Wenn Sport zur Sucht wird

Dass Muskelaufbau und Bewegung eine Wohltat für die Gesundheit sind, ist inzwischen common sense in Medizin. Dass der Boom an Sportstudios aber auch negative Seiten hat, wird erst langsam deutlicher. Viele Menschen überschätzen sich und schaden sich mehr als sie sich helfen.

Das scheinbar nicht zu stillende Verlangen, unter allen Umständen etwas tun zu müssen, gilt gemeinhin als Ausdruck einer Sucht. Wenn der Alkoholkonsum immer mehr zunimmt und sich nicht mehr kontrollieren lässt, wenn das Verlangen also jeden Verstand ausschaltet, ist man süchtig und ist krank und muss behandelt werden. Und trotz der Möglichkeit der Alkoholsucht werden in offenen Gesellschaften nicht pauschal Kneipen verboten, trotz der Möglichkeit einer Spielsucht die Möglichkeit einer Grand Mondial Casino Anmeldung im Internet nicht verschlossen. Die Gesellscahft traut dem einzelnen Menschen zu, für sich selbst die Risiken abwägen zu können. Um Gefahren vorzubeugen, gibt es sowohl im Alkoholgeschäft wie im Glücksspiel staatlich sanktionierte Einschränkungen.

Fitnessboom und Fitnesswahn

Und was hat der Sport damit zu tun? Ist nicht der Sport Quell aller Gesundheit? Bewegung und körperliches Training werden ja in Medien und Fachjournalen zunehmend als Wunderwaffen gegen Krankheiten fast jeder Art angepriesen. Aber auch in diesem Fall ist alles eine Frage des Maßes. Für einige Sportmediziner kann sich der permanente Drang nach sportlicher Betätigung durchaus als Sucht manifestieren. Das kann nicht nur zwanghafte Dauerjogger oder Kilometer-Schwimmer betreffen, sondern gerade auch einzelne Mitglieder in den heutigen Sporttempeln der Nation: den Fitnessstudios, früher noch oft pejorativ als „Muckibuden" und Bodybuilderstudios bezeichnet, heute großzügig und oft mit viel Geschmack zu großen, ästhetisch ansprechenden Hallen für die Arbeit am eigenen Körper. Wenn es auch viele Karteileichen geben wird - der Fitness-Boom hält in Deutschland seit Jahren unvermindert an. 2016 sind nach Angaben der Branche mehr als zehn Millionen Deutsche in einem Studio angemeldet gewesen. Bis 2020 sollen es mehr als zwölf Millionen sein.

Und dort in dem Studio kämpfen Frauen und Männer auf dem Crosstrainern mit den eigenen Kilos, stemmen Gewichte an den Kraftmaschinen, um die Muskulatur zu stärken. Gefahr droht, wenn Training nicht mehr Mittel zum Zweck, sondern zum reinen Selbstzweck degeneriert. Wenn soziale Kontakte für das Training vernachlässigt werden oder mit Aufputschmitteln aller Art versucht wird, die eigenen körperlichen Grenzen zu überwinden - bis zum Zusammenbruch. Problematisch wird es auch, wenn die eigene Gewichtskontrolle jegliches Maß verloren hat. So sollen Sportkranke an Tagen, an denen sie kein Training hatten, die Nahrungsaufnahme verweigert haben, aus Angst, an Gewicht zuzunehmen. Auf diese Weisen werden die gesundheitsfördernden Effekte des Sports ab absurdum geführt.

Der Sport wird zur Krankheit.

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Wenn Sport zur Sucht wird

Der Münchner Christoph Marx ist Publizist und Lektor und lebt in Berlin. Er arbeitet als Autor und Redakteur für viele namhafte Verlage und veröffentlichte bzw. verantwortete inhaltlich zahlreiche Werke, v.a. zu historisch-politischen, gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen Themen.Referenzliste unter Autor und Redakteur/Lektor.


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