Wer bin ich?

Von Berlinerbande @berlinerbande

Die Frage „Wer bin ich?" kam in den letzten Tagen auf, als es darum ging, dass wir uns auf Arbeit doch mal vorstellen sollen. Dabei fiel mir auf, dass diese Frage gar nicht so leicht und schnell zu beantworten ist. Andererseits halt doch. Einfach nur mit: „Ich bin ich".

Ich bin ich

Okay, okay... das sagt jetzt nicht wirklich viel über mich aus oder wie ich zu dem geworden bin, was ich heute bin: ein ziemlich ausgeglichener, freundlicher und mit sich und der Welt zufriedener Mensch. Meistens jedenfalls. Ab und zu. Ich bemühe mich zumindest 😉

Wer war ich damals?

Geboren und aufgewachsen in Ost-Berlin hatte ich eine ziemlich typische Kindheit (glaube ich): im Friedrichshain als älteste von 3 Geschwistern geboren, 1980 (endlich) in einen Neubau nach Marzahn ziehen und nicht mehr zu fünft in einer 2-Raum-, sondern endlich in einer 5-Raumwohnung leben.

Schulisch war bei mir so lala. Aber da war ich eindeutig selbst schuld. Einfach zu viele andere Dinge im Kopf und nicht wirklich auf dem Schirm, dass das später mal wichtig sein könnte. Dieses „dort Zeit verbringen", lernen und vielleicht auch noch etwas im Kopf behalten. Es ist wie es ist: ich war faul und wurde zum Ende der 10 Klassen immer schlechter. Hab dann ja auch einen Beruf gemacht, bei dem zum Einstellungsgespräch nur die Frage kam: „Hat Jemand eine 5 auf dem Zeugnis? Nein? Sehr gut, Sie können Alle hier anfangen." So wurde ich damals Bauzeichner. Ich - dabei hab ich es mit filigranen Dingen gar nicht so. Aber hat auf seine Art trotzdem Spaß gemacht 😉

Währenddessen habe ich mich in René verliebt - meine erste große Liebe. Und unsere Liebe hielt fast 3 Jahre. Eine kleine Ewigkeit für unter Zwanzigjährige. Doch irgendwie kam die Wende nicht nur so in unserem Land dazwischen, sondern auch bei uns. Damals habe ich schon in einer eigenen Wohnung gewohnt und mich dort eine gewisse Zeit verkrochen und auf meine Weise gelitten.

Danach

kam ein ziemlich großer Break, der sich über 17 Jahre hinzog. Die Zusammenfassung: ich heiratete, verlor Kinder, bekam Michelle (die mittlerweile schon 18 Jahre alt oder jung ist), verlor wieder Kinder, zog in eine kleine Stadt und flüchtete mit Kind von dort wieder und ließ mich scheiden. Rein psychisch war ich damals total am Ende. Durch diese Zeit kann ich aber besser verstehen, warum sich Menschen entschließen, ihrem Leben ein Ende setzen zu wollen. Depressionen kamen und gingen zum Glück auch wieder. Warum, wieso ist eine lange Geschichte, die ich vielleicht ja mal an anderer Stelle erzähle.

Beruflich

änderte sich auch so Einiges: vom Bauzeichner wurde ich Sekretärin (so nebenbei), Selbstständige und Angestellte in einem Vertriebsunternehmen für Werbemittel.

Wieder in Berlin angekommen fiel es 2008 schwer, irgendwo wieder Fuß zu fassen und ich bin unendlich dankbar, dass ich bei der Bahn damals als Ungelernte Unterschlupf gefunden habe.

Zuerst an der Hotline und dann viele Jahre als S-Bahn-Aufsicht.

War eine tolle Zeit!

Viele Menschen kennen- und schätzen gelernt, die ich nicht mehr missen möchte. Und hätte sich die Dame damals nicht entschieden, selbst aus dem Leben zu gehen. Wer weiß - vielleicht hätte ich dann doch auch zu den letzten Aufsichten in Berlin gehört. S-Bahn-Fahrerin wollte ich auf jeden Fall nicht werden. Daher musste ich auch hier wieder neue Wege suchen und finden.

Neu verliebt

habe ich mich auch. Ja... Und es nach einer geraumen Zeit auch noch einmal gewagt zu heiraten...

und wurde Witwe...

auch eine Erfahrung, auf die ich natürlich lieber verzichtet hätte, aber sie nicht abwehren oder aufhalten konnte...

Und wieder allein

Wie so oft: ich war wieder allein. Und gleichzeitig auch nicht, denn auch durch Stephan´s Tod bin ich mit vielen Menschen viel enger in Kontakt gekommen und durfte Trost erfahren, wo ich nie damit gerechnet hätte. Außerdem sind Michelle und ich in dieser Zeit unheimlich eng zusammengewachsen.

