...wird alles anders.
Bisher bin ich mit den Kindern mindestens einmal im Monat zu meiner Mama gefahren. Aufgrund der Entfernung von 130 km eine Strecke sind wir mindestens einen ganzen Tag hingefahren. In den letzten Monaten (seit die Kleine immer mobiler und neugieriger wird) haben wir oft auch dort übernachtet. Meine Mama hat das Gästezimmer für uns vorbereitet - wir haben dort eine große Liegefläche mit 2 Matratzen nebeneinander. Auch die Schwiegereltern sehen wir regelmäßig - manchmal am Wochenende zu viert, manchmal in der Woche nur die Kinder und ich. Da die Entfernung nicht ganz so weit ist (nur 60 km) ist ein Tagesausflug besser machbar. Da die Schwiegereltern noch arbeiten und auch oft am Wochenende Dienst haben, ist die Terminfindung hier nicht ganz so einfach - und doch konnten wir auch mit ihnen monatliche Treffen hinbekommen. Das ist mir wichtig, um die Bindung zwischen Großeltern und Kindern zu festigen - so wie ich das früher auch hatte. Meine Großeltern waren für mich etwas ganz Besonderes. Und auch ich mag sowohl meine Mama als auch meine Schwiegereltern. Mir ist bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir uns gut verstehen und auch deshalb möchte ich viel dafür tun, dass es so bleibt.
Da ich aufgrund des neuen Abschnitts, der vor uns liegt etwas wehmütig bin, habe ich die Besuche in diesem letzten Monat, in dem wir völlig flexibel sind, schon länger geplant. Die Schwiegereltern besuchen wir noch einmal zum gemeinsamen Grillen und zu meiner Mama hatten wir einen viertägigen Kurztrip übers Wochenende ins Auge gefasst.
Die Große war schon am Vortag total aufgeregt und ist morgens wie immer entsprechend früh aufgewacht. Die Hinfahrt hab ich immer so geplant, dass sie beide im Auto schlafen, also dass sie sich morgens zu Hause schon etwas ausgetobt haben, um müde genug zu sein. Die Große hat ihre Bauwerke, die sie mit Lego Duplo gebaut hat, in ihren kleinen Rucksack gepackt, weil sie sie der Oma zeigen wollte. Als wir alles im Auto verstaut hatten inkl. Bobbycar und Laufrad, machten wir uns auf den Weg. Beide schliefen auf der Fahrt - die Große wachte etwa 30 Minuten vor Ankunft auf, war gut gelaunt und wir hörten noch CD, bis wir da waren. Die Kleine wurde erst wach, als ich geparkt hatte.
Wir packten die Sachen aus, die Kinder erkundeten das Haus, "unser" Zimmer und es gab dann erstmal ein spätes Frühstück. Es lief so harmonisch ab, die Kinder spielten zusammen und auch jede für sich - wir unterhielten uns - meine Mutter kochte für uns und passte ihren Tagesablauf an uns bzw. den der Kinder an. Abends vor dem Einschlafen riefen wir den Papa über Facetime an. Die Große fragte jedes Mal: "Und wo ist unser Zimmer? Wo ist mein Pony?" und der Papa lief mit dem Handy durch die Wohnung und zeigte ihr das, was sie sehen wollte.
Es gab immer etwas zu sehen, denn im Garten meiner Mama waren mehrere Arbeiter damit beschäftigt, vorbereitende Arbeiten zu treffen, um einen Zaun zu setzen, damit der Hund sich draußen ohne Leine frei bewegen kann.
Am Sonntag kam der Papa zu Besuch.
Wir gingen zum Spielplatz, wo wir einen schönen Nachmittag hatten. Die Kleine kletterte alleine die Treppe zur Rutsche hoch und konnte nicht genug davon bekommen.
Als der Papa sich abends wieder verabschiedete, war besonders die Große etwas traurig, aber es dauerte ja nicht mehr lange, bis wir wieder nach Hause kommen.
Einen Bagger aus der Nähe zu beobachten, war für die Kinder sehr spannend.
Da meine Mama in einer Spielstraße wohnt und auch rund ums Haus viel Platz hat, konnten wir viel draußen sein - mit Bobbycar und Laufrad oder auch mit Kreide malen, die Pflanzen, Bäume und Tiere im Garten zu beobachten. Ein Wildkaninchen hat sich dort einen Platz gesucht, wo es sich tagsüber ausruht und isst, viele Vögel sind zu sehen, ab und zu flitzen Eichhörnchen die Bäume hoch und holen sich etwas von den Nüssen, die meine Mama ihnen hinlegt. Besonders fasziniert bin ich von dem Gingko-Baum, den sie als kleines Pflänzchen gesetzt hat und der nun bestimmt schon 4 Meter hoch ist.
