Im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo spielte sich gerade wieder eine erschreckende Gewalttat ab. Ein 17-jähriger Schwarzer wurde von einer Gruppe Menschen, die mit Steinen, Eisenstangen und Holzlatten bewaffnet waren, am Rande der Bundesstraße BR 101 totgeschlagen. Die Hetzer in der Gruppe schrien “schlagt ihn tot” und die Meute folgte seiner Aufforderung. Die Polizei erschien 2 Stunden nach dem Vorfall und nahm den Jugendlichen in das Unfallkrankenhaus mit, wo er verstarb. Über die Gründe für die Lynchjustiz herrschte Uneinigkeit. Einige behaupteten, dass er versucht habe eine Frau zu vergewaltigen, andere behaupteten, dass er in Moped stehlen wollte und wieder andere, dass er versucht habe ein Mädchen von 10 Jahren zu missbrauchen. Die Tat geschah vor einer Woche, aber bis heute hat niemand eine Anzeige gegen den Jugendlichen erhoben, noch haben sich Zeugen gemeldet. Sein Bruder erklärte, dass sein Bruder geistig verwirrt war und hinter einem Mädchen hergerufen hätte, das sich erschreckt habe und zu ihrer Familie gelaufen sei, die anschließend den Jugendlichen gejagt habe. “Deswegen sprachen die Leute davon, dass er ein Vergewaltiger sei”, erklärte der Bruder und bezüglich des Moped-Diebstahls: “Wenn er ein Moped hätte stehlen wollen, hätte er das in seinem Viertel getan, denn er konnte nicht einmal ein Moped fahren”. Selbstgefällige Selbstjustiz und es war ja nur ein schwarzer Jugendlicher, so funktioniert in vielen Bereich die brasilianische Gesellschaft.
In Argentinien stehen die Zeichen auch auf Sturm. Die Gewalt hat erheblich zugenommen und es gibt immer mehr Fälle von Lynchjustiz. Die spanische Zeitung “El Pais” schreibt dazu: “Etwas läuft schief in einer Gesellschaft, wenn der solidarische und altruistische Nachbar, der versucht dem Opfer eines Überfalls auf der Straße zu helfen sich plötzlich in einen Mörder verwandelt, der eine Person zu Tode prügelt und ihn bewusstlos liegen lässt.” Die Zeitung bezieht sich auf einen Vorfall Ende März in der argentinischen Stadt Rosario, wo 2 Jugendliche versuchten vom Motorrad aus einer Frau die Handtasche wegzureißen. Passanten erwischten einen der Jugendlichen, einen 18-Jährigen, und schlugen ihm den Schädel ein, so dass er 3 Tage später den Verletzungen erlag. Seine Mutter fragte danach “wenn sie glaubten, dass er einen Raub begangen hat, warum brachten sie ihn dann nicht zur Polizeistation?”. In Argentinien sind in den letzten 3 Wochen mehr wie ein Dutzend Fälle von Lynchjustiz bekannt geworden. Im Falle des getöteten 18-jährigen hat sich sogar Papst Franziskus mit den Worten gemeldet: “Mich hat die Tat geschmerzt. Ich habe die Schläge in meiner Seele gespürt. Das war kein Söldner, das war ein Junge aus unserem Volk; ja er war ein Delinquent, aber der Vorfall erinnerte mich an Jesus, der sagte: Wer bin ich, dass ich ihn richten kann? Und wer selbst ohne Fehl und Tadel, der werfe den ersten Stein.”
Argentinien gehört nicht zu den gewalttätigsten Ländern Südamerikas. Aber im Gefühl der Argentinier ist es das Land mit den meisten Raubüberfällen. Nach Umfragen ist die Unsicherheit für die Mehrheit der Argentinier das drückendste Problem, noch vor der Inflation. Die Präsidentin des Landes, Cristina Fernández macht die Justiz dafür verantwortlich: “Es gibt Richter, die lassen Täter, die wiederholt straffällig geworden sind, in Freiheit und die fangen von neuem an straffällig zu werden, zu töten, zu vergewaltigen”.
Das Hauptübel Lateinamerikas ist der Drogenhandel, der Staaten und Gesellschaften fest im Griff hat. Eine Eskalation der Gewalt führt nur noch zu mehr Gewalt. Hier einen Weg herauszufinden ist eine Jahrhundertaufgabe.
Informationsquelle
Jovem negro é espancado e morto por populares no Espírito Santo
Argentina se enfrenta a la barbarie – El Pais