Die Neuen in Frankfurt...©HR/Benjamin Knabe
Viele Frage zu vielen skurrilen Dingen. Denn während die beiden Neuen zwar mal keine wirklich schwerwiegenden Laster mit sich tragen, wimmelt es in dem Fall nur so vor Kuriositäten. Der angesprochene Paketbote ist ein wahrer Psycho – und damit verdächtig. Der Notfallarzt hat se auch nicht mehr alle ganz richtig sitzen – und gehört damit auch zu den Verdächtigen. Die beiden entführten Mädchen sind ebenfalls irgendwie miteinander verwandt, miteinder liiert – oder doch nicht. Inzest, lesbische Liebe, ein Haufen Patienten für die Geschlossene. Proehls Geschichte krankt schon etwas daran. Auch das Geheimnis um die ominöse CD ist etwas weit hergeholt. Der Fall ist zwar nicht mehr als ein Whodunit und damit eigentlich perfekt geeignet für ein Tatort-Debüt. Aber „Kälter als der Tod“ will einfach zu viel.Wie gut, dass die Kommissare diesmal reduziertere Lebensläufe vorweisen können. Kein Gehirntumor, keine tote Familie, Janneke und Brix sind zwei Polizeihasen, die einfach neu beginnen möchten im Herbst ihres Lebens. Janneke stammt aus Berlin, war dort Polizeipsychologin; Brix war vorher „Straßenköter bei der Sitte“ in der Banken-Stadt. Sie hat bloß einen Sohn in Übersee im Petto, er ist Untermieter einer seltsamen Frau namens Fanny (Zazie De Paris), die ein Faible für Blumen hat. Im Gegensatz beispielsweise zu den neuen Berliner Kommissaren mögen die beiden sich aber direkt und stehen sogar für den jeweils anderen ein, was den Kommissariats-Leiter Riefenstahl (großartig wie immer: Roeland Wiesnekker), der nicht verwandt ist mit etwaigen Namensgefährten des dritten Reichs, imponiert. Koch und Broich, beide Theater-erfahrene Darsteller, müssen das ein ums andere Mal leider etwas sehr gestelzte Dialoge vortragen und wirken so tatsächlich manchmal mehr wie auf der Bühne. Glücklicherweise springt Wiesnekker da gleich in die Bresche und punktet mit schönen Momenten. Als die Ermittlungen feststecken, wünscht er sich eine vom Himmel fallende Tatwaffe. Verdächtige finden ihn zum Kotzen. Genauso schön, dass sich Kommissars-Einführung und der Fall diesmal prima nebeneinander ergänzen....und ihr erster Tatort. ©HR/Benjamin Knabe
Ebenso fein ist das Handwerk von Schwarz. Splitscreens, kluge, mit viel Liebe zum Detail ausgetüftelte Bilder: Wo das Drehbuch seine Schwächen hat, bügelt das der Regisseur wieder aus. Besonders nett ist sein Einfall, die Kommissare bei wichtigen Szenen einfach vom Verhörraum ins Erzählte hineinzubeamen. So wird aus faden Verhören ein lebendiges Erzählen. Mutig, aber gelungen.©ARD
Und wenn es dann zum perfekt inszenierten Showdown kommt, macht man sich wirklich vor Begeisterung schon beinahe in die Hose. Auch wenn letztlich doch keine Tatwaffe vom Himmel fiel, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.BEWERTUNG: 08/10Titel: Tatort: Kälter als der TodErstausstrahlung: 17.05.2015Genre: KrimiRegisseur: Florian SchwarzDarsteller: u.a. Margarita Broich, Wolfram Koch, Roeland Wisnekker, Roman Knizka, Carina N. Wiese