Jetzt erst wird Europa gewahr, was es da angerichtet hat. Jetzt, nachdem Flüchtlingswellen das Mittelmeer überqueren, den wasserumspülten Vorhof Europas - der für Flüchtlinge manchmal schon ein Vorhof zur Hölle war! -, Lampedusa mit Namen, verstopft haben, sogar nach Sizilien ausweichen müssen, wird der Europäischen Union schlagartig klar: wir haben alles falsch gemacht!
Nein, nicht dass man ein schlechtes Gewissen hätte, weil man autokratische Regime stützte, mit ihnen an einem Tisch saß, sich gütlich tat an veredelten Speisen und nebenher seine Bürger in den Maghreb schickte, damit diese dort ganz urlauberisch, despotischen Systemen zur wirtschaftlichen Stabilität verhelfen. Weil man etwa Touristen zur Stützung despotischen Terrors von europäischen Flughäfen aus ausschwärmen ließ - Terrouristen quasi. Nein, deshalb grämt man sich in Europa nicht. Denn das alles mag unmoralisch gewirkt haben - und war es ja auch; aber es war eben auch diplomatisch. Und wer zu etwas kommen will in der Welt, das heißt, wer zu Absatzmärkten und Ressourcen kommen will, der muß sich so verhalten; der muß die Despoten und Autokraten, die Unterdrücker und Tyrannen stützen und bauchpinseln. So will es der Brauch und so braucht es der Wille - der Wille zur Rendite.
Was Europa da dämmert ist, dass es nicht zielgerichtet eingegriffen hat - wieso hat es den Regimes nicht einfach empfohlen, gegen aufwiegelnde Massen zu schießen? Man hätte sich sicherlich auch dazu bereiterklärt, die öffentliche Meinung Europas dahingehend zu lenken, in den Demonstranten abnorme Kommunisten oder übergeschnappte Islamisten zu sehen. Die Sendeanstalten hätten da schon mitgespielt - wäre ja nichts, was nicht schon mal da gewesen wäre. Mubarak hätte dann als Bollwerk gegen ideologisch verblendete Menschenaufläufe gegolten. Aber nein, man war wieder mal zu zurückhaltend in Europa - die Vereinigten Staaten von Europa, die ja irgendwann mal als Gegenpol zu den Vereinigten Staaten von Amerika wirken wollten, müssen vom großen Bruder aus Übersee aber noch lernen: nämlich nicht zu zimperlich zu sein - intervenieren, schießen, Juntas stützen, frei gewählte Regierungen stürzen! So macht man Politik, die Wirtschaftsinteressen wahrt und Flüchtlinge unterbindet. Es ist ja nicht so, dass die hiesige Plutokratie solcherlei Methoden nicht kennte - nur ist man zuweilen eben zu langsam, weil demokratischer Schnickschnack schnelle Entscheidungen verhindert; eine starke Hand müsste da her, ein starker Mann, jemand der führt...
Und nun steht man vor einer humanitären Katastrophe! Damit sind nicht die Flüchtlinge gemeint, die sich in enge Auffanglager drängen, die die große Unfreiheit in ihrer Heimat gegen die kleine Unfreiheit in verzäuntes Areal verlegt haben - es ist eine humanitäre Katastrophe für uns Europäer! Der ganze Quatsch kostet doch Unmengen von Geld! Hätte man rechtzeitig geschossen, das heißt "schießen lassen mit unserem Segen", dann wären Folgekosten vermieden worden. Wer zu spät schießt, den bestraft das Leben! Daher ist es nun geboten, Hilfe zukommen zu lassen. Denn indem wir den Flüchtlingen helfen, helfen wir uns Europäern. Stärkt also die Militärdiktatur in Ägypten, startet ein Casting für einen tunesischen Autokraten, stützt die wankenden Regierungen des Maghrebs generell - wenn schon nicht für den Weltfrieden, so doch dafür, dass man wenigstens uns in Frieden läßt. Wirtschaftsfreundlich müssen die Regimes nur allesamt sein: das ist Grundvoraussetzung, das ist Konsens. Und ihre Leute im Griff haben müssen sie; egal wie, und sei es mit polizeistaatlichen Mitteln, das bleibt denen überlassen: wer sind wir denn, uns in innerstaatliche Belange einmischen zu wollen? Das geht uns doch gar nichts an!
Solange Frieden herrscht, solange der eine Teil der Europäer wieder touristisch in Nordafrika unterwegs sein kann, der andere Teil ökonomisch, gibt es nichts, aber auch gar nichts zu beanstanden. Wenn die Zustände sich dort wieder stabilisiert haben, dann können wir Lampedusa und Sizilien wieder räumen lassen. Erst Regimes wiederherstellen, dann Flüchtlinge rückführen - das liegt in unserer Verantwortung. Soviel Anstrengung! Ein Paar Gewehrsalven und man hätte sich diesen Aufwand sparen können - beim nächstenmal beraten wir unsere Partner und damit uns besser...
