Wer wird eigentlich freiwillig Unternehmer? Teil 2

Von Orumpf


Gastbeitrag von Kurt-Georg Scheible

Führen statt Managen. Der Weg zu Glück und Erfolg als Unternehmer.

Wer heutzutage in Deutschland ganz bewusst ein eigenes Unternehmen gründet, verfügt über eine ganz spezielle persönliche Disposition.

Wer wird eigentlich freiwillig Unternehmer? – Teil 2

Neben dem Streben nach Unabhängigkeit sind es Eigenschaften wie „Vorhandensein einer Vision“, „Ziele setzen, festhalten und erreichen“, „Optimismus“ und „Leistungswille“.

Ein überdurchschnittlicher Einsatz wird einkalkuliert, fast wie jeder andere Posten im Business-Plan. Und Sie sind gerade am Anfang einer Gründung ein wesentlicher Erfolgsfaktor und Garant für das Gelingen. Doch was, wenn der Start gelungen ist, die Firma läuft und die harten Jahre des Aufbaus schon hinter einem liegen?

Viele Unternehmer powern weiter wie bisher, fühlen sich nach wie vor für alles zuständig und verantwortlich, überhitzen damit nicht nur sich selbst, sondern ihre ganze Organisation und fahren mit dem Risiko eines Totalausfalls.

Doch es geht auch anders. Die 10 Grundsätze des Unternehmers 2.0 vermeiden eine Überhitzung, vorzeitigen Verschleiß  und sogar Totalausfall. In der vorherigen Ausgabe haben wir Ihnen die ersten fünf Grundsätze des Unternehmers 2.0 vorgestellt:

1.   Führen statt Managen.

2.   Leistung statt Aufwand.

3.   Vertrauen statt Kontrolle.

4.   Werte bieten statt Umsatz machen.

5.   Verhandeln statt Streiten.

Lesen Sie heute die Grundsätze 6 bis 10 und entdecken Sie Ihren Weg zu Glück und Erfolg als Unternehmer:

6. Investition statt Kosten. In vielen Unternehmern erwacht nach einiger Zeit der Wunsch, es der Außenwelt zu zeigen, dass „man es geschafft“ hat. Das ist verständlich und auch legitim. Doch muss es wirklich der viel zu große Neubau sein, an dessen Giebel groß der eigene (Firmen-) Name glänzt. Betrachten Sie alles mit der betriebswirtschaftlichen Investitionsbrille. Das heißt, alles muss innerhalb einer angemessenen Zeit einen Return On Invest einbringen. Falls das nicht der Fall ist: Entweder kleiner machen, ganz streichen – oder ist es vielleicht doch eher ein Hobby von Ihnen? Und bedenken Sie auch gleich, ob Sie die Sache wirklich selbst besitzen müssen, oder ob es Ihnen nur auf die Nutzung ankommt.

7. Vertrauen statt Kontrolle. Hatten Sie auch schon mal den Eindruck, dass Sie umgeben sind von Idioten? Und dass nur Sie sicherstellen können, dass Arbeiten perfekt das Haus verlassen? Kennen Sie auch Chefs, die alles lieber selber nochmal anschauen und „ihren Haken“ drunter setzen, „bevor etwas rausgeht“. Vergessen Sie es besser schnell. Wie würden Sie arbeiten, wenn Sie wüssten, dass es „da noch jemand“ gibt, der alles nochmal kontrolliert. Ist doch ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass es über mir noch jemand gibt, der die Hauptverantwortung hat. Entweder Ihre Mitarbeiter schaffen das – nach einer angemessenen Einarbeitungszeit selbst – oder Sie haben als Führungskraft schlichtweg versagt. Entweder schon bei der Einstellung oder bei der Einarbeitung.

