Ausstellungsbeschreibung
In Werner Pawloks Bildserie METRO-POLE wird das flüchtige, zuweilen fast traumhafte Erleben einer fremden Umgebung, auch die Anonymität moderner Stadtbilder thematisiert. Pawloks „Snapshots“ sind häufig nur durch irgendeinen Zufallsreiz veranlasst. Durch einen nachgeschalteten aufwendigen Bearbeitungsprozess gewinnt das Ausgangsmaterial eine komplexe Bildstruktur.
In der utopischen Erzählung „Die unsichtbaren Städte“ von Italo Calvino beschreibt der Kaiser Kublai Khan die imaginären Städte seines Tartarenreiches und beauftragt Marco Polo mit ihrer Entdeckung: „Du wirst bei deinen Reisen feststellen, ob es sie gibt.“ Fast könnte man sich als Betrachter der METRO-POLE aufgefordert fühlen, es Marco Polo nachzutun. Was zeigen diese Bilder? Was verbergen diese Orte?
Je näher man auf die Arbeiten zutritt, je mehr lösen sie sich in opake Farbfelder auf, erscheinen als Formflächen einer fiktiven Malerei. Werner Pawlok ist häufig unterwegs, seine Projekte führen ihn in Städte, verstreut auf die halbe Welt. Heute ist das Reisen, wohin auch immer, selbstverständlicher Alltag geworden, meist aber eingezwängt in Termine und von Zeitnot getrieben. Ein Blick aus dem Taxi ersetzt die individuelle Erkundung von Stadträumen. Das flüchtige, zuweilen fast traumhafte Erleben der fremden Umgebung, aber auch die Anonymität moderner Stadtbilder wird in Pawloks Bildserie zum eigentlichen Thema. Pawlok setzt bei METRO-POLE eine kleine Digitalkamera ein, manchmal auch nur das Handy, zum spontanen snapshooting, häufig nur durch irgendeinen Zufallsreiz veranlasst. Er gewinnt auf diese Weise das Rohmaterial für einen aufwendigen und oft langwierigen Verarbeitungsprozess. Wie häufig in Pawolks fotografischem Werk ist dem Ausgangsmaterial eine vielstufige Bearbeitung nachgeschaltet, die eine komplexe Bildtextur erzeugt. Der flüchtige Augenblick liefert demnach weniger das zufallsgenerierte Motiv, sondern bildet die thematische Unterhaut der Arbeiten. In diesem Sinne entwirft die Bildserie METRO-POLE auch eine Anatomie der Ruhelosigkeit.
Werner Pawloks Sprache als Künstler ist vielstimmig, in mehr als dreißig Jahren unter immer neuen Vorzeichen erprobt. Den Ausschnitt bestimmen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, ganz einfach: nicht suchen, finden. Wenn das gelingt, ist kein anderes Ergebnis denkbar, die Präsenz des Geschaffenen dominiert, macht jede Alternative vergessen. Werner Pawlok blickt auf ein künstlerisches Schaffen zurück, das stets diesen einen Punkt, diesen Moment gesucht hat. Die Arbeiten von Pawlok zeugen von einem unablässigen Willen zur Überwindung technischer Grenzen, der fortwährenden Neugier auf das noch unbeschrittene Neuland. Festzulegen ist er nicht, einzugrenzen schlecht – und genau deshalb immer wieder überraschend. Doch sobald er die Dinge zur Perfektion getrieben hat, wendet er sich anderen Themen zu. Dabei wählt Pawlok die technische Umsetzung, die ihm die Idee eines Projekts am besten auszudrücken scheint. Technische Perfektion ist nicht das Ziel, sondern Mittel zum Zweck, die handwerkliche Präzision dient als selbstverständliche Grundlage für den eigenständigen Gestus. Ob Polaroidtransfer auf Leinwand oder Cibachrome im Leuchtkasten, ob Schwarz-Weiß- oder Farbfotografie – beeindruckend ist die Vielschichtigkeit des fotografischen Schaffens.
Quellen: Galerie AEA, Pressemitteilung des Ateliers Werner Pawlok
- Website des Fotografen und Künstlers Werner Pawlok
Wann und wo
Galerie AEA
Art et Architecture
Gesellschaft zur Vermittlung von Kunst und Architektur mbH
Johannisstraße 3
10117 Berlin
8. Februar bis 26. April 2013