Alle feiern den Sommer, jeder fiebert ihm entgegen und doch ist der Sommer auch gefürchteter wie keine andere Zeit des Jahres (nicht mal die Weihnachtsplätzchenmastzeit). So wunderschön sind die trägerlosen zarten Kleidchen - aber stehen sie mir auch, wenn ich Ballett nur mit Natalie Portman in Black Swan in Zusammenhang bringe? So begehrenswerte Bikinis in edlem Weiß - aber was, wenn man keine gold schimmernde Sommerbräune vorweisen kann? Böse Zungen würden vielleicht den Begriff "Weißwurst" als Vergleich heranziehen. Verführerische Bandeautops, die einfach nur bezaubernd zum bodenlangen Maxirock aussehen. Aber was, wenn man Brüste hat, die sich partout dagegen wehren, in trägerlosen BHs anstandslos zu sitzen, wie man sich das vorstellt? All die sexy halb zerrissenen used-Shorts, aber sind sie auch noch sexy, wenn man keine perfekten durchtrainierten Beine hat?
Die Liste wird lang und länger und oft auch das Gesicht vor dem Spiegel, wenn das Outfit einfach nicht so an einem aussieht, wie man es sich zumindest in den Frühlingsmonaten genau vorgestellt hat.
Die wenigsten sind so sehr vom Glück geküsst und können einen makellosen Körper vorweisen. Ich denke mir oft, Mensch, schon wieder ein Pickel (davon habe ich einige - nicht sehr schneewittchenhaft wie ich finde), die Beine könnten doch auch ein wenig länger sein, und die Haare, warum verflucht glänzen die nicht so wie bei diesen ominösen Geschöpfen aus der Schauma-Werbung?! Es wird mir wohl auf immer ein Rätsel bleiben, wie Haare so fallen, wallen und schimmern können wie in der Werbung, genauso wenig, wie ich ergründen werde, wofür um Himmels willen Besenreiser da sind. Außer doof auszusehen.
Eigentlich habe ich ja auch kein Problem damit, eine sehr helle Haut zu haben. Vor allem im Winter hat so ein heller Teint schon etwas Edles. Dann kommt der Sommer. In guten Momenten denke ich mir: Dafür bekommst du mal weniger Falten. In den weniger Guten (meist neben einer goldbraun schimmernden Freundin im Bikini liegend) zähle ich in Gedanken, ob mein Kleingeld noch für das Solarium reichen würde. Aber ja, ich mache es nicht. Stattdessen denke ich mir einfach, wie schön es doch für Models ist, dass es heutzutage Photoshop gibt. Und ich schaue meine Freundin mit den wundervollen goldbraunen Beinen an - wo ein feines süßes Zebramuster zu sehen ist (einer schwachen Bindegewebe zu Folge), wieder eine andere hat ziemlich hässliche Füße mit ganz ganz krummen Zehen.
Wenn man also wollte, könnte man diese Liste auf ewig und immer fortführen, sich in einem Wechsel aus Beruhigung, Genugtuung und Selbstzweifeln im Kreis bewegen und am Ende ist man so sehr damit beschäftigt, sich in jedem Spiegel mit überkritischem Blick zu mustern, gelegentlich in Tränen auszubrechen oder voller Neid auf diejenigen zu schauen, die es besser getroffen hat. Spätestens also da sollte man die mentale Handbremse ziehen. Aber schleunigst. Weil wir eigentlich gar nicht so übel sind. Vielleicht sogar ganz passabel und bei guter nicht prä-menstrualer Weltuntergangsstimmung vielleicht sogar ganz hübsch. Eigentlich ist das Verhältnis zum Körper ein wenig, als würde man ein eigenes Kind haben. Schenkt man ihm keine Liebe, schimpft es immerfort und geizt mit Aufmerksamkeit und Aufmunterungen - dann erreicht man meist genau das Gegenteil von dem, was man möchte. Man hat höchstens ein unglückliches, pessimistisches Kind, das einem ständig nur Probleme macht. Also konzentriere ich mich lieber auf das Schöne, denke mir, so schlimm kann es nicht sein, wenn du zumindest einen Typen abbekommen hast und genieße lieber weiterhin aus vollsten Zügen den Sommer in kurzen Shorts. Sonst würde ich es spätestens im Winter bereuen.
// graue Shorts Pimkie // weißes Basic-Shirt H&M // brauner Ledergürtel H&M // bunte Glitzersandalen no name //
Outfitfotos
// MM //
Naturbilder
//ich //