"Wie oft wir Meteorologen in diesen Tagen gefragt werden, ob es das jetzt gewesen sei mit dem Sommer, das kann man gar nicht zählen", klagen die Erfinder des Wetters aus dem Wörterbuch unterdessen selbst. Immer wieder müsse man dann antworten, dass der normale mitteleuropäische Sommer "ein Gemischtwarenladen" sei, zu dem "Phasen mit heißen Abschnitten" ebenso gehören wie "kühleres, wechselhaftes Wetter".
Viele Menschen draußen in den Starkregenfluten wissen das schon nicht mehr - eine Folge der Vorhersage, dass die Sommer etwa für Mitteldeutschland immer trockener und heißer werden würden. Brandenburg verdörrt, Sachsen verdampft, Starkregen spült Mecklenburg in die Ostsee. Nichts hält sich an den langjährigen Durchschnitt, der früher aus vielen "warm" und "kalt" zustande kam und dadurch immer genau in der Mitte lag.
Heute ist die Mitte das Maß, an dem alles gemessen wird. Und alles abseits der Mitte ist "zu warm" oder aber "zu kalt" und also kein ganz gewöhnlicher Vorgang mehr, sondern ein Ereignis wie die Labelung heftiger Regenfälle als "Starkregen". Mit Regen allein machen sie dich ein, heißt es in der Haushymne des Wetterdienstes, die Jungvorhersagen in der ersten Zwischenprüfung zur Melodie von "Schöne Maid hast Du heut´für mich Zeit" vortragen müssen. Deren Ende lautet übrigens: "Mit Starkregen dagegen bist du schlau / gleich wieder in der Tagesschau".