weshalb wir sendungen aus unserer kindheit noch immer lieben.

Von Natasha Neverland @natashanvrlnd

die alljährlichen weihnachtsfeiertage stehen vor der tür und es dauert nur noch 32 tage, bis wieder heiligabend ist. in den meisten supermärkten findet man schon jetzt so einiges an schokonikoläusen, adventskalendern und geschenkideen und es wird auch nicht mehr lange dauern, bis das erste mal das lied “last christmas” von wham! unseren gehörgang penetriert und versucht, uns in weihnachtliche stimmung zu bringen.
mal abgesehen von dem ganzen shopping-wahn und den chaotischen familienfesten, ist dies doch tatsächlich die schönste zeit des jahres. wann sonst kann man so unbeschwert plätzchen backen, heisse schokolade trinken und sich mit glühwein zuschütten?

vor einigen tagen habe ich bei facebook die veranstaltung “start der sendung weihnachtsmann & co. kg” gesehen und aus neugier mal nachgeschaut, wer von meinen facebook-freunden auf den “teilnehmen”-button gedrückt hat. zu meiner grossen überraschung waren das einige. insgesamt sind 14.200 personen daran interessiert, 75.200 haben angegeben, dass sie teilnehmen, also die sendung schauen werden. ich bin die teilnehmerliste durchgegangen und habe anhand der profilbilder festgestellt, dass die teilnehmer grösstenteils erwachsene menschen sind.

ich habe mich gefragt, weshalb wir uns als erwachsene menschen noch immer für sendungen aus unserer kindheit interessieren? beim versuch, dies zu beantworten, habe ich ein kleines bisschen recherchiert und mir überlegt, aus welchem grund ich als kind völlig gefesselt vor dem fernseher sass und die abenteuer des weihnachtsmannes und seinen helfern verfolgte.

als erstes ein paar fakten zur sendung:

weihnachtsmann & co. kg (originaltitel: le monde secret du père-noël, englischer titel: the secret world of santa claus) ist eine 26-teilige zeichentrickserie, die seit dem 10. dezember 1997 erstmals und seit 2002 jährlich zur weihnachtszeit im deutschsprachigen raum auf super RTL gezeigt wird.

der weihnachtsmann und seine drei elfen trixi, jordi und gilfi wohnen am nordpol und produzieren mit der “spielzeug-maschine” spielzeuge für kinder, um diese dann pünktlich zum weihnachtsfest zu verteilen.

oft aber stehen ihnen der böse grantelbart und sein assistent gugor im weg. diese versuchen durch fiese pläne, den weihnachtsmann daran zu hindern, alle geschenke pünktlich auszuliefern. zum glück aber hat der weihnachtsmann seine drei fleissigen elfen und den eisbären balbo, die ihn jederzeit unterstützen.
(quelle: wikipedia)

dieses jahr startete die sendung am 21.11. um 19:15 uhr auf super RTL. jede folge dauert knapp eine halbe stunde und trägt einladende und neugierig machende titel wie “der glücksbringer” oder “mission im weltraum.”
die charaktere erfüllen auf sympathischste art und weise so ziemlich jedes (weihnachts-) klischee.

angefangen beim weihnachtsmann, der genau so aussieht, wie man ihn sich vorstellt. er hat einen langen, weissen bart, trägt den üblichen roten mantel, schwarze stiefel und eine mütze. er ist etwas fester gebaut, humorvoll und immer freundlich.

gilfi hat in den ersten folgen, im gegensatz zu den anderen elfen, noch keine magischen kräfte und muss sich diese zuerst verdienen.

jordi ist der “techniker” unter den elfen. er wird als intelligent und erfinderisch dargestellt, entwickelt stets neue spielzeuge oder repariert bei bedarf auch mal die “spielzeug-maschine.”
er besitzt die fähigkeit, sich in tiere zu verwandeln.

trixi ist die einzige weibliche gestalt in diesem team, die regelmässig vorkommt. sie hat blonde haare, trägt ein kleid und kann als einzige elfe fliegen und sich unsichtbar machen. sie versteht alle sprachen und kann auch mit tieren kommunizieren.

balbo der eisbär wirkt etwas schusselig und ungeschickt. laut wikipedia hat ihn der weihnachtsmann eines tages bei sich aufgenommen, da balbo seine eltern verloren hat.

