Wenn´s Pimmelchen mal rot wird*

golden boyWenn ein Kinderarzt als Diagnose “Balanitis” verschlüsselt, dann handelt es sich meist um eine “Balanoposthitis”, denn in der Regel ist bei dem Jungen Patienten nicht die Eichel (Glans, Balanos) entzündet, sondern die Vorhaut oder das umgebende Gewebe, teils auch kleine Drüsen im Penisschaft. Kaum ein Junge, der dies nicht einmal oder mehrmals in seinem Leben durchläuft, insbesondere, wenn die Vorhaut im Vorschulalter noch eng und verklebt erscheint und sich nicht zurückziehen lässt.

Bei alledem ist keine Panik angesagt: Viele Jungen, vor allem die mit Windel, haben ein rotes “Orificium” (also die Öffnung der Vorhaut, die Mündung des Harnleiters), das liegt am Urin, am Stuhlgang, an der Reibung durch die Windel, an der eigenen Manipulation (ja, manche sind da wirklich rabiat), am Smegma, dem Talg aus den Vorhautdrüsen. Aber auch übertriebene Hygiene (vor allem bei den weiterhin zu hörenden Empfehlungen, die Vorhaut bereits im Vorschulalter zurückzuziehen) begünstigt eine Entzündung.
Mit ein wenig “Babycreme” oder den Wunder-Panthenol-Mitteln geben sich die Reizungen wieder. Nimmt die Rötung zu, erreicht sie den Penisschaft, kommt es eventuell auch zu Schwellungen, kann man weitere therapeutische Schritte versuchen: Kamille-Umschläge, Ri.va.nol-Umschläge, deren tatsächliche Wirkung ist zwar umstritten, aber die Eltern haben etwas zu tun und ein wenig desinfizierend ist es allemal. Ein häufiger Grund für “tiefere” Entzündungen sind Urinkristalle, auch Sandkörnchen, die eine Reizung “im Innern” verursachen, in der Regel spült das der Urin aber beim nächsten Mal aus.

Unschön wird es, wenn sich eine gelbliche sämige Flüssigkeit bildet, eventuell hat sich nun eine bakterielle Infektion entwickelt – Versuche mit lokalen Antibiotika (z.B. mit den kleinen Augensalbentübchen), vorsichtig unter der Vorhaut appliziert, helfen. Der Kinderarzt nimmt vermutlich einen Abstrich.

Eine physiologische Phimose (Verengung der Vorhaut) begünstigt zwar eine Entzündung in diesem Bereich, aber sollte nicht als falsche Indikation für eine Beschneidung herhalten. Ausnahmen gibt es: Wenn eine Balanitis zu häufig vorkommt, kann das Gewebe sekundärentzündlich vernarben, was aus der physiologischen Phimose eine sekundäre Phimose macht. Diese wird sich im Schulalter nicht alleine lösen und muß dann operiert werden.

Grundsätzliche Empfehlungen bei Balanitiden: Windel mal weglassen, Reinigung nur mit Wasser, Waschlappen und “Babyseife”, Feuchttücher wegwerfen und Abwarten. Wer sich unsicher ist: Doktor zeigen, beruhigen lassen.
Abgefallen ist noch keiner einer kleiner.

Zum Thema Phimose die Broschüre “Mann, oh Mann” vom BVKJ.

(C) Foto bei Tiffa Day via Flickr

*das wird wieder tolle Suchanfragen via Google produzieren.


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