Wer schon den ein oder anderen Artikel in meinem Blog Tempel der Gaia gelesen hat, der kennt vermutlich meine Einstellung zu der neuesten Mode der Politik und der Wirtschaft, allem, aber auch wirklich allem, einen monetären Wert bei zu messen. Ganz genau, ich halte nicht das Geringste davon! Dabei will ich nicht bestreiten, dass beispielsweise die Natur an und für sich einen Wert hat. Natürlich ist sie wertvoll, sogar sehr und zwar deshalb, weil wir ohne sie nicht überleben können auf unserer wunderbaren blauen Kugel. Dieser Wert ist meiner Meinung aber ein ideeller Wert und eben nicht monetär.
Das Problem der immer mehr aufkommenden Angewohnheit nur das zu schützen oder schützenswert zu finden, das einen in Dollar oder Euro messbaren Wert besitzt, ist eben jener Geldwert. Und wie´s der Teufel will, fand ich gestern diesen Artikel bei FAZ.Net, der sich dieses Problems widmet. Allerdings in einer etwas anderen Beziehung, als ich es mir wünschte. Nun, ich will kein Geheimnis daraus machen, dass ich die FAZ mittlerweile für ein recht reaktionäres Blatt halte, das sich zwar einen objektiven Anstrich zu geben versucht, letztendlich aber wohl mehr oder weniger ein Sprachrohr der Wirtschaft und der mit ihr verklüngelten politischen Kreise ist. Aber wie dem auch sei! Die Presse ist relativ frei in unserem Lande, wenn sie überwiegend das schreibt, was die Herrschenden zu hören wünschen und so kann man der FAZ nicht wirklich einen Vorwurf machen, wenn sie die Fragen des Umweltschutzes aus der ihr eigenen, freiheitlich-christlich unterwanderten Sicht betrachtet. Wem das nicht gefällt, der braucht´s ja nicht zu lesen. Ich tat es trotzdem, natürlich nur, um mich königlich darüber aufzuregen.
Der Artikel "Klimaschutz: Wie man Milliarden für die Atmosphäre verbrennt" (FAZ.Net vom 14.9.2009) widmet sich den Anstrengungen des Klimaschutzes. Wer sich durch den Artikel liest und ein ganz klein wenig an Umwelt- und Klimaschutz interessiert ist, wird sich verwundert die Äuglein reiben, wenn er liest
"Die deutsche und die europäische Klimapolitik können einem die Tränen in die Augen treiben“, klagt der Umweltökonom Joachim Weimann von der Universität Magdeburg.
Dass dem wirklich so ist, hielt ich immer für eine Folge verfehlter Umwelt- und Klimapolitik. Weil eben nicht genug dafür getan, weil regenerierbare Energien nicht genug gefördert und die Forschung dieser Technologien nicht genug unterstützt werden, wird wesentlich mehr CO2 ausgestossen, als der Umwelt zuträglich ist. Die FAZ sieht das ein bisschen anders und zwar von der ökonomischen Seite her. Man vertritt den Standpunkt, CO2 könne nur auf eine Art wirklich gespart werden...
...will man verhindern, dass eine Tonne CO2 in die Atmosphäre geblasen wird, kann man an der Leipziger Energiebörse ein Zertifikat für eine Tonne CO2 kaufen und dieses sperren, so dass die Industrie und die Stromkonzerne weniger CO2 ausstoßen dürfen. Ein solches Zertifikat kostet derzeit knapp 15 Euro, in der Spitze waren es vor drei Jahren 30 Euro - also ein Bruchteil der Kosten, die eine Solaranlage zur Einsparung derselben Menge verursacht.
So weit so gut, oder auch nicht. Man hört den weinerlichen Unterton, der lauthals darüber klagt, dass der "Wert" dieser Zertifikate immer weiter fällt. Und weil es so schön ist, behauptet man gleich - natürlich untermauert von den Theorien der Ökonomen - die Förderung von umweltfreundlichen Technologien zur Energieerzeugung spare nicht nur keine einzige Tonne CO2, nein sie sei wegen der Subventionen dafür verantwortlich, dass der Preis der Zertifikate immer mehr sinke! Der Umweltökonom Christoph Böhringer von der Uni Oldenburg behauptet sogar...
Das genau das möglicherweise auch der Knackpunkt des Zetifikatehandels ist, scheint dabei niemanden zu interessieren!Der Umweltökonom Christoph Böhringer von der Universität Oldenburg geht noch einen Schritt weiter: ..."wenn wir die Erneuerbaren Energien zu viel subventionieren, sinkt der CO2-Preis so stark, dass davon die schmutzigsten Technologien profitieren.“
Naja! Das die Politik, aus welchen Gründen auch immer, nicht die Politik macht, die unserer Umwelt am meisten zugute kommt, mag daran liegen, dass die Wirtschaft durch die allgegenwärtigen Lobbyisten mit ihren prall gefüllten Geldsäcken, einen größeren Einfluss haben, als absaufende Eisbären, schmelzende Gletscher oder steigende Meeresspiegel. Die Wirtschaft ist an einem umfassenden Umweltschutz aus naheliegenden Gründen wenig bis garnicht interessiert. Erstens kostet er Geld, das dann eben beim Gewinn fehlt und zweitens sorgt er angeblich dafür, dass die davon betroffenen Unternehmen nicht mehr konkurrenzfähig sind. Und spo kommt man zu dem Schluss...
