Ladies & Gentlemen,
die Umfragewerte für Bundesaussenminister und Parteichef Westerwelle (FDP) sind auch nach der Sommerpause weiterhin tief im Keller. Von ca. 16 % rutschte die FDP auf gerade mal 5 % ab. Wenn also am Sonntag die Wahl zum Bundestag stattfinden würde, müsste die FDP, die sich anschickte eine Volkspartei zu werden, vor der 5%-Hürde und damit um den Einzug ins Parlament zittern. Verständlich, dass sich das Parteivolk höchst unzufrieden mit der Parteiführung zeigt.
Was soll man auch von einem Politiker halten, der vor den Wahlen auf den Marktplätzen mit der Ankündigung von Steuersenkungen seine Stimme heiser schrie, und anschließend in Regierungsverantwortung nichts, aber auch gar nichts, von dem umzusetzen in der Lage ist?
Ein Jahr nach der letzten Bundestagswahl nimmt man es Guido Westerwelle nicht mehr ab, wenn er argumentiert, dass die CDU-FDP-Koalition eben einen Fehlstart gehabt hätte, der aber bald wieder ausgebügelt werden könne. Westerwelle wird zunehmend scharf von den eigenen Parteifreunden kritisiert. Für den Imageverlust der FDP wird ganz allein seine Person verantwortlich gemacht. Sehr unzufrieden mit dem Erscheinungsbild der Partei äußerte sich unlängst Hessens FDP-Chef Hahn. Er verlangt, dass sich Westerwelle künftig aus der Innenpolitik heraushält und sich ausschließlich auf sein Ministeramt konzentriert.
Was also machte Parteichef Guido Westerwelle falsch? Wie kam es, dass er sich auch als Außenminister keiner Beliebtheit erfreuen kann, - hatten doch in den vergangenen Jahrzehnten Deutschlands Außenminister stets zu jenen Politiken mit den besten Umfragewerten gezählt?
Meine Meinung: Als sich die FDP vor gut einem Jahr noch die Oppositionsbänke drückte, war es hauptsächlich dem Verdienst Westerwelles zuzuschreiben, dass es mit der FDP in geradezu unglaublicher Weise aufwärts ging. Nachdem aber dann nach den Wahlen die FDP zusammen mit Kanzlerin Merkel Regierungsverantwortung übernehmen konnte, wurde Westerwelle vermutlich aufgrund seines riesigen Erfolges maßlos: Er wollte alles und noch viel mehr! Doch bald musste er schmerzlich realisieren, dass seine wirtschafts- und finanzpolitischen Ambitionen mit den Aufgaben des Parteichefs und dem Chef des Auswärtigen Amtes unmöglich in Einklang zu bringen waren. Genau deshalb gilt Westerwelle heute als gescheitert. Ich finde das sehr schade, weil ich nach wie vor sehr viel von dem Mann mit den herausragenden Fähigkeiten und den genialen Visionen halte. --- Peter Broell