Mein Leben für deins
Amber Kizer
cbt, 2015
978-3570309667
9,99 €
Ein schrecklicher Autounfall setzt Jessica Chains Leben ein Ende. Und doch lebt sie weiter, denn ihre Eltern entscheiden sich, ihre Organe zu spenden. An Samuel, Vivian, Leif und Misty. Vier Teenager, vier Schicksale voller Schmerzen, Ängste, Einsamkeit und Hoffnung – und über allen schwebt Jessica, begleitet und beobachtet sie: »Mein Leben hatte eine Bedeutung, aber nicht, als ich noch lebendig war, sondern erst durch meinen Tod … «
Es gibt in dieser Erzählung einige Protagonisten. Zuerst wäre da natürlich Jessica, die wir noch ein klein wenig kennenlernen, bevor es mit ihr vorbei ist. Danach interagiert sie mit dem Leser, an manchen Stellen scheint es jedenfalls so, und versucht Einfluss auf die anderen Jugendlichen zu nehmen.
Samuel, Leif, Vivian und Misty sind völlig unterschiedliche Menschen. Sie leben in verschiedenen Schichten der Gesellschaft, sodass ein großes Panorama entsteht. Misty wohnt in einer Art Ghetto, während Leif anerkannte Sportlereltern hat und unter Druck steht. Vivian möchte nur Bilde malen und eckt auch mit ihren Eltern an. Samuel ist derjenige, der die Brücke zwischen ihnen ist, ohne es zu ahnen.
Mehr möchte ich gar nicht verraten, denn es wäre schade, wenn Ihr dadurch erraten könnten, wie die vier miteinander zusammenhängen!
Jessica Chais Leben wird am Anfang gut durchleuchtet, sodass der Leser einen tiefen Eindruck von ihr erhalten kann. Die späteren Leben, der anderen Jugendlichen sind natürlich ausführlicher dargestellt. Immerhin Leben diese noch und erleben auch etwas. Gutes und Schlechtes wechseln sich dabei ab und nicht immer müssen wir mit ihnen in der Schule sein.
Jemand stirbt und seine Organe werden gespendet. Was passiert mit den Menschen danach? Mit dem Spender? Mit denen, die die Organe erhalten? Gar nichts? Etwas? Vieles?
Natürlich gibt es keine Beweise, dass eine Organspende Auswirkungen auf den Menschen hat. Dieses Buch spielt damit, dass es Verbindungen schaffen kann bzw. Leben rettet.
Jessica ist die Ausgangsposition von der sich der Leser immer weiter in das Thema Organspende und unheilvolle Krankheiten einarbeitet. Dabei werden viele Informationen in den Text eingestreut, sodass der Leser etwas lernen kann. Natürlich ist dies rein oberflächlich, aber die Autorin gibt in einem Nachwort noch Tipps, damit der Leser sich weiter informieren kann und keine falschen Annahmen trifft. Das finde ich richtig gut.
Die vier anderen Jugendlichen versuchen wieder in ihr altes Leben vor der Krankheit oder in ein besseres Leben mit ihrer Krankheit hineinzukommen. Diese Wege sind steinig, manchmal auch sehr liebevoll und später sehr glücklich. Es gibt traurig Situationen in denen der Leser wirklich mitleidet.
Mein Problem mit dem Buch ist, dass ich es am Anfang richtig gut fand. Die Autorin hat einen tollen, schnellen Erzählton und hält sich nicht viel auf. Zudem lernt der Leser erst einmal alle Charaktere kennen. Nach dieser guten Phase baut das Buch aber etwas für mich ab. Vor allem, weil ich es schlecht gekennzeichnet finde, wenn Jessica sich Gedanken aus dem “Off” macht. Ich kam oft durcheinander und stellte erst später fest, dass Leif oder Vivian interagiert bzw. gesprochen habe und nicht Jessica. Andersherum war es genauso. Ich empfand diesen Abschnitt als sehr anstrengend. Der spannungslosen lässt zur Mitte hin auch gewaltig nach, sodass ich manchmal das Gefühl hatte, es ging nicht voran.
Den deutschen Titel “Mein Leben für Deins” finde ich nicht so treffen, wie den Englischen: “Pieces of me”. Das Cover reißt mich auch nicht vom Hocker, da es nicht ausdrückt, worum es in dem Buch eigentlich geht. Mit dem Mädchen und dem Schirm könnte es auch eine Sommerromanze mit schrecklichem oder gutem Ausgang sein.
Am Anfang nahm mich das Buch gefangen. Dann baute die Spannung leider etwas ab und manchmal wusste ich wirklich nicht, ob da jetzt Jessica spricht und beobachten oder die anderen Jugendlichen agieren. Die Gründe treiben mich dazu, dass ich leider nur drei Bücherpunkte vergeben kann.