Die Reise im italienischen Passagierschiff „Victoria“ dauerte nur vier Wochen, da der Suezkanal geöffnet war. Sonst hätten wir um das Kap der Guten Hoffnung fahren müssen. Wäre aber immer noch preisgünstiger gewesen als Fliegen. Als ich dann also mit Eltern und Geschwister in Genua ankam (ich war noch ein kleiner Junge) staunte ich erst mal. Schlichtweg alles war vollkommen anders als auf der Insel Borneo (in Indonesien), wo ich geboren und aufgewachsen war. Es gab Bäume, aber sie waren anders, es gab Häuser, sie waren auch anders, und die Leute sahen auch anders aus.
Wir kamen also heim in die Schweiz, und ich war froh, dass ich zumindest etwas gleiches hatte, wie die Anderen Kinder: ich konnte schweizerdeutsch sprach. Dachte ich. Denn als ich mich in der Schulklasse als neuer Schüler vorstellte, lachte erst mal die ganze Klasse herzhaft. Der gestrenge Lehrer mit Namen Witzig sorgte rasch für Ruhe, aber ich war sehr verdutzt. Nun, ich redete halt eine Art Berndeutsch und die anderen Kinder dort Zürichdeutsch. Auch da reden zwar alle gleich, aber trotzdem schon von Ort zu Ort ein wenig anders.
Ich lebte jetzt also in einem ganz kleinen Land, aber von Kanton zu Kanton war alles anders: der Lehrplan, die Sauberkeit, die Denkweise. In der Schule durften wir Bauernhöfe basteln aus bunten Ausschneidebogen. Dabei lernte ich, dass der typische Hof im Jura komplett anders aussieht, als der im Baselland. Nur fünfzig Kilometer weit auseinander!
Heute wurden in unserer Welt viele Unterschiede durch die Globalisierung verwischt. Auch Fernseher und Internet trugen dazu bei.
Ich mache allerdings dazu folgende interessante Beobachtung:
Die sichtbaren und hörbaren Unterschiede sind geringer geworden. Das heißt, der Baustil, die Mode, die Autos oder die Musik werden weltweit ähnlicher, ebenso die Sprache (englisch) gleicht sich an. Die ganz offensichtlichen Unterschiede nehmen also ab.
Beim Geschmack und Geruch geht es viel langsamer: jeder bleibt gerne bei dem Lieblingsessen, das er als Kind gern gehabt hat. Einmal was Exotisches haben alle gern, aber dann schnell zurück zum Gewohnten. Auch exotische Gerüche bleiben exotisch. Diese beiden Sinne sind wohl archaischer! Eine Ausnahme bildet da nur das Fastfood mit dem hohen Fettanteil (genetisch finden das alle gut?) und die übersüßten Getränke.
Bei den Gedanken und Regeln, Gebräuchen und Meinungen – also den unsichtbaren Dingen – da habe ich manchmal den Eindruck, dass die weltweiten Unterschiede eher grösser werden! Mit jedem großen Zusammenschluss (z.B. EU) wollen die Regionen sich mehr abgrenzen – aber nicht im Baustil, sondern in der Meinung. Ja und wenn man die Menge an Parteien, Vereinen, Gruppierungen, Lehren und spirituellen Richtungen nimmt, dann nimmt die Vielfalt tatsächlich massiv zu.
Mehr Vielfalt ist ja eigentlich gar nicht so schlecht. Aber diese Vielfalt wächst in den Dingen, die man nicht sieht. Man nimmt sie erst wahr, wenn sich jemand zu etwas äußert oder wenn er sagt:”Bei uns macht man das aber nicht so.” Und dann hat man es allenfalls schon falsch gemacht …
Das Lieblingsessen von Bhowani (Khalanga / Nepal)
Bild oben, mit dem Boot und den vielen Wesen:
Ansehen / 48cm x 72cm / Collage und Mischtechnik auf Filzmatte / 2011, Nr.11-042
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