Ein Erbe führt sie an die Küste, wo Stille spricht und Wunden flüstern. Zwischen Tonbändern und salziger Luft findet sie mehr, als sie je suchte.
Cover von Westküstenliebe – Wendepunkt im Nordseekoog
Ein Haus am Meer, ein Hauch Vergangenheit –und die Chance, sich selbst neu zu begegnen.
Eine Geschichte, die das Herz still werden lässt – und es dann umso lauter schlagen lässt – Es gibt Geschichten, die wehen wie eine sanfte Brise durch die Seele – und es gibt Geschichten, die einen so tief berühren, dass sie wie eine warme Nordseeflut über einen hinwegrollen und etwas im Innersten ins Wanken bringen. „Westküstenliebe – Wendepunkt im Nordseekoog“ von Sandy Dobelstein ist genau so ein Roman. Ein Roman, der mehr ist als eine schöne Liebesgeschichte in malerischer Küstenkulisse. Es ist eine stille, kraftvolle Einladung, über Wurzeln, Identität und zweite Chancen nachzudenken. Mit leiser Melancholie, tiefem Gefühl und einer Geschichte, die sich langsam, aber eindringlich entfaltet, nimmt Sandy Dobenstein und mit in eine Welt voller Erinnerungen, unausgesprochener Wahrheiten und der heilenden Kraft der Liebe – zu einem Ort, der mehr als nur geografischer Schauplatz ist: der kleine Nordseekoog, ein fiktiver Ort zwischen Himmel und Horizont, wird zum Spiegel der inneren Wandlung. Wenn du jetzt neugierig geworden bist, dann nehme ich dich mit ins Dithmarsche. Auf geht’s…
Wenn ein Brief alles verändert – Anna Weber ist eine Frau, die ihr Leben im Griff hat. Karriereorientiert, strukturiert, klar – ein Leben in Excel-Tabellen und perfekt geplanten Terminen. Ihre Welt besteht aus Businessoutfits, Personalstrategien und klaren Entscheidungen. Ihre Karriere als Headhunterin ist nicht nur ihr Beruf – sie ist Identität und Schutzschild zugleich. Doch dieses perfekt geplante Leben gerät ins Wanken, als sie einen mysteriösen Brief erhält
Doch dann kommt dieser eine Brief. Ein Nachlassverwalter. Eine fremde Frau, die ihr etwas hinterlässt. Und eine Bedingung, die für Anna zunächst wie ein schlechter Scherz klingt: vier Wochen im Lieschen-Koog, einem kleinen Ort an der Nordsee – allein mit einer alten Reetdachkate und ein paar Tonbändern.
Schon mit ihrer Ankunft an der Nordseeküste verändert sich etwas. Der salzige Wind, die Weite der Marsch, die knorrigen Bäume – und dann Wilm Martens. Wilm ist nicht der typische Love-Interest aus einem Liebesroman. Er ist geerdet, ruhig, verständnisvoll, trägt seine eigenen Fragen und Wunden mit sich. Zwischen Anna und ihm entsteht keine stürmische Romanze, sondern eine Verbindung, die langsam wächst – wie Ebbe und Flut. Ehrlich, vorsichtig, tief. Wilm ist nicht der Retter in glänzender Rüstung, sondern einer, der mit offenen Augen sieht, mit dem Herzen hört und Anna nicht festhält, sondern ihr den Raum gibt, selbst zu entdecken, was sie wirklich will.
Doch was zunächst nach Pflichtprogramm klingt, entpuppt sich bald als emotionaler Weckruf. Die Tonbänder von Beeke Lorenzen erzählen keine einfachen Geschichten. Sie sind durchzogen von Erinnerungen, Sehnsüchten und Fragen, die Anna tief erschüttern. Wer war diese Frau? Und warum wusste Anna nichts von ihr?
Beekes Stimme, ihre Geschichten, ihre Andeutungen – sie holen Anna aus ihrer Komfortzone. Nicht nur räumlich, sondern emotional. Was anfangs wie eine Pflichtaufgabe erscheint, wird nach und nach zu einer Reise zu sich selbst. Mit jeder Kassette offenbart sich ein Stück Vergangenheit, das Anna mehr mit Beeke verbindet, als sie je für möglich gehalten hätte.
Und dabei gelingt es Sandy Dobelstein auf feinfühlige Weise, mehrere Zeitebenen miteinander zu verweben – ohne künstliche Dramatik, aber mit viel Tiefe. Es geht um das Erbe von Erinnerungen, um unausgesprochene Wahrheiten, um das, was uns im Innersten prägt – auch wenn wir davon gar nichts wissen. Und es geht um Vergebung. Gegenüber anderen – und sich selbst.
Zwischen Marsch, Möwen und Mitgefühl – Was Sandy Dobelstein auf diesen Seiten entfaltet, ist ein feinfühlig gezeichnetes Geflecht aus Vergangenheit und Gegenwart, in dem sich die Puzzlestücke erst nach und nach zusammenfügen. Mit der „Klönstuuv“, der windgebeugten Reetdachkate, hat die Autorin einen magischen Ort geschaffen – voller Geheimnisse, Wärme und Geschichte. Es ist ein Haus, das zuhört. Und eines, das Anna zuhören lässt – nicht nur Beeke, sondern endlich auch sich selbst.
