Vor mir gab es schon millionen von Künstlern und nach mir wird es noch mehr geben. Gerne sehe ich diese als grosse Versammlung, und ich frage sie, was für sie das Malen bedeutet.
Naturalisten
Beim Malen gibt es ja unzählige Stilrichtungen. Zum Beispiel sind da die Naturalisten. Er geht mit Strohhut und Staffelei um 1850 aus der Stadt an den See zum Malen. Eben hat die Erfindung der Eisenbahn und der Ölfarben in Tuben das möglich gemacht. Und während der Maler versucht, die Natur möglichst realistisch auf die Leinwand zu bannen, ist nebenan der Philosoph und pflegt den Naturalismus. Er formuliert die Welt als rein naturhaftes Geschehen ohne Götter und Geister, also leidlich Religionskritisch.
Symbolisten
Aber interessanterweise hat ja jede Kunstrichtung sofort ihr Gegenstück auf den Plan gerufen. Die Naturalisten konnten nicht überhand nehmen, denn schon waren die Symbolisten da. Plötzlich sind in den Bildern wieder Objekte aus Träumen und Mythen, weiss gewandete Wesen oder allegorische Darstellungen. Und der Symbolismus explodiert dann ende des 19 Jh. in eine Fülle von bekannten Kunstrichtungen: dem Impressionismus, Expressionismus, dem Jugendstil und natürlich dem Surrealismus.
Surrealisten
Der Sur-Realismus ist mein Lieblingskind. Er kam in Schwung durch die damals bahnbrechenden Entdeckungen Sigmund Freuds in der Traumforschung. Und die Maler malen wieder Träume. Salvador Dali war bei Freud persönlich in Psychoanalyse – und dann malt Dali leidenschaftlich alles, was ihm zu nächtlicher Stunde durch den Kopf ging. Sur-Realismus meint nicht unterbewusst, sondern überbewusst. Jenseits der Realität. Seit dreissig Jahren schreibe ich Träume auf, und täglich male ich sie.
Bild
Wer hat Angst vor der roten Frau / 48cm x 69cm / Öl auf Zeichenpapier / 2012 N°12-008