grantelbart ist ein bösewicht, wie er im buche steht. er ist der nachbar des weihnachtsmannes und versucht immer wieder, diesen an seiner arbeit zu hindern, in dem er ihm sämtliche probleme in den weg stellt. vielfach verfolgt er den weihnachstmann und versucht, ihm seine aufgaben zu vermiesen. grantelbart hasst weihnachten, steht jedoch auf rockmusik. er ist kahlköpfig, hat einen grauen, ungepflegten bart und ist gesamthaft ziemlich unsympathisch.

sein helfer gugor ist ein troll. er wird oftmals von grantelbart schlecht behandelt und herumgeschubst. manchmal sucht er hilfe beim weihnachtsmann, vielfach ist er aber auch einfach nur gemein zu ihm.

die drei renntiere rudolf, donner und blitz bringen den weihnachtsmann dank des fliegenden schlittens an jeden erdenklichen ort der welt.

nun, was macht die sendung so unwiderstehlich? weshalb freuen sich knapp 75.000 menschen darauf, sich jeden abend um 19:15 uhr vor den fernseher zu setzen und sich eine neue folge anzusehen?

fangen wir beim intro an. vor jeder folge ist dieses lied zu hören. es wird von einem mann gesungen, im hintergrund hört man eine hohe frauenstimme, die ihn begleitet.
am anfang wird der weihnachtsmann gefragt, weshalb er so schlau ist und den wunsch von jedem kind so genau kennt. danach wird er dafür gelobt, dass ihm kein weg zu weit ist, dass er, ob nah ob fern, alle kinder gerne beschenkt. später ist noch zu hören, wie ihm ein brief geschrieben wurde, in dem erwähnt wird, dass ihn alle kinder lieben. zum schluss wird dies nochmal mit dem satz “weihnachtsmann, wir lieben dich!” betont.

das video, bzw. das, was in dem intro zu sehen ist, ist vor jeder folge identisch. man sieht, mitten im nirgendwo einer schneelandschaft, das haus des weihnachtsmannes, sowie die spielzeugfabrik und die tannenförmige start- und landebahn der renntiere. es wird auf fantasievolle art und weise gezeigt, wie die spielzeuge in der “spielzeug-maschine” hergestellt werden. dazu entwirft gilfi sie als erstes am computer, danach kommen sie auf einem laufband aus der maschine heraus. es wird auch gezeigt, wie der weihnachtsmann und seine helfer in einer reihe stehen oder im schlitten sitzen und sorglos lachen, was dem zuschauer natürlich schon mal ein gutes gefühl gibt. grantelbart kommt in dem intro auch vor, er wird kurzerhand vom schlitten umgestossen und im schnee begraben. dies wiederum symbolisiert den erfolgreichen kampf gegen das böse und ich weiss noch, wie ich bei dieser szene immer schadenfreudig lachen musste.

ich habe mir die zeit genommen und einige folgen analysiert. das prinzip ist durchgehend das gleiche und schleicht sich wie ein roter faden durch die ganze sendung, was dementsprechend auch das erfolgsrezept zu sein scheint und der grund dafür, dass sich tausende von kindern, jugendlichen und erwachsenen jedes jahr auf den start der sendung freuen.

in ziemlich jeder folge passiert etwas “böses” oder “schlechtes”, das der weihnachtsmann und seine helfer dann ausbaden müssen, was den kindern, bzw. den zuschauern unbewusst das gefühl gibt, dass das gute immer über das böse siegt. angesichts der tatsachen, was tagtäglich im echten leben auf dieser welt passiert, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, einmal täglich für eine halbe stunde das gefühl zu haben, dass alles immer irgendwie gut wird. die sendung zeigt auch, wie wichtig der zusammenhalt unter freunden ist und wie unwichtig die herkunft, das geschlecht oder die rasse.

doch, warum lieben wir sendungen aus unserer kindheit? 
ganz einfach: weil sie uns das gefühl geben, für einen kurzen augenblick zurück in diese zeit gehen können. zurück in die zeit, in denen mama und papa unsere vorbilder waren und alle “probleme” für uns lösen konnten. zurück in die zeit, in der man auf dem sofa eingeschlafen und im bett aufgewacht ist. zurück in die zeit, in der wir unsere weihnachtswünsche auf einen zettel schrieben, an den “weihnachtsmann” schickten und am 24. dezember voller freude und unbeschwertheit die geschenke öffneten.

ich werde mir die zeit nehmen, das smartphone aus der hand legen, mich in eine wolldecke einrollen und mir mit der unschuld eines kindes die folgen ansehen. ich werde mir die zeit nehmen, für jeweils eine halbe stunde am tag, wieder kind zu sein.

namasté.