Was verstehst Du unter einem Gläubigen?
In den Freikirchen werden Menschen, die sie nicht als Christen bezeichnen oder ihren Glauben nicht aktiv leben als "Jesus fernstehende" bezeichnet. In einigen Gebeten werden sie sogar als Mit- und Nebenmenschen bezeichnet. Gibt es einen Test den man ausfüllen kann damit man sieht ob und wie stark man glaubt? Habe ich den einzig wahren seeligmachenden Glauben? Glaube ich richtig oder falsch, bete ich genug stark oder lang?
Ein gläubiger Christ...
...ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Auch wenn Medien immer wieder Menschen die ihren Glauben aktiv leben in eine Ecke drängen wird der Öffentlichkeit praktisch nie ein "gerechtes" Bild gezeigt. Es ist viel einfacher in Schubladen zu denken. Ein Christ muss den 10. Teil seines Lohnes abgeben, ist gegen Schwule und darf keinen Sex vor der Ehe haben, zeigt sicher kein realistisches Bild von einem Menschen.
Die Gläubigen...
...sind aber nicht besser im Schubladen Denken. Zum Teil haben sie es regelrecht perfektioniert. Ich wohnte während einer kurzen Zeit in einer Wohngemeinschaft. Weil ich in den Gebetszeiten oft schwieg und in der Anbetung selten die Hände zur Decke streckte wurde ich von einem Leiter ernsthaft gefragt ob ich wirklich glaube. Als ich am Sonntag dringend meine Kleider waschen musste, wurde das als Todsünde dargestellt. Eine Bekannte wurde aus einer Kirche ausgeschlossen weil sie eine Beziehung zu einem geschiedenen Mann hatte. Einem homosexuell empfindenden Freund wurde von der Kanzel gepredigt, dass Schwule Sünder sind und in die Hölle kommen.
Wer den ungeschriebenen Gesetzen...
...nicht entspricht, wird vielen Freikirchen als Problemfall behandelt. Die Bibel wird als Grundlage genommen um den Menschen das Leben schwer zu machen. Meistens werden Aussage zusammenhangslos rausgepickt und dem Mit- oder Nebenmensch um die Ohren gehauen damit er sieht was für ein Sünder er ist. Kein Wunder ist der Anteil der "wahren Gläubigen" in vielen Nervenkliniken erschreckend hoch.
In anderen Ländern...
...tut Gott grossartiges. Menschen werden massenweise geheilt und bekehren sich. Dort geschehen noch Zeichen und Wunder. Hier in der Schweiz haben wir das noch nicht erreicht." Dann frage ich mich, es gibt doch nur einen Gott, warum ist das nicht auch bei uns möglich? Leben wir nicht den wahren Glauben? Müssen wir so werden wie die Christen in Uganda? Wird die Schweiz nur gerettet wenn möglichst viele Hauskirchen nach dem chinesischen Vorbild entstehen?
Ich höre auf...
...mich dem Diktat anderer Menschen zu unterwerfen. Mein Glaube ist eine persönliche Beziehung zwischen mir und Gott. Er lässt sich in kein Schema pressen. Egal ob ich mit den Händen die Decke berühre oder sie in den Schoss lege. Es spielt keine Rolle wie viel und wie lange ich in der Bibel lese
Egal ob ich laut, leise oder überhaupt nicht bete, ich bin desswegen kein guter oder schlechter Christ.
Es gibt keine falsche oder richtige Beziehung. Sie besteht so lange beide Seiten sie wollen.
An die lieben Kritiker...
...danke, dass ihr meinen Blog lest und euch darüber ärgert. Meine geschilderten Erfahrungen sind sicher subjektiv, einseitig und zynisch formuliert, gelogen habe ich aber nicht. Es liegt mir fern meine Erfahrungen als allgemein gültig zu bezeichnen. Wenn sich jemand dadurch persönlich verletzt fühlt tut es mir leid.