix zu verbergen“ oder „Die anderen machen es doch auch…“ helfen ihnen über die mangelnde Datensicherheit, rechtliche Unsicherheit und lästige Werbung hinweg. Da sind wir dann wieder bei den Kälbern, die zur Ausschlachtung ihrer Daten anstehen.

Und da wird es dann doch auch politisch. Alle Sozialen Netzwerke, Messenger oder ähnliches Zeug mit nennenswerter Verbreitung stammen nämlich zurzeit aus den USA, woran man merkt, dass Frau Merkel nicht gelogen hat, als sie das Internet seinerzeit als „Neuland“ für die Politik bezeichnete. Das scheint es aber auch immer noch zu sein.

Deutsche Politik kennt nur Top-Down

Es ist offensichtlich ja auch politisches Prinzip in Deutschland, dass gute Startups so gut wie keine wirksame Unterstützung für ihre innovativen Lösungen bekommen – in Deutschland greift man lieber zu veraltetem Schrott, der mit der Macht von Großkonzernen und der Unterstützung der Politik von oben nach unten (top down) in den Markt gezwungen wird.

Denken Sie zum Beispiel mal an Dieselfahrzeuge und Elektroautos. Eigentlich kein gutes Beispiel, denn bekanntlich sitzt der Auspuff von deutschen Elektro-Fahrzeugen ja an einem Kohlekraftwerk irgendwo im Lande.

Schaut man dann aber auf die Deutsche Telekom, die aktuell munter mit Milliarden-Subventionen der Politik statt der angesagten echten Glasfasern überholte Kupferkabel im Boden verbuddelt, um das Land so angeblich in eine sichere digitale Zukunft zu bringen, wird der Wirkmechanismus klar.

Das geschieht nämlich nach Ansicht von Fachleuten nur, damit die Deutsche Telekom, die zu großen Teilen dem Staat gehört, dank Vectoring nichts von dem Kuchen an ihre Wettbewerber abgeben muss.

Es ist doch kein Wunder, dass eine bei den Zukunftstechnologien so unbeleckte politische Elite (Lachnummer der letzten Jahre: Digitalkommissar Oettinger) es nicht schafft, deutschen oder europäischen Startups mit guten Geschäftsmodellen dabei auch regulatorisch zu helfen, einen angemessenen, insbesondere lokalen europäischen Markt für sich zu erobern.