Der Freitag kam und es bot sich seit Mittwoch nicht mehr an, noch drei Mal anzurufen. Der Berater des Sanitätshauses kam erst mal ohne Rollstuhl, er wollte ja erst mal den Bedarf klären und meine Bedürfnisse besprechen. Und da plädiere ich wieder für die Email. Ich hätte gedacht mein Bedarf und meine Bedürfnisse hätten wir mehr als ausreichend in dem Telefonat am Monat besprochen. Aber ich habe ja nichts in Schriftformat, dass ich das nachweisen könnte und wer soll mir das jetzt glauben. Überraschender Weise haben sich jetzt meine Bedürfnisse von Montag bis Freitag nicht weiterentwickelt oder gar geändert. Ganz schnell kam raus, dass der Rollstuhl, der eine Nummer hat, also ich meine den Modellnamen, möge mich bitte jetzt keiner fragen welches Modell, weil ich habe in dem Gespräch so viele MXY, 5 bis 20 an den Kopf geworfen bekommen, dass mir die Ohren qualmen. Ist das Zermürbungstaktik oder einfach nur unbewusstes Fachchinesisch?
Den Vorführrollstuhl habe ich nicht vorgeführt bekommen, weil überraschender Weise: das war ja das Modell, was die kleinen Räder vorne hat und ich will ja U-Bahn fahren, das geht dann natürlich nicht. Mein Gott, ich wünschte, ich hätte es vorher erwähnt. Ja, aber zumindest hat sich das jetzt herausgestellt, dass der böse Gesetzgeber den armen Rollstuhlherstellern das jetzt auferlegt, weil der eine oder andere ja schon aus seinem Rollstuhl heraus gekippt ist. Die Räder sollen ja als Kippschutz dienen und das wäre bei allen Rollstühlen jetzt so. Und bei meinem jetzigen Rollstuhl war die Gesetzgebung damals noch anders und jetzt ist sie wieder anders. Seltsam, dabei bin ich mit diesem noch gar nicht umgekippt, mit dem davor schon. Vielleicht sollte man keine Wolkenkratzer bauen, aber das geht nicht, weil man die vielen Motoren unterbringen muss, wenn die Funktion und jene Funktion benötigt wird…
Okay, ein Lichtblick, bei dem Modell von Otto Bock, dem XYZ 17, könnte man ja die Stützräder noch abbauen. Aber das dürfte er nicht machen, das müsste ich dann selbst machen. Ja, das Selbst machen, daran liegt es unter anderem. Davon mal abgesehen, ich weiß nicht, ob ich die Stützräder abmachen wollen würde, sogar wenn ich das könnte, weil ich nicht einschätzen kann, wie viel man sich auf die Stützräder verlassen hat bei der Konstruktion. Der kommt ja sowieso nicht in Frage, oder war das jetzt der Otto Bock ABC 13? Der hat eine viel zu hohe Sitzhöhe, da würde ich wieder nicht unter den Tisch passen. Und das ist mir leider auch wichtig, dass ich unter den Tisch passe. Spätestens der, wer schon einmal in einem Rollstuhl gegessen hat, weiß wovon ich rede.
Am Telefon meinte er noch, dass der Krankenkasse egal wäre, ob ich unter den Tisch passe oder nicht. Dann bräuchte ich halt einen anderen Tisch. Die Argumentation, dass ich nicht nur an meinem eigenen Tisch zu Hause sitze, ist wahrscheinlich zu weit weg. Und sogar wenn ich nur zu Hause sitzen würde, was meinem persönlichen Empfinden widerspricht, dann wäre es sinnlos auf einen Rollstuhl zurückzugreifen, der mich mobil machen soll. Aber egal, sagen wir mal ich sitze nur zu Hause rum an meinem Tisch, dann muss ich ja immer alleine essen, weil alle anderen, die auf normal sterblichen Stühlen sitzen würden, die Tischplatte unterm Kinn hätten. Vielleicht sollte ich mal bedenken, dass ich die Super Nannys der Nation anschreibe, irgendwie erinnert mich das an die stille Treppe. Wie war das denn eigentlich nochmal mit der Teilhabe?
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