Ein Roman voller Herz, Tiefe und überraschender Wendungen – Sandy Dobelstein gelingt es auf bemerkenswerte Weise, mit großer Sprachsensibilität und feinem Gespür für emotionale Zwischentöne eine Geschichte zu erzählen, die lange nachhallt. Ihre Beschreibungen der norddeutschen Landschaft sind atmosphärisch dicht – man hört das Kreischen der Möwen, spürt das Watt unter den Füßen, sieht die Reetdachhäuser im Licht der untergehenden Sonne.
Dabei ist das Setting nicht nur Kulisse, sondern trägt die Geschichte – als würde der Wind selbst manchmal die richtigen Fragen stellen oder die richtige Antwort heranwehen. Es sind die kleinen Gesten, die leisen Sätze, die Blicke über die Marschlandschaft, die mehr sagen als ganze Dialoge. Und es sind die Tonbänder, die mit jeder neuen Aufnahme mehr enthüllen – nicht nur über Beeke, sondern über Anna selbst.
Die Autorin spielt mit Gegensätzen: Stadtleben vs. Land, Karriere vs. Stillstand, Flucht vs. Ankommen. Und doch ist nichts davon plakativ oder überzeichnet. Alles bleibt glaubwürdig, menschlich und tief berührend. Besonders bemerkenswert: die vielschichtige Entwicklung der Protagonistin. Anna beginnt diese Reise als Fremde – nicht nur im Lieschen Koog, sondern auch in ihrem eigenen Leben. Doch am Ende erkennt sie: Manchmal ist ein Wendepunkt nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas Echtem.
Charakterlich ist Anna eine Heldin wider Willen. Keine klassische Sympathieträgerin am Anfang, aber gerade dadurch authentisch. Ihre Wandlung ist nachvollziehbar und tiefgreifend – eine Entwicklung, die leise beginnt, aber umso nachhaltiger wirkt. Wilm dagegen überzeugt mit seiner stillen Stärke. Er ist kein Märchenprinz, sondern ein Mann mit Vergangenheit und Verantwortung – und vielleicht gerade deshalb so berührend.
FAZIT: Zwischen Vergangenheit und Gegenwart – eine Geschichte mit Tiefe – Dieser Roman bekommt von mir eine absolute – also eine 100%ige – Leseempfehlung. „Westküstenliebe – Wendepunkt im Nordseekoog“ ist ein stilles, emotional kraftvolles Juwel, das tief ins Herz geht. Sandy Dobelstein erzählt keine laute Geschichte – sie erzählt eine echte. Mit Figuren, die sich nicht in Idealbilder fügen, sondern mit ihren Brüchen und Zweifeln berühren. Mit einem Setting, das nicht nur atmosphärisch, sondern beinahe heilsam wirkt. Und mit einer Handlung, die uns daran erinnert, dass das Leben manchmal einen Umweg braucht, damit wir am richtigen Ort ankommen.Der Roman ist ein Plädoyer dafür, sich selbst nicht zu verlieren – in Pflichten, in Erwartungen, in der Geschwindigkeit des Alltags. Und er ist eine Liebeserklärung an das Zuhören: nach innen, nach außen, in die Vergangenheit, ins Herz. Die Tonbandaufnahmen sind ein zentrales Element der Geschichte – sie stehen sinnbildlich für das, was in vielen Familien unausgesprochen bleibt: Geheimnisse, Ängste, Schutzmechanismen. Und doch offenbaren sie letztlich Liebe. Eine Liebe, die über Generationen hinweg wirkt. Eine Liebe, die heilt.
Wer Geschichten liebt, die nicht schreien, sondern flüstern – die nicht nur unterhalten, sondern berühren – der wird in diesem Buch ein Zuhause auf Zeit finden. Ein Roman wie ein Nordseetag: rau und klar, überraschend und voller Licht. Und mit einem leisen, aber sicheren Versprechen: Manchmal beginnt ein neues Leben genau dort, wo man am wenigsten danach gesucht hat. Mir bleibt jetzt nur noch dir eine schöne Zeit im Dithmarschen mit diesem tollen Buch zu wünschen, denn „Manchmal müssen wir einen Ort finden, der uns nichts sagt, um etwas zu hören, das wir längst vergessen haben.“ – Ein Gedanke, den dieses Buch auf jeder Seite in uns wachsen lässt.
Wieder lege ich ein sehr tolles Buch beiseite. Es hätte noch viel weiter gehen können… Aber sie wird wohl noch lange in meinem Kopf rumgeistern. Denn ich liebe diese Gegend, wo sie spielt einfach. Jetzt schau ich mal, was ich auf meinem Reader als Nächstes finde. Bleibt also neugierig und bis bald 
