Wettkampfbericht 12. Potsdamer RBB-Drittelmarathon | Impressionen

Von Lehmann59a

Foto: keep-on-running.de/

Letzten Sonntag war es endlich wieder so weit. Knapp 2150 Laufverrückte gingen beim alljährigen Potsdamer RBB-Drittelmarathon an den Start. Persönlich war es mal wieder ein voller Erfolg. Sowohl leistungstechnisch, als auch der ganze Tagesablauf an sich. Ein kurzer Rennbericht. Plus: Ein ausführlicher Filmmitschnitt. Viel Spaß!

Lief alles RBB! Rund & B wie Bombig

Sonntagmorgen. Diesmal nicht ganz so früh wie sonst. Das ist der Heimvorteil. Endlich mal nicht nach Berlin juckeln müssen. Dieses Mal ging’s vor heimischer Kulisse auf die Strecke durch die Potsdamer City! Außerdem ist es ja jetzt Ende April früh morgens um 6 Uhr schon hell. Da fällt es gleich viel leichter schon sooo früh am Sonntag Bestzeiten hinterher zu jagen. Auch wenn ich vom Biorhythmus her gesehen, eher der Abendtyp bin. Aber gut. Was palaber ich hier. Im Grunde geht es ja wegen der längeren Grundlagenläufe eh fast immer früh raus an den Sonntagen.

Da ich die unmittelbare Wettkampfernährung im Gegensatz zum Berliner Halbmarathon leicht modifiziert hatte, gab es diesmal früh ehr wenig zu beißen. Dafür gab es von Donnerstag bis Samstag ausreichend Energie für die Glykogenspeicher. Natürlich nicht im Übermaß. Wir sind ja noch nicht im Marathon-Modus. Insofern genügte ich mich am Wettkampfmorgen mit 1-2 Toast mit Honig, Kokosfett und 1-2 Tassen grünem Tee. Es war ein Test, der sich im Nachhinein als tauglich erwies. Diesmal gehörte ich nicht zu den aufgescheuchten Toilettengängern, die eine Minute vor Startschuss noch an zwölfter Stelle in der Toilettenwarteschlange nervös zuckend versuchten, die Muskeln warmzuhalten. Oder wie man das halt immer nennen mag. Anscheinend denkt jeder, dass kräftiges Muskelklatschen und rumzappeln den Muskeln den besonderen Kick verpassen?! Ich eingeschlossen. Aber gut! Jedem das seine…

Kurzer Exkurs: Habt ihr eigentlich ein Ritual, dass ihr unmittelbar vor dem Startschuss vollzieht? Irgendein mentales Mantra? Ich nämlich seit dieser Saison ja! Aber das verrate ich natürlich nicht.;)

Gut. Nach dem obligatorischen Warm-Up reihte ich mich gegen 9:55 Uhr in die vorderen Reihen ein. Noch ein kurzer Blick ins Feld. „Wer könnte hier eventuell mein Level haben?“
PENG! Pünktlich 10 Uhr feuerte RBB-Sportmoderatorin Jessy Wellmer mit der Startpistole zum GO GO GO!

Peng. Startschuss! Hast du den Urinstinkt des Herdentriebs im Griff?

Auch wenn es ein leidiges Thema ist. Für diesen Lauf hatte ich es mir fest vorgenommen, nicht zu schnell anzurennen. Ja ich weiß. Wie oft sagt man sich das, um dann doch wieder im Kenianer-Style den ersten Kilometer in Weltjahresbestzeit laufen zu wollen. Ich sag’s ja immer wieder. Das ist noch der vorhandene Herdentrieb-Uinstinkt von unseren Vorfahren. Wenn alle schnell rennen, muss man das ja schließlich auch. …

Statschuss zum 12. RBB-Drittelmarathon (Foto: Max Saurma)

Startschuss!

Touchee! Diesmal aber konnte ich diesen Ur-Instinkt relativ gut im Zaum halten, sodass ich, wie schon beim Freiberger Campuslauf, erst einmal einige Läufer ziehen lassen habe, um mein eigenes Wettkampftempo zu finden. Über den gesamten Rennverlauf gesehen, fühlte ich mich eigentlich recht frisch. Die Berganpassagen im Gegenwind waren wie immer hart aber da muss ja jeder durch. Gleiches Leid für alle!

Viele tausend Gedankenschnipsel spielen Achterbahn im Kopf

Ansonsten waren die Laufbedingungen optimal. Nicht zu heiß und dabei gerade im letzten Drittel schön schattig in Babelsberg. Die Zuschaueruntestützung war wie immer top! Aufgrund meiner Leistungsentwicklung, laufe ich nun meistens in kleineren Gruppen oder alleine im vorderen Feld, sodass man noch mehr vom Tohuwabohu drum herum mitbekommt. Gut – das ist natürlich auch ein bisschen geflunkert. Mr. Tunnelblick lässt einem ja doch meistens wenig bis auf die innere Stimme mitkriegen. Und die ist dafür umso lauter! Deshalb sollte man sie unter Kontrolle haben. „Du schaffst das!”; „Du fühlst dich gut!“ …..“Komm schon, richtig ausatmen, lass die Schnappatmung weg. Raus aus der Komfortzone!!…“ – Naja und halt die vielen anderen tausend Gedankenschnipsel die während des Wettkampfs im Kopf Achterbahn spielen.

Jedenfalls konnte ich den angestrebten Sub 4er Schnitt konsequent durchlaufen. Wenn ich mir die Videosequenzen im Profil anschaue, kann ich mit meinen Laufstil über weite Strecken zufrieden sein. Kein Abknicken in der Hüfte. Mittelfußaufsatz. Die Kadenz über weite Strecken relativ hoch gehalten. Allerdings offenbaren die Aufnahmen 1-2 Schwachpunkte, an denen ich weiterhin arbeiten muss.

