Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.

Von Wernerbremen

Quelle: Helmut Mühlbacher

Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Max Lucado erzählen:
„Zweiundzwanzig Menschen reisten eines Morgens im Herbst 2009 nach London, um Nicholas Winton zu danken. Man hätte sie für eine Reisegruppe eines Seniorenheims halten können. Alle waren zwischen siebzig und achtzig Jahre alt…
Aber das Ganze war keine Kaffeefahrt. Es war eine Dankesreise.
Sie wollten dem Mann danken, der ihr Leben gerettet hatte:
Ein von Alter gebeugter Hundertjähriger, der sie wie damals im Jahr 1939 auf dem Bahnsteig erwartete.

Nicholas Winton
www.wikipedia.org

Nicholas Winton war damals neunundzwanzig und Börsenmakler.
Hitlers Armeen hatten die Tschechoslowakei überfallen, rissen jüdische Familien auseinander und verschleppten die Eltern in Konzentrationslager. Um die Kinder kümmerte sich niemand.

Der Brite erfuhr von ihrer Not und beschloss, ihnen zu helfen.
Er nutzte seinen Urlaub, um sich in Prag mit Eltern zu treffen.
Diese waren tatsächlich bereit, die Zukunft ihrer Kinder in seine Hände zu legen. 
Winton kehrte nach England zurück, ging tagsüber seiner normalen Arbeit an der Börse nach und setzte sich abends für die Kinder ein. Er überzeugte die Behörden, sie einreisen zu lassen.
Er fand Pflegefamilien für sie und sammelte Gelder. Für den 14 März 1939 plante er den ersten Transport und führte innerhalb der nächsten fünf Monate sieben weitere durch. Der letzte Zug mit Kindern erreichte England am 2. August des Jahres.
Damit stieg die Zahl der geretteten Kinder auf insgesamt 669.

www.nicholaswinton.eu

Der größte Transport sollte am 1. September 1939 stattfinden, aber Hitler fiel in Polen ein und verriegelte überall in Europa die Grenzen. Die 250 Kinder, die mit diesem Zug England erreichen sollten, wurden nie wieder gesehen…
Nach dem Krieg behielt Winton seine Rettungsbemühungen für sich.
Noch nicht einmal seiner Frau erzählte er davon. 1988 fand sie dann auf dem Dachboden sein Notizbuch, in dem Fotos von den Kindern lagen und eine vollständige Namensliste verzeichnet war.

Sie drängte ihren Mann, die Geschichte zu erzählen.
Seitdem er ihrer Bitte gefolgt ist, sind einige der Geretteten zurückgekehrt, um ihm zu danken.
Zu ihrer Gruppe gehören ein Filmregisseur, ein kanadischer Journalist, ein Nachrichtenkorrespondent, ein ehemaliger Minister im britischen Kabinett, der Herausgeber einer Zeitschrift und einer der Begründer der israelischen Luftwaffe. Etwa 7.000 Kinder, Enkel und Urenkel verdanken ihre Existenz dem Mut des neunundzwanzigjährigen Börsenmaklers. Er trägt einen Ring, den ihm einige der geretteten Kinder überreicht haben. 

In der Innenseite des Rings ist folgender Satz aus dem Talmud eingraviert:

„Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.“

Quelle: Jürgen Tesch

Ihr Lieben, als ich diese Geschichte las, musste ich an Oskar Schindler denken, der damals in der Nazizeit über 1000 Menschen vor dem sicheren Tod rettete, indem er sie in seiner Fabrik beschäftigte.

Oskar Schindler
www.yadvashem.org


Ich frage mich bei dem Lesen einer solchen Geschichte auch,
wie wir damals wohl gehandelt hätten.

Hätten wir geschwiegen oder Partei für die Entrechteten und Verfolgten ergriffen?
Hätten wir wie Schindler und Winton versucht, Menschen zu retten?

Heute in unserem sicheren Europa, wo wir nicht der Gefahr der Verfolgung ausgesetzt sind  und nicht in einer Diktatur leben, können wir leicht behaupten, wir hätten damals nicht geschwiegen, wir hätten damals Menschen geholfen, die in Not waren, weil sie verfolgt wurden.
Ich denke, wir müssen da ganz vorsichtig sein.
Ich für mich kann nur hoffen, dass ich in einer solchen Situation nicht schweigen würde, dass ich in einer solchen Situation anderen Menschen helfen würde, aber ob ich tatsächlich die Kraft dazu aufbringen würde oder schweigen würde aus Angst vor dem eigenen Tod, das kann ich erst dann wissen, wenn ich tatsächlich in solch eine Situation geraten würde.

Entscheidend aber ist etwas anderes an dieser Geschichte:
Auch heute gibt es Menschen in dieser Welt, die verfolgt werden.
Auch heute gibt es Menschen in dieser Welt, die in Not sind, weil sie hungern.
Auch heute gibt es Menschen in dieser Welt und auch in unserer Nachbarschaft,
die unsere Zuwendung brauchen, die sich nach unserer Liebe sehnen, die Hoffnung brauchen.
Auch heute gibt es Menschen in dieser Welt und auch in unserer Nachbarschaft,
die auf unseren Besuch warten, die einsam sind, die sich über ein Lob, eine Ermutigung sehr freuen würden.

Menschenleben zu retten, kostet nicht viel.
Manches Leben wird wieder lebenswert, wenn wir Hoffnung verbreiten.
Menschenleben zu retten, kostet nicht viel.
Manches Leben wird wieder lebenswert, wenn wir Freude schenken.
Menschenleben zu retten, kostet nicht viel.
Manches Leben wird wieder lebenswert, wenn wir sagen: „Du bist mir wertvoll!“
Menschenleben zu retten, kostet nicht viel.
Manches Leben wird wieder lebenswert, wenn wir sagen: „Ich habe Zeit für Dich!“
Menschenleben zu retten, kostet nicht viel.
Manches Leben wird wieder lebenswert, wenn wir in den kleinen Begegnungen des Alltags Liebe praktizieren und Zuwendung schenken.

www.gesund-netzwerk.de

Ihr Lieben,
ich wünsche Euch einen Wäschekorb voll Hoffnung, einen Backofen voll Liebe und ein Herz voller Freude und ich grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner