Als Deutscher ohne Migrationshintergrund ist er arm dran, der Müller-Vogg. So bejammert er sich jedenfalls selbst. Armer Kerl. Er darf nämlich nur einfach wählen in Europa. Lediglich in Deutschland eben. Ein griechischer Kollege von ihm habe es da viel besser.
Der dürfe nämlich, weil er einen deutschen und einen griechischen Pass besitze, doppelt wählen. Hüben wie drüben. Und Müller-Vogg befürchtet, dass er drüben eine Partei wählt, die die "notwendigen, aber schmerzhaften Reformen" verschmäht. Und wenn er in Deutschland auch noch eine Partei wählt, die gegen die Austeritätspolitik gerichtet ist, dann könnte der griechische Kollege ja mit seiner Wahl die Politik beeinflussen. Und das geht nun wirklich nicht. So haben wir mit der Demokratie und dem Wahlrecht aber nicht gewettet. Ändern darf sich nach einem Urnengang nichts. Das wäre gefährlich.
Dieser Langweiler mit eigener Kolumne präsentiert das irrationale Angstgespenst der deutschen Konservativen. Dass die Deutschgriechen nicht alle grundlegend gegen diese Politik des Aushungerns sind, verschweigt er. Es gibt ja dummerweise genug Griechen, die die Lügen von BusinessEurope glauben. Und noch was vergisst er zu erwähnen: Nämlich, dass er als Deutscher eigentlich gar nicht doppelt wählen muss. Er wählt nur in Deutschland und die dort Gewählten verwalten via Europäische Union und Troika gleich noch Griechenland mit. Sein griechischer Kollege hat vielleicht neulich in Griechenland gewählt. Vielleicht - gleich komme ich dazu. Aber berücksichtigt wurde sein Votum wahrscheinlich nur wenig, denn jede griechische Regierung steht unter der Leitung der Men in Black aus Brüssel.
Ich gelte als Deutscher und als Spanier. Bis vor einigen Jahren habe ich meinen spanischen Pass auch noch regelmäßig verlängert. Dann wurde ich arbeitslos, gab mein Auto auf und konnte es mir nicht mehr leisten, ab und zu an den Münchner Stadtrand zu düsen, um mir einen Stempel vom spanischen Konsul verabreichen zu lassen. Wahrscheinlich denken die nun in Spanien, mich gibt es nicht mehr. Bin ja seit längerer Zeit für sie nur noch eine Karteileiche, wenngleich ich jederzeit wieder offiziell "spanisch werden" könnte. In all den Jahren, in denen ich beide Pässe hatte, habe ich nie bei spanischen Wahlen teilgenommen. Möglich wäre das gewesen. Ich fand aber, ich war viel zu weit weg, um mir ein Urteil bilden zu können. Einige Doppelstaatler, die ich damals kannte, haben auch nie außerhalb Deutschlands gewählt.
Müller-Vogg baut da ein argumentatives Konstrukt auf, das voller kleinkarierter Ahnungslosigkeit ist. Seine Argumente gegen die doppelte Staatsbürgerschaft eignen sich nicht als "große Ungerechtigkeit". Wer wählt schon in einer Heimat, die nie so richtig physische Heimat war. Na dann kann man auf den zweiten Pass auch verzichten, würde Müller-Vogg wohl triumphierend einwenden. Klar könnte man, es lebt sich auch dann nicht anders. Und trotzdem war die doppelte Staatsbürgerschaft lange ein Bruchstück meiner Identität. Nicht das Spanische an sich. Da bin ich völlig unempfindlich. Scheiß die Flagge und die Hymne an. Ich meine eher, dass es für mich eine Form von Identifikation war (und vielleicht manchmal noch ist). Mein Vater kam da her. Ich irgendwie auch. Psychisch zumindest. Ich kenne ja beide Seite, die kulturellen Eigenheiten, Mentalitäten und Sonderbarkeiten. Warum sollte ich auf meines Vaters, warum auf meiner Mutter Heimat verzichten?
Der Typ hat gar keine Ahnung, was das bedeutet, welchen sentimentalen Wert es haben kann, zweierlei Pässe zu bewahren. "Einfache Deutsche wie ich", schreibt er. Seichter geht es kaum noch. Was hätte ich auch davon, in Spanien eine Partei zu wählen, die den Sparkurs der deutschen Sittenwächter umsetzen muss. Nee Kumpel, ich habe genug mit meinem Wahlrecht in Deutschland zu tun. Funktioniert ja hier schon nicht so, wie ich mir das vorstelle. Ich brauch' keine weitere Baustelle.