“Aufgereiht” kämpft jeder für sich! (Foto: Max Saurma)

Weiterhin an Schwachstellen arbeiten!

Da wäre zum einen mein Armschwung, der meiner Meinung nach, noch zu passiv ausgeprägt ist. Das zweite Defizit sehe ich in der Schrittlänge, die sicherlich mit dem Kniehub bzw. der Aktivierung des Hüftbeugers zu tun hat respektive limitiert ist. Im Wettkampffilm bei Minute xx sieht man es deutlich, was ein „raumgreifender Schritt“ ausmachen kann. Die Erstplatzierte der Frauen – Kathrin Hielscher – überholt mich hierbei eindrucksvoll.

Insgesamt bin ich mit meiner Leistung an diesem Tag zufrieden. Mein Ziel unter 56 Minuten zu laufen habe ich geschafft. Am Ende ging es in 55:54 Minuten durchs Ziel. Platz 30. (6. AK) und immerhin 77 Sekunden schneller als im Vorjahr.

Treppchenambitionen respektive Visionen

Auf’s Treppchen will doch insgeheim jeder Einmal oder? Es muss ein geiles Gefühl sein. Nein nicht weil man sich vor allen Anderen feiern lassen kann. Das Gefühl und die Bestätigung, dass sich kontinuierliches Training & Fokus auszahlen. Das meine ich! Von daher sag’ ich es ganz offen: Mein Ziel oder besser meine Vision ist es einmal beim RBB-Lauf auf dem Treppchen zu stehen. Wenn ich mir die Zeiten der letzten 5 Jahre anschaue, müsste man mindestens eine 48er Zeit laufen. Das bedeutet: 3:25min pro Kilometer. Momentan liegt mein Status Quo bei 3:58min pro Kilometer. Mein langfristiges Trainingsziel wird demnach darauf ausgerichtet sein, diese halbe Minute innerhalb der nächsten Jahre schließen zu können. Das wäre der Wahnsinn! Mittlerweile habe ich ja selbst schon eine kleine Traditionsvergangenheit beim RBB-Lauf.

RBB-Premiere 2011 – Einer von Vielen!

2011 nahm ich zum ersten Mal teil. Total stolz finishte ich in 1:10h als 644er. Das war gleichzeitig mein erster Volkslauf überhaupt. Das Wort Training hatte ich bis dato schon Mal gehört. Lag mir aber noch fern. Beindruckt von der Atmosphäre und gepackt vom Lauffieber, meldete ich mich natürlich gleich für 2012 an. Zwar konnte ich meine Premierenzeit um 2 Minuten auf 1:08 verbessern. Jedoch konnte man auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht von einem ganzheitlichen Trainingsplan sprechen. Noch völlig blau hinter den Ohren, kippte ich mir u.a. erst einmal einen Eiweißshake vor dem Start rein. Weil kommt ja lässig- dachte ich damals… Prompt bekam ich auf der Strecke die Quittung und musste aufgrund von starken Seitenstechen teilweise gehen. Oh man schon irgendwie ulkig aber auch ziemlich hirnrissige Aktion.

Auch 2013 war ich wieder mit von der Partie. Trotz der mäßigen Vorbereitung in Neuseeland – von Oktober 2012 bis März 2013 lebte und reiste ich im Land der Kiwis herum – steigerte ich mich auf ein 1:03h. “Mensch es wird ja langsam”, stolzierte ich zufrieden und gut gelaunt über die Ziellinie. Läufertechnisch war 2013 für mich DAS Findungsjahr. Ich beschloss das Ganze etwas fokussierter zu verfolgen und plante für 2014 Großes. Dank der Trainingshilfe der Sigma RC.11 trainirte ich zum ersten Mal nach Training.- bzw Herzfrequenzzonen und unterbot beim 11. RBB-Lauf, in einer Endzeit von 57 Minuten,  zum ersten Mal die Stundenmarke. Was für eine Endzeit werde ich wohl 2016 erreichen können??

2011 ► 1:10h

2012 ►1:08h

2013 ►1:03h

2014 ►00:57h

2015 00:55:54h

2016 00:??:??h

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An dieser Stelle auch noch einmal besten Dank an mein Keep-on-running Support-Team. Insbesondere an meinen persönlichen Kameramann #Ole

Eine Anekdote habe ich noch. Im Verlauf der zweiten Hälfte des Rennens spielte sich (mal wieder) ein Zweikampf zwischen mir und Robert Janke (MSV Bauten 04) ab. Das ist schon richtig witzig. Seit ungefähr 1-2 Jahren laufen wir uns bei den Laufevents buchstäblich immer im Wettkampf über den Weg. Mal gewinnt er. Mal kann ich das Rennen für mich entscheiden. Auch dieses Mal tauchte er ab der Mitte des Rennens wieder auf und überholte mich. „Nicht der schon wieder“, dachte ich mir und konnte mir trotz Beißens ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen.

Ob ich ihn doch noch stellen konnte? Wer hat konnte den Zweikampf diesmal für sich entscheiden? Schaut es euch an. Hollywoodreif. Nein Spaß. Aber auf jeden Fall eine coole Anekdote am Rande. Das sind eben diese vielen kleinen Läufergeschichten, die sich fernab des großen Ganzen abspielen. Dafür laufen wir!

So und nun Film ab. 

Keep on running! Weitere Bestzeiten sollten folgen. Bleibt gesund.