Wettkämpfe im Alter

Von Walter Kraus
Die meisten Läufer sehen gerade in Wettkämpfen eine besondere Herausforderung, sie geben zusätzlich auch den nötigen Motivationskick fürs Training. Wer kennt das nicht: sobald man sich an einem Wettkampf angemeldet hat, bekommt das Training einen höheren Stellenwert und es fällt einem leichter, bei Kälte, Dunkelheit, Nässe oder überhaupt die Intervalle zu laufen. So auch im Alter. Doch einiges solltest du dabei wissen!
Auch wenn viele Menschen ein Problem mit dem Älterwerden haben und bei jedem Dekadensprung in eine tiefere Depression verfallen, freuen sich manche Läufer regelrecht, wenn sie älter werden und in eine neue Altersklasse rücken. Ein kleiner psychologischer Vorteil von Läufern. Denn mit 60 Jahren ist man der jüngste in der Altersklasse der über 60-Jährigen! In der 50er-Klasse war man bis dato das älteste Semester und klar im Nachteil. Außerdem werden in jeder weiteren Klasse immer weniger Läufer und die Chancen auf ein Stockerlplatz steigen.

Besser werden im Alter?

Und ob das möglich ist, doch es kommt natürlich darauf an, wann du mit dem Laufen begonnen hast. Bist du ein „ewiger Läufer“, der sich in den letzten Jahrzehnten von einer persönlichen Bestzeit zur nächsten hochgearbeitet hat, dann wirst du dir im Alter schwertun, noch weitere Steigerungen zu erzielen. Auch wenn du dann keine Bestzeiten mehr aufstellst, wirst du wahrscheinlich trotzdem deutlich besser sein als viele andere LäuferInnen. Denn mit den Trainingsjahren steigt die Effizienz des Trainings.
Startest du jedoch erst spät in deinem Leben, dann kannst du auf alle Fälle eine deutliche Leistungssteigerung in den ersten paar Jahren erwarten. Wie wir wissen, wirkt Training unabhängig vom Alter. Irgendwann holt dich jedoch der natürliche Altersgang ein und der Leistungszuwachs, den du durchs Training aufbaust, wird durch den Leistungsabbau des Alters geschluckt.
Wettkämpfe sind jedenfalls für jeden Läufer eine Motivation, den Schweinehund zu überwinden und die nötige Konsequenz fürs Training aufzubringen. Damit kämpft wohl jeder Läufer! Sobald man sich für einen Wettkampf anmeldet, findet man die Zeit und die Energie fürs Training.

Kurze Wettkämpfe

Ich bin ja generell der Befürworter der kurzen Wettkämpfe. Es ist nämlich (unabhängig vom Alter) genauso mühsam, wenn vielleicht sogar schwieriger, seine 5km-Zeit zu verbessern, wie einen Marathon zu finishen. Kurze Wettkämpfe werden vom Bewegungsapparat leichter verdaut und man kann sie öfters machen. Die Schnelligkeit ist für mich eine wichtige Voraussetzung, damit man längere Distanzen auch schneller und/oder entspannter laufen kann.
Das gilt natürlich auch für ältere Läufer. Wenn da nicht das nötige Training wäre. Denn das Training für kürzere Distanzen erfordert auch vermehrt (hoch)intensive Belastungen. Und wie wir vor kurzem gehört haben, sollte man im Alter mit den schnellen Einheiten sparsam umgehen. Machst du sie dennoch, dann braucht der Körper länger, um sich davon zu erholen. Wenn dir das bewusst ist und du dir die dementsprechende Erholungszeit gibst, dann wirst du mit kurzen Wettkämpfen sehr viel Freude haben und wahrscheinlich auch sehr viele Pokale gewinnen!

Lange Wettkämpfe

Ich behaupte ja, dass der Laufsport, und im speziellen der Marathonlauf bzw. sehr lange Läufe, eine „Alterserscheinung“ ist. Zumindest im Breitensport. Je älter die Läufer, desto eher kommen sie ans Ziel. Das bedingt einerseits das Trainingsalter (man braucht viele Kilometer in den Beinen und vor allem viel Zeit), andererseits wird das lange Laufen im Alter immer attraktiver, weil man es als Entspannung, Energie tanken oder Hirn durchlüften nützen kann. Zumindest erlebe ich es so an mir und sehr oft an den von mir betreuten Läufern.
Die Motivation ist bei einem Marathon natürlich viel größer als bei einem 5km-Lauf. Auch das Training ist meist weniger intensiv und belastend für den Bewegungsapparat. Obwohl sehr viele lange Läufe am Plan stehen, ältere (oder ewige) Läufer verkraften lange, langsame Dauerläufe leichter, weil sich ihr Bewegungsapparat über Jahre darauf adaptiert hat.
Doch auch in diesem Fall gilt im Alter: lass dir ausreichend Zeit mit langen Wettkämpfen, wenn du erst mit dem Laufen begonnen hast! Wie schon erwähnt, brauchst du dafür viele Laufkilometer, die der Körper vertragen muss!

Trailläufe

Obwohl ich manchmal etwas sarkastisch über Trailläufer spreche, das Laufen abseits von asphaltierten, ebenen Straßen hat schon etwas für sich! Denn im Gelände und auf unebenem Untergrund läuft es sich nicht so monoton wie auf der Straße und es ist weniger belastend für den Bewegungsapparat. Für ältere Läufer bedeutet das, dass sie mehr laufen „dürfen“, ohne sich zu überlasten.
Und als Wettkampf können Trailläufe auch eine riesige Herausforderung sein. Egal welche Distanz man in Angriff nimmt, sobald Höhenmeter dabei sind und man keinen Vergleich zu einem anderen Lauf hat, wird jeder Lauf zu einem einzigartigen Wettkampf und vor allem zu einem Erlebnis. Der Leistungsdruck ist dadurch auch weniger hoch, da man sich eben mit früheren Leistungen nicht vergleichen kann. Meist sogar nicht mit dem ein und demselben Wettkampf vergleichbar, den man mehrmals gelaufen ist. Denn auch die Rahmen- und Wetterbedingungen haben bei Trailläufen einen viel größeren Einfluss als bei einem Straßenrennen.
Lust bekommen auf einen Wettkampf? Melde dich gleich an einem an und du wirst noch mehr Freude bei deiner eh schon Lieblingsbeschäftigung haben!


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