Der dürfe nämlich, weil er einen deutschen und einen griechischen Pass besitze, doppelt wählen. Hüben wie drüben. Und Müller-Vogg befürchtet, dass er drüben eine Partei wählt, die die "notwendigen, aber schmerzhaften Reformen" verschmäht. Und wenn er in Deutschland auch noch eine Partei wählt, die gegen die Austeritätspolitik gerichtet ist, dann könnte der griechische Kollege ja mit seiner Wahl die Politik beeinflussen. Und das geht nun wirklich nicht. So haben wir mit der Demokratie und dem Wahlrecht aber nicht gewettet. Ändern darf sich nach einem Urnengang nichts. Das wäre gefährlich.
Dieser Langweiler mit eigener Kolumne präsentiert das irrationale Angstgespenst der deutschen Konservativen. Dass die Deutschgriechen nicht alle grundlegend gegen diese Politik des Aushungerns sind, verschweigt er. Es gibt ja dummerweise genug Griechen, die die Lügen von BusinessEurope glauben. Und noch was vergisst er zu erwähnen: Nämlich, dass er als Deutscher eigentlich gar nicht doppelt wählen muss. Er wählt nur in Deutschland und die dort Gewählten verwalten via Europäische Union und Troika gleich noch Griechenland mit. Sein griechischer Kollege hat vielleicht neulich in Griechenland gewählt. Vielleicht - gleich komme ich dazu. Aber berücksichtigt wurde sein Votum wahrscheinlich nur wenig, denn jede griechische Regierung steht unter der Leitung der Men in Black aus Brüssel.
Ich gelte als Deutscher und als Spanier. Bis vor einigen Jahren habe ich meinen spanischen Pass auch noch regelmäßig verlängert. Dann wurde ich arbeitslos, gab mein Auto auf und konnte es mir nicht mehr leisten, ab und zu an den Münchner Stadtrand zu düsen, um mir einen Stempel vom spanischen Konsul verabreichen zu lassen. Wahrscheinlich denken die nun in Spanien, mich gibt es nicht mehr. Bin ja seit längerer Zeit für sie nur noch eine Karteileiche, wenngleich ich jederzeit wieder offiziell "spanisch werden" könnte. In all den Jahren, in denen ich beide Pässe hatte, habe ich nie bei spanischen Wahlen teilgenommen. Möglich wäre das gewesen. Ich fand aber, ich war viel zu weit weg, um mir ein Urteil bilden zu können. Einige Doppelstaatler, die ich damals kannte, haben auch nie außerhalb Deutschlands gewählt.
Müller-Vogg baut da ein argumentatives Konstrukt auf, das voller kleinkarierter Ahnungslosigkeit ist. Seine Argumente gegen die doppelte Staatsbürgerschaft eignen sich nicht als "große Ungerechtigkeit". Wer wählt schon in einer Heimat, die nie so richtig physische Heimat war. Na dann kann man auf den zweiten Pass auch verzichten, würde Müller-Vogg wohl triumphierend einwenden. Klar könnte man, es lebt sich auch dann nicht anders. Und trotzdem war die doppelte Staatsbürgerschaft lange ein Bruchstück meiner Identität. Nicht das Spanische an sich. Da bin ich völlig unempfindlich. Scheiß die Flagge und die Hymne an. Ich meine eher, dass es für mich eine Form von Identifikation war (und vielleicht manchmal noch ist). Mein Vater kam da her. Ich irgendwie auch. Psychisch zumindest. Ich kenne ja beide Seite, die kulturellen Eigenheiten, Mentalitäten und Sonderbarkeiten. Warum sollte ich auf meines Vaters, warum auf meiner Mutter Heimat verzichten?
Der Typ hat gar keine Ahnung, was das bedeutet, welchen sentimentalen Wert es haben kann, zweierlei Pässe zu bewahren. "Einfache Deutsche wie ich", schreibt er. Seichter geht es kaum noch. Was hätte ich auch davon, in Spanien eine Partei zu wählen, die den Sparkurs der deutschen Sittenwächter umsetzen muss. Nee Kumpel, ich habe genug mit meinem Wahlrecht in Deutschland zu tun. Funktioniert ja hier schon nicht so, wie ich mir das vorstelle. Ich brauch' keine weitere Baustelle.