Wir haben schnell einen gemeinsamen Rhythmus gefunden und ich durfte mich bei ihr fühlen wie zu Hause. Wenn die Kinder Hunger haben und Mama gerade mit dem Hund spazieren ist, durfte ich etwas zu essen für sie raus nehmen, die Kinder hatten schnell verinnerlicht, in welchen Schubladen Spielzeug für sie zu finden ist. Bei meiner Mama gibt es noch "wie früher" einen Bäcker, der durch die Straßen fährt und Brötchen, Brot und ein kleines Angebot an Teilchen und Kuchen verkauft. Das weckt jedes Mal in mir Kindheitserinnerungen, denn ich bin schon als kleines Kind immer zusammen mit meiner Oma zu diesem Bäcker an den Wagen gegangen - und nun geht meine Tochter mit ihrer Oma dorthin.
Nach 3 Tagen, die wie im Flug vergingen, sagte die Große kurz vor dem Einschlafen "Ich will aber noch hier bleiben". Ich stimmte mich dann kurz mit dem Papa ab, ob es ok für ihn wäre, wenn wir noch ein paar Tage anhängen. Er hatte nichts dagegen, weil er ja sowieso tagsüber arbeiten ist und mit den Kindern abends meist wenig Zeit bleibt. Und ihm ist auch bewusst, dass ein so ausgiebiger Besuch erstmal nicht mehr so schnell möglich ist. Auch meine Mama war einverstanden. Windeln hatte ich noch genug mit und die Klamotten, die wir mit hatten, reichten auch noch für die Zeit. Ich nehme ja sowieso immer zu viel mit. Einmal haben wir dort trotzdem gewaschen. Mit den Einkäufen stimmten wir uns gut ab.
Als meine Mama einkaufen war, brachte sie den beiden Mädels etwas mit. Die Große war direkt hellauf begeistert: "Oh mit Glitzer-Herz".
Insgesamt haben beide Kinder sich sehr entwickelt in der Zeit. Die Kleine übt fleißig das Laufen und wird immer sicherer in ihren kleinen Schritten. Die Große ist über sich hinaus gewachsen beim gemeinsamen Kochen mit meiner Mama, hat ihr die Lebensmittel angereicht, die Pizza belegt, selbstständig den Frühstückstisch gedeckt und den Hund gefüttert. Die Kleine hatte die Gelegenheit, das Treppenlaufen zu üben. Nachdem sie in den ersten Tagen noch rückwärts runter gekrabbelt ist, ist sie in den letzten beiden Tagen schon mit Festhalten am Geländer vorsichtig runter gelaufen.
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Das absolute Highlight ist und bleibt die Kuckucksuhr, bei der der Kuckuck zu jeder vollen Stunde aus seinem Häuschen heraus schaut und "Kuckuck" ruft in der Anzahl entsprechend der Uhrzeit.
Es war eine sehr schöne Zeit, hat viele Kindheitserinnerungen geweckt, obwohl ich selbst nie in dem Haus gewohnt habe. Meine Oma hatte auch eine solche Kuckucksuhr und wir als Kinder waren genauso begeistert, wie meine Kinder es jetzt sind. Es war wirklich sehr harmonisch. Die Zeit war trotz der Verlängerung zu kurz, denn so richtig zum Reden mit meiner Mama kam ich selten. Es drehte sich alles um die Kinder und wenn sie mal schliefen,war nicht mehr viel Zeit übrig, bis dass auch wir ins Bett gingen. Zwischendurch hatte ich manchmal auch die Gedanken, dass es doch schön wäre, wenn wir alle zusammen wohnen würden. Meine Mama wäre nicht alleine und hätte Hilfe, wenn sie welche braucht, wir könnten uns die Kosten und die Arbeit im Haus teilen und die Familie wäre zusammen. Praktisch wäre das allerdings etwas schwieriger, denn alle unter einem Dach ohne ausreichend Platz für Rückzugsmöglichkeiten bietet auch viel Konfliktpotenzial. Ganz abgesehen von dem Platzmangel, da ja dann zwei Haushalte komplett zusammen gelegt werden müssten in einem Haus, in dem meine Mama sich so wie es für sie passt und ihr gefällt, eingerichtet hat. Der größte Knackpunkt an der ganzen Sache sind wohl die Jobs, die mein Mann und ich weit entfernt haben und uns beiden Spaß machen, die Betreuungsplätze für die Kinder und das Umfeld und Netzwerk, das wir uns in unserem Wohnort eingerichtet haben. Meine Mama sagte, dass es gut ist wie es ist und jeder am Besten zufrieden ist mit dem, wie es ist und wir das Beste daraus machen. Es gibt immer Möglichkeiten, dass wir uns sehen und dank der technischen Hilfsmittel können wir uns auch beim Telefonieren sehen. Und die Entfernung ist auch ein gutes Mittel, um das Konflitktpotenzial bei den Treffen außen vor zu lassen. Denn ganz realistisch gesehen wäre es wahrscheinlich auch nicht die beste Idee, dauerhaft unter einem Dach zu wohnen. Aber man darf ja mal träumen, oder?
Eure Renate