Und wieder neuer Job

Und beruflich war es damals Stephan, der mir geraten hat, bei Amazon anzufangen und ich bin auch nach meinen 5 Jahren immer noch der Meinung, dass genau das mein Job ist. Dadurch dass nun HomeOffice und entsprechend mehr Freizeit dazu gekommen ist, möchte ich das Gesabbel mit den Kunden nicht mehr missen. Klar gibt es Tage, an denen auch ich alles hinschmeißen möchte. Aber hat die nicht Jeder? Auch das gehört dazu. Und lieber mache ich einen Job, der mir größtenteils Spaß macht, als einen, den ich immer doof finde, nur, weil ich halt einen Job brauche. War das jetzt verständlich? Ich glaube, ich red schon wieder zu sehr in Schachtelsätzen 😉

Und wieder verliebt

Ich glaube an die Liebe und daran, dass alles irgendwann irgendwie gut wird. Im Leben und in der Liebe...

Und auch, wenn ich nach Stephan's Tod lange am Zweifeln und Grübeln war, ob ich „darf" und es „sich gehört": ich bin unendlich dankbar, dass René damals da war und sich unsere Wege nach 27 Jahren genau im richtigen Moment wieder gekreuzt haben.

Nach den gemachten Erfahrungen mag ich auch nicht mehr lange warten mit Entscheidungen, Wünschen oder Träumen.

Daher sind wir ziemlich schnell zusammengezogen und auch unser Hochzeitstermin steht nun fest und wurde amtlich besiegelt.

Niemand weiß, wie viel Zeit uns bleibt und ich will jede Sekunde auskosten.

Und jeder soll sehen und wissen, dass wir glücklich miteinander sind!

Freizeit

habe ich auch ein wenig. Klar. Aber was mache ich damit? Bzw. was habe ich früher damit gemacht?

Lange lange Zeit habe ich jedes bisschen freie Zeit in World of Warcraft verbracht, mich in dieses Doppelleben geflüchtet. Dort durfte ich sein, was mir im wahren Leben (damals) verwert blieb und konnte zeigen, dass ich doch so Einiges auf dem Kasten hab. Und Spaß haben. Einfach nur unendlich Spaß. Auch das eine Zeit, die ich never ever missen möchte: zu viele mir lieb gewordene Menschen habe ich dadurch kennengelernt und jeder Einzelne hat mir auf seine Art durch das Leben geholfen!

WoW stellte dann aber irgendwann Ansprüche, denen ich nicht mehr gerecht werden wollte und konnte. Daher versuchte ich mein Spielglück in Herr der Ringe online. Und auch hier: mega Spaß, liebe Menschen, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Aber dann doch irgendwann nicht mehr meins.

Bedingt durch die Umbrüche in meinem Leben kamen auch immer größerer Spielpausen dazu. Derzeit sitz ich gerne mal ne Stunde in Age of Conan online und verhaue ein paar Gegner, die dem großen König ans Leder wollen. Passt ganz gut, da mein Schatz lieber vor dem Fernseher abhängt und das nun gar nicht so meins ist.

Aber Zeit zum Reden, Kuscheln und Spaß haben findet sich trotzdem jeden Tag/Abend. Erst danach „trennen" sich unsere Wege auf ca. 3 Meter Abstand. Ohne den Anderen in der Nähe zu wissen hätte ich auch keinen Spaß am Spiel.

Aber diesmal verbringe ich online auch meine Zeit alleine. Daddel halt nur ein bisschen vor mich hin. Ohne Verpflichtung. Ohne Gilde oder Sippe, wo sich Jemand Sorgen macht, wenn ich mal ein paar Tage nicht online bin. Oder wenn ich mich zwar einlogge, dann aber doch keine Lust habe, lieber zu René auf die Couch rutsche und meine Spielfigur dann irgendwann von alleine Feierabend macht. Genauso brauche ich das derzeit.

Ab und an treffen wir uns mit Freunden oder gehen auf Konzerte. Was noch so? Gut Essen und Trinken - da haben wir auch nix dagegen 😉 aber das sieht man ja.

Bald wird es wärmer und dann geht's in den Garten. Klar Schiff machen. Schließlich haben wir uns entschlossen, das Grundstück dieses Jahr abzugeben, bzw. einen Nachpächter zu suchen und zu finden. Da sollte doch alles glänzen und toll aussehen...

Jeder (Lebens-)Abschnitt für sich: so wichtig, denn nur dadurch

bin ich ... ich

Und so, wie ich jetzt bin, bzw. zu der ich geworden bin, bin ich glücklich und werde nun wieder neu durchstarten. Mit meiner großen Jugendliebe von damals. Das ist irgendwie so krass, dass ich es selbst manchmal nicht glauben kann...