8. Freude statt Last. Gehen Sie mehr und mehr dazu über, das zu tun, was Ihnen wirklich Freude macht. (Ich spreche hier ganz bewusst nicht von Spaß, sondern von Freude). Wenn Sie noch ein paar Angebote machen müssen, mit welcher Einstellung gehen Sie denn da ran? Wenn Sie einen Kunden besuchen müssen, dann darf der sich auch fühlen wie die Erbtante beim Pflichtbesuch. Also machen Sie es entweder mit Freude – oder sorgen Sie dafür, dass es jemand macht der daran Freude hat. Analysieren Sie einmal, was Ihnen Freude ist und was Last. Und suchen Sie bei der nächsten Einstellungsrunde ganz bewusst jemand, der das mit Freude macht, was Ihnen Last bedeutet. Es ist Ihr Unternehmen, Sie dürfen, nein Sie müssen das so machen.

9. Identität statt Rolle. Viele Menschen sprechen von den verschiedenen „Rollen“ die wir in unserem Leben „spielen müssen“. Mir gefällt der Begriff der Identitäten besser. Eine Identität ist etwas, das Sie sind, voll und ganz, statt nur eine Rolle, die Sie spielen. Bei einer Identität dürfen und müssen Sie von ganzem Herzen sagen: „Ich bin Unternehmer“, „Ich bin Familienvater“, „Ich bin Arbeitgeber“ – und spüren sehr schnell. ob diese Identität zu Ihnen passt oder ob es da noch etwas zu tun gibt. Probieren Sie es doch gleich mal aus, im Falle Sie alleine sind. Stellen Sie sich hin, konzentrieren Sie sich und sagen Sie laut und deutlich: „Ich bin Unternehmer.“ (oder was auch immer Sie sagen möchten) Machen Sie das ruhig mit allen Ihren Identitäten und achten Sie auf Ihre Gedanken und Gefühle. Falls Ihnen da etwas „komisch“ erscheint, dann können Sie daran arbeiten, zum Beispiel mit einem guten Unternehmer-Coach.

10. Universalist statt Experte. Die meisten Unternehmer starten in ihrem Spezialgebiet. Als Experte in diesem Gebiet bieten Sie ihr Wissen anderen Organisationen an und erhalten Aufträge. Wenn alles gut geht, müssen früher oder später weitere Experten dazu kommen. Das ist für viele Unternehmer eine besonders schwierige Entscheidung: Den Besten einstellen, auch auf die Gefahr hin, dass der „besser“ ist als ich? Oder doch lieber den Zweitbesten, damit ich weiterhin der Champion bei uns bin. Manche Unternehmer machen dann auch einen internen Wettbewerb mit Ihren eigenen Mitarbeitern auf – und verlieren damit sogar manchmal den echten Wettbewerber aus den Augen. Also, seien Sie großzügig. Fordern und fördern Sie, dass Ihre Mitarbeiter besser sind als Sie – auch in Ihrem eigenen Fachgebiet. Ihre Aufgaben verlagern sich mehr und mehr zu Führungsaufgaben und statt eines Experten müssen Sie der Universalist sein, der von allem etwas versteht – und das große Orchester mit Experten meisterhaft dirigieren kann. Darin sollten Sie Experte sein  – oder werden.

Zusatzpunkt: Leisten und Leben. Eigentlich zu trivial, um es extra zu erwähnen: Leben Sie! Machen Sie Pausen, Ferien, Urlaub. Belohnen Sie sich auch für kleine Erfolge, nicht nur für die großen dicken Fische. Überraschen Sie mal Ihre Kinder oder auch Ihre Frau mit einem freien Tag unter der Woche. (Aber geben Sie bitte vorher Bescheid). Planen Sie einen Ausflug, eine Shopping-Tour oder gehen Sie Wandern wenn Sie „das früher immer so gerne“ gemacht haben. Machen Sie mal etwas früher Feierabend und gehen Sie ins Kino, in den Sport oder in die Sauna. Ernähren Sie sich gut und gesund – das geht auch unterwegs und mit etwas Anleitung und Übung ganz automatisch.

Kurz: Genießen Sie etwas von dem, was Sie erarbeiten und vor allem: Freuen Sie sich daran.