Wertvolle Hoffnungsträger: Stammzellen aus Nabelschnurblut

Wertvolle Hoffnungsträger: Stammzellen aus Nabelschnurblut

Ganz grosse Hoffnungen in einer winzig kleinen Zelle

“Lass Blut aus der Nabelschnur entnehmen und aufbewahren”, sagte mir vor nun über neuen Jahren mein Vater, kurz bevor unser Grosser auf die Welt kam. “Das kann man heutzutage machen und du kannst nie wissen, wofür du es vielleicht einmal brauchen kannst.” Damals konnte ich diesen Ratschlag kaum einordnen, war mit ganz anderen Dingen beschäftigt und … ich liess das Nabelschnurblut nicht entnehmen. Auch 22 Monate später – bei der Geburt des Kleinen – tat ich es nicht. Heute würde ich mich vielleicht anders entscheiden.

Erst kürzlich wurde in den Medien anlässlich des Schweizer Kongresses für Gynäkologie und Geburtsthilfe in Lugano das Schweizer Zentrum zur Vorbeugung der Alterung Nescens vorgestellt, welches nun neu auch mit der Swiss Stem Cell Bank zusammenarbeitet und eine Vorreiterrolle in der Schweiz für Krankheits-Behandlungen mit Stammzellen übernehmen will. Dies hat mir das Thema wieder in Erinnerung gerufen:

Weshalb sind Stammzellen so wertvoll?

Nabelschnurrestblut ist das kindliche Blut, das nach der Abnabelung in der Plazenta und der Nabelschnur selber als Rest zurück bleibt. Wertvoll ist es, weil es Stammzellen enthält, die sich in verschiedene Arten von Blutzellen und Abwehrzellen entwickeln und fast beliebig vermehren können. Aufgrund dieser Eigenschaften können Stammzellen für den eigenen Körper verwendet oder aber in andere Menschen transplantiert werden, wo sie das blutbildende System und das Immunsystem wieder aufbauen und Leukämien, Immunerkrankungen und Stoffwechselerkrankungen heilen können.

Wie können Stammzellen gewonnen und aufbewahrt werden?

Stammzellen aus Nabelschnurblut können nach der Geburt gesammelt und tiefgefroren werden, um diese eventuell später zu verwenden. In flüssigem Stickstoff bei äusserst tiefen Minustemperaturen können sie über Jahre gelagert werden. Die Aufbewahrung erfolgt entweder über eine öffentliche Nabelschnurblutspende (wie eine normale Blutspende) oder als gezielte familiäre Nabelschnurblutspende (z.B. für ein bereits erkranktes älteres Kind) oder aber auch als reine private Nabelschnurblutspende für den Fall der Fälle.

Öffentlich spenden oder nur für den Eigenbedarf?

Als Eltern hat man grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder spendet man das Nabelschnurblut einer öffentlichen Bank oder aber lässt sie für einen allfälligen Eigenbedarf in einer Privatbank konservieren. Im ersten Fall können die Stammzellen weltweit allen Patienten gespendet werden, bei einer Privatbank hingegen hat der Spender das alleinige Anrecht auf die Zellen. Dafür zahlen Eltern rund 3000 Franken. Für gezielte familiäre Nabelschnurblutspenden erhält man in Geburtskliniken individuelle Unterstützung.

Ethisch fragwürdig oder menschlich nachvollziehbar?

Private Blutbanken geraten immer wieder in die Kritik: Es könne ethisch als fragwürdig betrachtet werden, wenn Eltern nur für das eigene Kind spenden. Insbesondere wenn die Wahrscheinlichkeit für den Eigenbedarf gemäss Studien sehr, sehr klein sei, während andere Menschen dringend eine Spende brauchten. Nichtsdestotrotz: Immer mehr Eltern entscheiden sich dafür, weil sich in den nächsten Jahren die Einsatzmöglichkeiten und Behandlungen mit Stammzellen weiter entwickeln werden. So wurde zum Beispiel am Inselspital in Bern nachgewiesen, dass sich Stammzellen aus der Plazenta in Nervenzellen verwandeln können. Sollte sich dies in der Zukunft in klinischen Studien bestätigen, so wäre es durchaus denkbar, dass der Nutzen der Eigenspende von Nabelschnurblut stark zunimmt, da diese Stammzellen dann auch für die Behandlung von vielen anderen Erkrankungen wie Alzheimer, Herzinfarkt oder Diabetes eingesetzt werden könnten.

Was hält Ihr vom Aufbewahren von Nabelschnurblut? Gibt es jemand unter Euch, der es gemacht hat und etwas mehr dazu berichten möchte?

Weitere Informationen findet Ihr unter folgenden Links:


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