Was würde auf meiner Liste stehen?
Welche Punkte müsste ich unbedingt und auf jeden Fall noch abhaken?
Als Tessa eröffnet worden ist, dass sie den Kampf gegen ihren Krebs verloren hat, kann sie das nicht hin nehmen, denn sie muss gelebt haben, bevor sie bereit ist zu sterben.
Sie erstellt eine Liste mit Dingen, die sie noch unbedingt machen möchte.
Dieses Buch ist ein Liebesgeständnis an das Leben selbst. Es erzählt uns nicht davon, wie schlimm das Sterben ist, sondern wie schön das Leben ist.
Ein Mädchen für das es keine Regeln mehr gibt, und die sich doch so sehr welche wünscht, denn das würde bedeuten am leben zu sein. Zu leben.
Manchmal verrückt, manchmal wütend- findet kein Ventil für diese große Angst, die sie empfindet, versucht auszubrechen aus ihrem eigenen Körper und es gelingt ihr doch nicht.
Ich hab mich manchmal schwer getan, Tessas Verhalten zu verstehen, nachzuvollziehen.
Es scheint so gemein, wenn sie ihren Vater schlecht behandelt, der doch nur an ihrem Leben festhält und versucht ihr zu helfen.
Aber damit befinden wir uns in der Rolle des Vaters, denn auch wir wollen nicht akzeptieren, dass es keine Hilfe mehr gibt, kein Wundermittel, kein Wunder, dass sie am Leben erhalten wird. Das leben zerrinnt ihr zwischen den Fingern, und Tessa weiß das ganz genau- und hat es akzeptiert.
Erstaunlich wie die Sterbenden besser damit klarkommen, dass sie sterben werden als die, die noch am leben sind.
Aber es ist verständlich, dass sie wütend ist, wütend über die Ungerechtigkeit, und diese Wut muss sie rauslassen. In diesem Fall trifft es meistens, die Menschen, die einem am nächsten sind.
Es ist unfair, dass jeder andere weiterleben kann, dass sie jetzt schon die Menschen, die sie liebt, vermisst und das Wissen, dass diese ohne sie weiterleben können, dass sie kein Teil mehr davon sein wird, ist so erschlagend, so erschütternd und zerreißend. Es ist die knallharte Wahrheit, wie soll man sich da fühlen?
Darf ich mir überhaupt ein Urteil bilden? Was kann ich schon darüber sagen, denn nicht bei mir steht der Tod tagtäglich mit Gewissheit vor der Tür.
Dieses ganze Buch war ein Konflikt, und am meisten hat es mich bei ihr und Adam getroffen.
Darf sie ihn an sich ranlassen, dürfen sich die beiden lieben, obwohl klar ist, dass sie bald sterben wird?
Ist es nicht egoistisch gegenüber Adam, ihn in eine solche Situation zu bringen, ihm dieses Gefühl zu geben, um ihn dann zu verlassen?
Aber ist es nicht schrecklich ihr das nicht zu gönnen und zu wünschen?
Es ist ergreifend, wie Tessa all diese großen Dinge noch erleben möchte, aber dabei merkt, wie schön und wichtig die kleine Dinge sind. Wie viel Schönheit sie besitzen, dir ihr fehlen wird.
Schwäne, Schnee, Birnen, Bäume.
Was mich nachdenklich gestimmt, ist ihre Liste. Sind das wirklich die Dinge, die man unbedingt noch erlebt haben möchte, bevor man stirbt?
Die, worauf es ankommt? Ist eine Straftat wirklich das, was einem wichtig erscheint? Etwas zu klauen? Ist das das einzige was mir einfallen würde, so "kurz" vor meinem Tod?
Von ihrer Liste habe ich mir mehr erwartet, auch wenn sie "erst" 16 ist.
Je mehr man liest, desto kürzer werden die Kapitel bzw desto größer werden die Abschnitte.
So hat man am Ende nur noch wenige Sätze und große Abschnitte, genauso wie es um Tessas Leben bzw. Atemzüge steht.
Die letzten Kapitel haben mich noch einmal so fest in ihren Bann gezogen, dass ich nicht umhin kam, die ein oder andere Träne zu verlieren. Mit Tessa zu leiden und mit ihrer Familie.
Die letzten Atemzüge bei Tessa zu sein, so nah habe ich mich ihr gefühlt. Eine sehr gewaltige, bildreiche Sterbensszene. So schön wie ich sie noch nie gelesen habe.
Im Vordergrund steht nicht das Leid und Sterben, sondern wie wichtig es ist, zueinander zu halten, zu lieben, zu genießen, zu leben und stark zu bleiben.