Nein, nicht dass man ein schlechtes Gewissen hätte, weil man autokratische Regime stützte, mit ihnen an einem Tisch saß, sich gütlich tat an veredelten Speisen und nebenher seine Bürger in den Maghreb schickte, damit diese dort ganz urlauberisch, despotischen Systemen zur wirtschaftlichen Stabilität verhelfen. Weil man etwa Touristen zur Stützung despotischen Terrors von europäischen Flughäfen aus ausschwärmen ließ - Terrouristen quasi. Nein, deshalb grämt man sich in Europa nicht. Denn das alles mag unmoralisch gewirkt haben - und war es ja auch; aber es war eben auch diplomatisch. Und wer zu etwas kommen will in der Welt, das heißt, wer zu Absatzmärkten und Ressourcen kommen will, der muß sich so verhalten; der muß die Despoten und Autokraten, die Unterdrücker und Tyrannen stützen und bauchpinseln. So will es der Brauch und so braucht es der Wille - der Wille zur Rendite.
Was Europa da dämmert ist, dass es nicht zielgerichtet eingegriffen hat - wieso hat es den Regimes nicht einfach empfohlen, gegen aufwiegelnde Massen zu schießen? Man hätte sich sicherlich auch dazu bereiterklärt, die öffentliche Meinung Europas dahingehend zu lenken, in den Demonstranten abnorme Kommunisten oder übergeschnappte Islamisten zu sehen. Die Sendeanstalten hätten da schon mitgespielt - wäre ja nichts, was nicht schon mal da gewesen wäre. Mubarak hätte dann als Bollwerk gegen ideologisch verblendete Menschenaufläufe gegolten. Aber nein, man war wieder mal zu zurückhaltend in Europa - die Vereinigten Staaten von Europa, die ja irgendwann mal als Gegenpol zu den Vereinigten Staaten von Amerika wirken wollten, müssen vom großen Bruder aus Übersee aber noch lernen: nämlich nicht zu zimperlich zu sein - intervenieren, schießen, Juntas stützen, frei gewählte Regierungen stürzen! So macht man Politik, die Wirtschaftsinteressen wahrt und Flüchtlinge unterbindet. Es ist ja nicht so, dass die hiesige Plutokratie solcherlei Methoden nicht kennte - nur ist man zuweilen eben zu langsam, weil demokratischer Schnickschnack schnelle Entscheidungen verhindert; eine starke Hand müsste da her, ein starker Mann, jemand der führt...
Und nun steht man vor einer humanitären Katastrophe! Damit sind nicht die Flüchtlinge gemeint, die sich in enge Auffanglager drängen, die die große Unfreiheit in ihrer Heimat gegen die kleine Unfreiheit in verzäuntes Areal verlegt haben - es ist eine humanitäre Katastrophe für uns Europäer! Der ganze Quatsch kostet doch Unmengen von Geld! Hätte man rechtzeitig geschossen, das heißt "schießen lassen mit unserem Segen", dann wären Folgekosten vermieden worden. Wer zu spät schießt, den bestraft das Leben! Daher ist es nun geboten, Hilfe zukommen zu lassen. Denn indem wir den Flüchtlingen helfen, helfen wir uns Europäern. Stärkt also die Militärdiktatur in Ägypten, startet ein Casting für einen tunesischen Autokraten, stützt die wankenden Regierungen des Maghrebs generell - wenn schon nicht für den Weltfrieden, so doch dafür, dass man wenigstens uns in Frieden läßt. Wirtschaftsfreundlich müssen die Regimes nur allesamt sein: das ist Grundvoraussetzung, das ist Konsens. Und ihre Leute im Griff haben müssen sie; egal wie, und sei es mit polizeistaatlichen Mitteln, das bleibt denen überlassen: wer sind wir denn, uns in innerstaatliche Belange einmischen zu wollen? Das geht uns doch gar nichts an!
Solange Frieden herrscht, solange der eine Teil der Europäer wieder touristisch in Nordafrika unterwegs sein kann, der andere Teil ökonomisch, gibt es nichts, aber auch gar nichts zu beanstanden. Wenn die Zustände sich dort wieder stabilisiert haben, dann können wir Lampedusa und Sizilien wieder räumen lassen. Erst Regimes wiederherstellen, dann Flüchtlinge rückführen - das liegt in unserer Verantwortung. Soviel Anstrengung! Ein Paar Gewehrsalven und man hätte sich diesen Aufwand sparen können - beim nächstenmal beraten wir unsere Partner und damit uns besser...