In der Debatte um die Energiewende wird oft von den Kosten gesprochen, es heißt immer wieder Energie darf nicht teurer werden. Aber wenn ich mir andererseits die Bemühungen um die Energieeffizienz ansehe, liegt die Vermutung nahe, dass Energie wohl noch nicht teuer genug ist. Warum sonst wird auch die Energieeffizienz ausgebremst und blockiert, wo es nur geht? Alternative Vorschläge zu einer Flexibilisierung oder Freiwilligkeit bedeuten ja auch nur ein Feigenblatt und, dass letztlich nichts passiert – das zeigt jedenfalls die Erfahrung.
Die Verhandlungen um die Energieeffizienzrichtlinie der EU sollten heute in die entscheidende Runde gehen und schon wird von einem Scheitern, bzw. einer Vertagung auf das nächste Jahr gesprochen, wie die European Voice berichtet. Noch gibt es aber zwei Verhandlungsrunden, am 04. und 13. Juni, zwischen EU-Parlament und EU-Ministerrat, um sich zu einigen. Danach verhandeln die Minister direkt miteinander.
Im Ministerrat nimmt Deutschland eine kritische Rolle ein. Bundeswirtschaftsminister Rösler spricht sich doch immer für bezahlbare Energie aus, und blockiert gleichzeitig wichtige Teile der Effizienzrichtlinie, die sogar auf deutsche Initiative gestrichen werden sollten. Den Verbraucher, egal ob Privat, Handel oder Industrie, interessiert die gesamten Aufwendungen für Wärme, Kälte und Strom, nicht nur für die einzelne Einheit. Bei den Energiekosten geht es nicht nur um die Erzeugung der Energie, wie man es der öffentlichen Diskussion um die Energiewende scheinbar entnehmen kann, es geht doch um den Endnutzen – optimal ausgeleuchtete Räume, sicher arbeitende Maschinen und angenehm temperierte Räume.
Energieeffizienz ist der Kostenairbag für die Energiende
Wer heute von neuen fossilen Kraftwerken spricht, der muss auch von den Kosten sprechen und von den Kosten, die dadurch auf die Verbraucher zukommen. Die 60-70% Preissteigerung für Strom würden eine Erhöhung um 3 cent pro kWh bedeuten. Damit lohnen sich Maßnahmen in mehr Energieeffizienz noch viel mehr als heute. Auch eine Förderung, finanziert durch eine geringe Umlage, würde noch günstiger ausfallen.
Somit darf aus volkswirtschaftlicher Sicht keine einsparbare kWh vergeudet werden, wenn die Begrenzung der Energiekosten wirklich eine Rolle spielt.
Kostet der Zu- und Ausbau von neuen Kraftwerken mindestens 3,0 Cent zusätzlich, je künftig verbrauchter kWh, würde sich hingegen eine Prämie für die Finanzierung von Energieeffizienz-Anreizprogrammen in der Größenordnung von einem “Zehntelcent” bewegen.
Noch mehr Argumente für Energieeffizienz?
Laut der deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz, deneff, bietet eine konsequente Energiepolitk hervorragende Chancen für die Energiewende und die Wirtschaftsbelebung:
- Bis zu 50 Milliarden EUR an Energiekosten können eingespart werden, mit 11 Mrd. EUR gesamtwirtschaftlichem Nettogewinn bei 22 Mrd. EUR zusätzlichen Investitionen
- Über 10 Großkraftwerke mit > 100 TWh/ Jahr an Strom können eingespart werden
- Versorgungssicherheit erhöht sich durch geringere Abhängigkeit von Energieimporten
- Entlastung der Stromnetze
- Sicherstellung der Bezahlbarkeit von Energie und Verhinderung von “Energie-Armut”
- Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie durch neue Technologien und geringere Energiekosten
- Heimisches Jobwachstum durch vorwiegend lokale Wertschöpfung und hohe Arbeitsintensität
- Günstige CO2-Vermeidungskosten
Energieeffizienz ist deutlich günstiger als Investitionen in viele neue Kraftwerke, daher muss die Energieeffizienz nach ganz oben auf die Tagesordnung. Beim Energiegipfel im Bundeskanzleramt letzte Woche war die Energieeffizienz anscheinend aber kein Thema.
Realität in der Politik weit weg von den Ansprüchen
Ziele und Prognose CO2-Minderung bis 2020, Quelle: deneff
Die Vorteile und der Nutzen der Energieeffizienz liegen klar auf der Hand, doch es gibt nach wie vor keine besseren Rahmenbedingungen für die Investition in Energieeffizienz. Der Politik fehlt es an mangelnder Entschlossenheit und am Willen Strom wirklich günstig zu halten. Im Gegensatz zu den erneuerbaren Energien, ist man in der Energieeffizienz noch weit entfernt von den eigenen Zielen.
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