Ich erschrecke mich gerade, als ich feststelle, dass der letzte Beitrag zum Camino vor 11 Monaten veröffentlicht wurde. Asche auf mein Haupt! Es tut mir auch ein bißchen leid, dass ich diese Seite nicht aktueller halten konnte, besser wollte; dafür hat es es dieser Beitrag in sich. In diesen vergangenen 11 Monaten ist nicht viel Jakobsweg-relevantes geschehen. Um ehrlich zu sein ist (nur) eine Sache geschehen, aber die ist dafür umso wunderbarer, größer und fantastischer und ich möchte euch gerne daran teilhaben lassen. Ich weiß, es ist schon lange her, wer aber den letzten Beitrag „Liebe auf dem Jakobsweg“ gelesen hat, erinnert sich womöglich, dass ich mit dem Lieblingsbelgier vor ziemlich genau einem Jahr in Rom war und er mich dort gefragt hat, ob ich seine Frau werden möchte. Ob ich ja gesagt habe? Aber sowas von! „Wenn’s passt, passt’s!“ – besser lässt sich diese Entscheidung nicht beschreiben.
10 weitere Monate später sind wir nun verheiratet und haben die tollste und für uns perfekteste Hochzeit erlebt und gefeiert, die wir uns nur vorstellen konnten. Wir wollten keine Riesenparty mit zich Dutzent oder Hundert Menschen, sondern im engsten Kreis feiern, diesen ganz besonderen Tag mit Menschen verbringen, mit denen wir herzensnah sind und deren Wichtigkeit für uns nicht in Worte zu fassen ist. Thema war selbstverständlich der Camino, der sich in allen Aspekten, von Einladungskarte über die Ringe bis hin zur Tischdeko widergespiegelt hat.
Seit ich die traumhafte Blume namens Craspedia auf Pinterest entdeckt habe, wollte ich diese für Brautstrauß und Tischdeko. Unbedingt. *Aufstampf*
Allerdings gestaltete sich das gar nicht so einfach für eine Oktober-Hochzeit, da die eigentliche Blütezeit für diese Blume in genau diesem Monat endet. Etliche Blumengeschäfte haben wir abgeklappert, versprechen wollte uns niemand etwas, lediglich der größte Händler im Umkreis konnte uns eine Garantie geben, allerdings zu horrenden Preisen. Letztendlich hat uns ein Geschäft im Ort zugesichert, die tollen Craspedia beschaffen zu können und schlussendlich bin ich mehr als nur glücklich, dass wir uns für die kleinen gelben Bällchen und zartes Schleierkraut im Kontrast entschieden haben. Ein klassischer Brautstrauß wäre einfach nicht das richtige gewesen. Nicht für mich, nicht für diese Camino-Hochzeit, nicht für unsere Geschichte.
Wir haben unsere Gäste gebeten, ganz dem Farbmotto Gelb-Blau entsprechend, einen kleinen gelben Akzent in ihr Outfit einzubauen. Ob dies nun eine Haarspange, die Socken oder das Einstecktuch ist, war vollkommen egal. Wunderbarer Weise haben sich alle daran gehalten, und wer nichts ins Outfit einbauen konnte, hat eben Minion Tim mitgebracht, der direkt in die Fotosessions eingebaut wurde. Der gelbe Akzent des Brautpaares waren neben Brautstrauß und Anstecker für den Bräutigam die Schuhe. Wir wollten anders sein, uns wohl fühlen und aus einer Masse kleiner Besonderheiten das große Außergewöhnliche schaffen. Gelbe Chucks für Braut und Bräutigam – geht’s toller?
Ein wichter Punkt waren uns die Ringe. Nicht von der Stange, sondern eben so besonders, wie es unsere Verbindung ist. Also wurden für uns ganz individuelle Ringe angefertigt, breit genug mit spannener Aqua-Oberfläche und eingelassener Pilgermuschel. DAS sind wirklich unsere Ringe!
Der gesamte Tag war von DIY geprägt, was haben wir in den Wochen vor der Hochzeit gebastelt, geschnibbelt und geklebt. Wenn jetzt nicht bald Weihnachten wäre, würde ich eigentlich sagen, dass es erstmal reicht mit Selbstmach-Gedöhns. Jede Menge echte Jakobsmuscheln, die wir während unseres Sommer-Roadstrips durch die Normandie und Bretagne gesammelt haben zierten die Tische und wurden als Namenskärtchen verwendet. Kerzen, Muscheln in jeglicher Form und immer wieder gelb-blaue Details, die den rustikalen Charme der mit Jute-Tischläufern dekorierten Tische unterstrichen. Ja, da gab es im Vorfeld ein paar Stimmen, die Unsicherheit bezüglich der Location (der supertolle Rutherhof mit Straußenfarm und Swinggolf) und unserer Vorstellungen äußerten. Aber gerade diese Stimmen waren am Ende total begeistert, eben so sehr wie wir selbst, da wirklich alles so geworden ist, wie wir es uns gewünscht haben.
Pinterest ist ein wahres Füllhorn an Ideen und Inspiration, kann aber auch eine Qual sein. Heute weiß ich, dass es mehr als unklug ist, eine Woche vor dem Termin noch weiter zu suchen und zu suchen und zu suchen. Irgendwann ist ja auch mal gut und im Rückblick haben wir genau die richtigen Ideen realisiert und die falschen verworfen. Der Stress, den man sich macht, ist gar nicht in Worte zu fassen, bei uns kamen noch zwei zeitgleiche Umzüge zur Hochzeitsplanung – mein Stresslevel könnt ihr euch vorstellen.
Eine dieser tollen Ideen ist der Sweet Table – ein Aspekt, der aus den USA so langsam zu uns rüberschwappt, und wer danach auf Pinterest oder in Hochzeitsforen sucht, wird mehr als nur fündig. Zusätzlich zu Hochzeitstorte und Kuchen sollte es Sweets geben, deren Farben zum Motto passt. Hätte ich im Vorfeld gewusst, wie schwierig es ist, leckere Süßigkeiten in Gelb und Blau zu finden, hätte ich das Farbthema vielleicht noch einmal überdacht. Aber auch hier haben wir auf die richtigen Pferde gesetzt und vor allem mit Hershey’s Kisses in Blau und mit individuellen Kraftpapier-Stickern voll ins Schwarze getroffen. Die Torte war quasi eine Überraschung für uns – wir hatten mit der Konditorei unsere Vorstellungen besprochen, wie sie am Ende aber aussehen sollte, wussten wir nicht. Aber auch hier: Volltreffer. Zwei Wege, die zusammen führen, Jakobsmuscheln, Fußspuren und sogar die wundervollen Craspedia als Zucker-Pralinen am Wegesrand – so toll!
Vor 1 1/2 Jahren steckte ich in den letzten Planungen für meinen Camino del Norte. Ich wußte, dass er wundervoll werden würde, nicht besser als die vorherigen, aber doch wunderbar und gut.
Nun habe ich den tollsten Mann der Welt geheiratet, unser gemeinsamer Camino hat begonnen!