Wer trägt heute noch ein Piercing?

Erstellt am 14. Januar 2013 von Vickyliebtdich @BlogVicky

Als ich 14 Jahre alt war, hatten bereits die ersten Mädchen in meiner Klasse ein Piercing. Besonders ein Bauchnabelpiercing war zu dieser Zeit sehr angesagt. Viele haben sich das Piercing ohne Einverständnis der Eltern machen lassen, wodurch es natürlich noch cooler war, denn das Bad Girl Image musste schließlich gepflegt werden. Man hörte am Discman Tic Tac Toe, die “Ich find dich Scheiße” gröhlten, erste zarte Bändchen zu Jungs wurden geknüpft, man trank sein erstes Bier und tat so als ob es schmeckte und die allerersten Makeup Experimente erinnerten eher an einen Farbunfall.

Piercen ohne Einverständnis der Eltern?

Ich habe mir damals nicht heimlich ein Piercing in den Bauchnabel stechen lassen, denn die Angst, dass es von meiner Mutter entdeckt wird, war zu groß. Eine Freundin von mir und ich wollten uns aber doch an einer anderen Körperstelle piercen lassen, denn wir wollten auch zu den coolen Girls dazu gehören. Da wir aber ziemlich feig waren, ließen wir uns nur ein zweites und drittes Ohrloch auf jeder Seite stechen. Dafür brauchten wir nämlich im Schmuckgeschäft keine Einverständniserklärung der Eltern und die Löcher wurden Ruckzuck mit einer Art Pistole in das Ohrläppchen geschossen. Die Ohrringe sind übrigens aus Chirurgenstahl und rasten hinter dem Ohr in einem Verschluss ein. 

Allerdings ist diese Methode mittlerweile ziemlich umstritten, da Infektionen auftreten können. Auch mein Ohr war nach der Behandlung wochenlang geschwollen und entzündet. Bei dem oberen Loch entfernte ich deshalb nach einiger Zeit wieder den medizinischen Ohrstecker und ließ es wieder zuwachsen, damit es endlich aufhörte weh zu tun.
Die 2 Ohrlöcher habe ich aber heute noch und trage darin gerne Ohrringe mit Perlen oder kleinen Glitzersteinchen. Wo das dritte Ohrloch war, ist heute nur mehr eine kleine Verknorpelung übrig (siehe Foto).

Ohrlöcher stechen – Damals und heute

Früher stach man übrigens Ohrlöcher mit Näh- oder Stopfnadeln. Hinter das Ohr hielt man einen halbierten Apfel oder eine Kartoffel, um für den nötigen Gegendruck zu sorgen. Zum Desinfizieren hielt man die Nadel in eine Kerzenflamme und wischte sie im Anschluss mit Wodka oder Korn ab. Allerdings wurden Bakterien und Sporen durch diese Methode selten gänzlich abgetötet. Viele ließen übrigens auch die Nadel so lange in der Flamme bis sie zu Glühen begann und stachen dann gleich durch das Ohrläppchen. Ihr könnt euch sicher denken, dass ein durchstochenes Läppchen mit Verbrennung auch nicht das gelbe vom Ei war.

Heutzutage drückt man übrigens die Pistole mit dem Ohrring manuell, also per Muskelkraft durch das Ohr. Dadurch ist die Stechgeschwindigkeit geringer und viele empfinden diese Methode auch als angenehmer.

Die dritten Welt Länder, die übrigens keine medizinischen Ohrringe zur Verfügung haben, fädeln mehrfach verzwirbelte Fäden oder einen Draht ins Ohr, damit das Loch auch offen bleibt. Diese Methode war bis Ende des 19. Jahrhunderts auch Gang und Gebe in Europa.

Wie gesagt, mir reichte schon ein entzündetes Ohrloch, ich werde mich in diesem Leben kein zweites Mal piercen lassen. Und wenn ich mir die heutzutage so angesagten gedehnten Ohrlöcher ansehe, hoffe ich das dieser Trend auch bald wieder vorüber ziehen wird.

Habt ihr Piercings oder wollt ihr euch noch eines stechen lassen?