Diese Hohepriester der Lehre zeigen uns jetzt, wie es geht. Wenn alles gegen die Logik der Glaubensinhalte spricht, wenn die Weltlichkeit einem sagt, dass die Dogmas der völlige falsche Ansatz waren, dann helfen nur Credos. Wissen ist eine Gefahr, die man nur mit profunden Glauben bekämpfen kann. Und so gehen sie an den Fakten vorbei. Melden etwas von so vielen Erwerbstätigen wie nie zuvor und bestätigen somit nur das, was sie glauben wollen. Die gängige Ökonomie schafft Wohlstand für alle, satten Wohlstand auf allen Ebenen. Dass dieses Dogma Kratzer hat, umschiffen sie einfach. Sie verschwenden keinen Gedanken daran, dass bei den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen die Teilzeitarbeit beträchtlich angewachsen ist; oder das Arbeitsplatz generell auch heißen kann, nur einen dieser Minijobs zu haben. Ja, selbst Menschen in Altersteilzeit werden in detaillierteren Statistiken als sozialversicherungspflichtige Beschäftigte geführt.
Alles egal. Wahre Gläubige befassen sich nicht mit Gegenständen, die den wahren Glauben untergraben. Sticht ihnen etwas ins Auge, das an die Glaubenssubstanz geht, muss man seinen Glauben eben nur vertiefen. Dann stimmt es wieder. »Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht.« Soweit der Hebräerbrief.
Früher gab es Durchhalteparolen, wenn es wirtschaftlich schlecht lief. Sie sagten einem, dass man den Gürtel enger schnallen solle. Es würde schon wieder besser werden. Geduld bitte. Wir durchlaufen eine kleine Abschwungsphase. So klingen Nachrichten in weltlichen Ökonomien. Das kann sich ein sakrales Wirtschaftssystem nicht leisten. Es gründet ja gewissermaßen auf Gottesgnadentum. Ist genau deswegen alternativlos - denn deus lo vult. Es repetiert also Mantras. Ohne Unterlass. Der Gläubige glaubt ja in jedem Kult nur, weil er die Message in Dauerschleife im Ohr hat. Weil er sie sich durch Wiederholung ins Gehirn hämmert. Dazu der Duft von Weihrauch. Da kann man schon mal abdrehen.