Viva la revolution! ©NDR/Christine Schroeder
Denn die ist unglaubwürdig und vollkommen abstrus. Holger Schmidt (Horst Günter Marx) arbeitet in der Rüstungsindustrie, das hat die Tochter (Saskia Schindler) nicht gern – und ihr Vater auch nicht mehr. Er will seinen Arbeitgeber aufgrund von belastendem, nicht mit dem eigenen Gewissen zu vereinbarendem Material – Rüstungsindustrie halt- verklagen. Daher spricht er auf einer Charity-Gala der Flüchtlingshilfe, zu der er eigentlich nicht wollte, den Anwalt Sönke Sauer (Thomas Darchinger) an. Sauer („Sauer wie süß“) ist wiederum dort mit Kommissarin Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) und verspricht, sich später um Schmidts Anliegen zu kümmern. Aber wir wissen: Wo immer im Tatort ein Ermittler privat auftaucht, da passiert gleich etwas. So auch diesmal. Kurz drauf ist Schmidt dann nämlich tot. Erschossen von den Bad Easter Bunnies, einer linken Aktivistengruppe, die jedes Jahr zu Ostern mit Aktionen auf sich aufmerksam macht, um den Schlipsträgern dieses Landes zu zeigen, was eine Harke ist. Da es aber nicht mehr genügt, bloß mit Farbbeuteln zu schmeißen, müssen es in diesem Jahr eben echte Waffen sein. So würde man ja endlich mal Anerkennung bekommen, sagt der neue Anführer Frank (Thomas Sarbacher). Was nur er weiß: Schmidt war kein zufälliges Opfer. Die Rüstungsindustrie ist eben böse und mag keine abtrünnigen Mitarbeiter. Und Frank, der neue, ist in Wahrheit gar kein guter, sondern eher einer der Bösen...
"Wir haben nicht vor, sie alle umzubringen"
Na, hab ich zu viel versprochen? Unglaubwürdiger geht’s nimmer. Der Umstand, dass sich aus dramaturgischen Gründen eine Kommissaren unter den Geiseln befindet, ist nicht einmal der schlimmste; auch nicht, dass Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) zufälligerweise einen Aussteiger der Bad Easter Bunnies – natürlich ein Kiffer - kennt. Es ist einfach alles so verdammt abstrus, was sich Stiller hier zurecht biegt. Was wäre gewesen, wenn der Tote nicht zur Gala erschienen wäre? Hätte Frank seine Mitgliedschaft bei den Bunnies dann wieder aufgegeben und den Whistleblower auf anderem Wege erledigt? Und überhaupt, die Aktivisten. In ihren Hasenkostümen wirken sie eher wie eine billige Clowns-Truppe, weniger wie ernst zu nehmende Kämpfer für die gute Sache. Stiller mag das alles lustig gemeint haben, es wirkt aber bloß albern. Während Frank den harten Hund abgibt, ist seine restliche Gefolgschaft ein Haufen voller Versager, die sich allesamt völlig unglaubwürdig verhalten. Und völlig harmlos. Es hätte wohl nur ein paar Handgriffe der Kommissarin gebraucht, bis die Hasen überwältigt worden wären. Der Preis für die schlechtesten Geiselnehmer der Tatort-Geschichte geht an „Frohe Ostern, Falke“ und die Bad Easter Bunnies. Immerhin verkündet der Chef-Osterhase, nachdem auch noch die Künstlerin des Abends aus Versehen umgebracht wurde: „Ich darf sie beruhigen: Wir haben nicht vor, sie alle umzubringen.“ Wie rücksichtsvoll.
Nichtmal an Ostern hat man seine Ruhe vor der Arbeit. Kommissarin Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) ©NDR/Christine Schroeder
Während Lorenz sich als Geisel durchschlägt, ermittelt Falke von außen und versucht sie zu befreien. Völlig ohne Pfiff inszeniert Stiller das Geschehen. Wie die Geiselnahme ausgeht, ahnt der geschulte Krimigucker schnell. Uninspirierend bis zum Sanktnimmerleinstag und ohne jegliche Überraschung sieht man dem ganzen, nicht immer zu 100% logischen Treiben regungslos zu. Die gut gemeinte Idee, übertriebene Proteste und zwiespältige Charity-Galas kritisch zu betrachten, bleibt so im Ansatz stecken und dass am Ende wieder mal ein böser, böser Konzern an allem schuld sein soll, ist dann auch ärgerlich.
©ARD
Nein. Ich färbe mir jetzt meine Haare grün, schmeiße die nächste Kraftklub-CD ins Autoradio und gehe auch mal eine Runde protestieren. Gegen misslungene Tatorte. Viva la revolution!BEWERTUNG: 3,5/10Titel: Tatort: Frohe Ostern, FalkeErstausstrahlung: 07.04.2015Genre: KrimiRegisseur: Thomas StillerDarsteller: u.a. Wotan Wilke Möhring, Petra Schmidt-Schaller, Thomas Sarbacher, Lasse Myhr, Sascha Alexander Gersak, Milton Welsh, Marek Harloff