..."die Klimapolitik ist im Würgegriff der Bürokraten“, kritisierte Böhringer. Er plädierte dafür, den Markt stärker zu nutzen. Der Emissionshandel sei das richtige Instrument. Dabei entsteht der geringste Wohlstandsverlust, weil genau jene Unternehmen und Wirtschaftsbereiche ihre Produktion verringern, die hohe Emissionen und hohe Vermeidungskosten haben. Der Zwang zum Kauf von CO2-Zertifikaten treibt den technischen Fortschritt an und fördert Investitionen, um Emissionen zu reduzieren.
Für mich persönlich stellt sich dieses Problem ein wenig anders dar. Ich glaube, dass alles, was man nach einem Wert in Dollar oder Euro bewerten und beurteilen kann, auch gehandelt werden kann. Soweit würde mir wahrscheinlich sogar die FAZ zustimmen. Was aber einen pekuniären Wert hat, das wird auch auf dei ein oder andere Weise verkauft, wird zum Ziel von Spekulation und kurzfristigen Gewinnmitnahmen. Länder in finanzieller Not könnten sich gezwungen sehen, oder vielleicht auch gezwungen werden, ihre Anteile beispielsweise am Regenwald, CO2-Emissionen, die Meere, Rohstoffe und was auch immer an Spekulanten und/oder Konzerne zu verkaufen. Und was geschieht dann? Holzkonzerne zum Beispiel könnten Regenwald billig erwerben (wie sie es heute schon mit den Lizenzen zum Holzeinschlag tun, indem sie korrupte Beamten bestechen und Regierungsstellen schmieren) um diesen dann abzuholzen und zu Gartenmöbeln verarbeiten. Wer will sie daran hindern, wenn sie Eigentümer des Waldes sind? Alles was gehandelt wird, lädt zu Spekulation und zum Betrug ein. Die Finanzkrise, die wir angeblich bereits überwunden haben, ist ein "wunderschönes" Beispiel. Glaubt wirklich jemand, die von Gier zerfressenen Bankster, die das gesamte Bankensystem mit ihrer Zockerei fast in den Ruin getrieben haben, würden vor der Umwelt oder dem Schutz der Atmosphäre haltmachen? Sobald die Preise für Zertifikate steigen, sobald der regenwald einen wirklichen Wert darstellt, wird er zum Ziel von hemmungsloser Spekulation werden. Die Atmosphäre interessiert nur, wenn man an den CO2-Zertifikaten Gewinn machen kann und zwar je mehr desto besser!
Sind wir bereit oder besser, sind wir in der Lage, diese Spekulationen zu verhindern und notfalls aberhunderte von Milliarden Dollars und Euros in ein marodes Zertifikatshandelssystem zu pumpen, wenn das Klima umkippt? sicher nicht! Aber den Spekulanten schmeissen wir es gern hinterher, damit sie - kaum ein Jahr nach dem Beinahezusammenbruch (oder der Fast-Kernschmelze, wie Steinbrück es formulierte), kennt die Gier des kapitalistischen System keinerlei Grenzen mehr. Nichts gelernt aus den Fehlern, oder sie bewusst ignoriert, frei nach dem Motto, wir fressen jetzt Kreide, bis die Krise vorbei ist und dann schneiden wir uns wieder ein Stück aus dem Kuchen heraus? Die andeutungsweise eingeführte Kontrolle durch den Staat, die in den Industrieländern mit den milliardenschweren Staatshilfen verbunden war, wir rasch wieder abgeschüttelt (schließlich ist sie nicht nur lästig, sondern hindert die Bankmanager auch daran das zu tun, was sie ihrer Meinung nach am besten tun können - Geld machen!).
Wer das Klima retten will, wer dafür sorgen will, dass es auch in 50 Jahren noch so etwas wie Regenwald auf diesem Planeten gibt, wer unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Umwelt hinterlassen will, der darf eines nicht tun - die Natur, das Klima, den Regenwald dem Zugriff der Spekulanten ausliefern! Der sogenannte freie Marktwirtschaft - andere sagen schlicht und einfach der Kapitalismus - lässt sich nicht nur nicht kontrollieren und versucht von daher sich jeder staatlichen oder sonstwie gearteten Kontrolle zu entziehen, er will auch alles zu Geld machen und Gewinn erzielen. Liegt der meiste Gewin darin die Luft zu verschmutzen, dann wird es getan. Liegt der vermeintliche Gewinn in der Abholzung des Regenwaldes, dann wird er diesem Streben geopfert ohne Gnade, ohne jede Rücksicht! Das Kapital, der Markt und die Konzerne wirtschaften nur im Eigeninteresse, nie zu Gunsten der Allgemeinheit. Wer sich der Hoffnung hingibt, der Markt reguliere das mit dem Umwelt- und Klimaschutz schon, nur weil ein paar CO2-Zertifikate auf den Markt geworfen werden, der gibt sich einem verhängnisvollen Trugschluss hin. Schließlich hat die Einführung der Strombörse in Leipzig auch sehr rasch dazu geführt, dass die Preise manipuliert und die Strommengen künstlich verknappt wurden, um den Preis hoch zu treiben!
weiterführende Links:
- "Hat Eon die Strompreise manipuliert?" (Artikel der Potsdamer Neueste Nachrichten vom 6.3.2009)
- Strombörse (Artikel auf Wikipedia)
- Emissionsrechtehandel (Artikel auf Wikipedia)