Wenn Männer mir die Welt erklären | Rebecca Solnit

Von Livereadlove

Titel: Wenn Männer mir die Welt erklären

Autor: Rebecca Solnit

Übersetzerinnen: Kathrin Razum & Bettina Münch

Format: Taschenbuch

Preis: 10,00 €

Seitenzahl: 176 Seiten

Verlag: Btb Verlag

ISBN: 978-3-442-71439-1

Bewertung: 4 Sterne

Inhalt

Rebecca Solnit untersucht die Mechanismen von Sexismus. Sie klärt über Missstände auf, die man auf den ersten Blick gar nicht erkennt, denn Übergriffe auf Frauen sind akzeptiert und gelten als normal. Sie schreibt über Gewalt gegen Frauen, französische Sex-Skandale über Virginia Woolf oder Machtverhältnisse. Sie zeigt auf, was in unserer Welt noch immer nicht selbstverständlich ist: die Gleichberechtigung von Frauen und Männern.


„Die meisten Frauen kämpfen an zwei Fronten – einmal für oder gegen eine spezifische Sache und einmal schlichtweg für das Recht, ihre Meinung zu äußern.“ (S. 23)

Aufgrund der #WirLesenFrauen Challenge, die ich euch hier nochmal verlinke, habe ich dieses Buch gekauft. Ich wollte mich mit dem Thema Feminismus auseinander setzen. Ich wollte mich damit beschäftigen und für mich und mein Geschlecht eintreten und das natürlich mit den richtigen Argumenten.

Rebecca Solnit trifft mit ihrem Buch genau das, was ich lesen wollte. Sie erklärt mit ihrem ersten Essay „Wenn Männer mir die Welt erklären“, das, was vermutlich allen Frauen schon passiert ist: ein Mann spricht ihr Faktenwissen und Erkenntnisse ab ohne zu merken, dass er von ihrem Werk und ihrem Buch redet. Und als er das, nach mehrmaligen Versuchen ihn aufzuklären, endlich begreift, ist es ihm nicht einmal unangenehm. Viele Männer (wohlgemerkt nicht alle) sehen das aber nicht. Sie ergreifen die Initiative, weil Frauen das doch sowieso nicht können, nicht wissen, nicht die Expertise haben. Es kann für solche Männer gar nicht sein, dass eine Frau sich auf diese Weise verwirklicht und genau dagegen müssen wir gemeinsam antreten. Keine Frau sollte von einem Mann untergebuttert werden. Jede soll das tun dürfen, was sie möchte. Jede soll das sagen dürfen, was sie möchte ohne darüber nachzudenken wie das vielleicht ankommen würde. Und sich von einem Mann ein Thema erklären lassen zu müssen, in dem er augenscheinlich nicht Experte ist, du aber schon, sollte nicht mehr zum Alltag gehören.

Rebecca Solnit vermittelt dieses Gefühl. Sie zeigt auf, dass man kämpfen kann und soll. Sie gibt Mut und Kampfgeist, allerdings nicht ganz so locker und lässig, wie es der Titel vielleicht andeutet. Ihre Texte sind teilweise etwas schwerer zu verstehen aber doch gut zu lesen. Sie hat eine ganz eigene Art ihren Worten Gewicht zu geben und das hat mir wirklich gut gefallen. Ich mochte die Aufteilung des Buches und die Bilder, die am Anfang jedes Kapitels gedruckt sind.
Solnit berichtet über die vielen Ungerechtigkeiten, denen Frauen ausgesetzt sind. Sie erzählt von Gewalt gegen Frauen und was dies auslösen kann, wenn eine Frau den Mut findet darüber zu sprechen, was ihr widerfahren ist. Es kann so vieles verändern, wenn unzählige mehr sich nicht mehr vor Scham verstecken müssen, sondern Halt finden und Stärke zeigen können. Es ist traurig zu lesen, wie wir dazu erzogen werden dieses und jenes zu tun. Wie die Gesellschaft uns eintrichtert, dass wir so und so zu sein haben. Dass keine Abweichungen möglich sind und wenn uns etwas so Ungerechtes geschieht, dass es nichts bringt, uns zu wehren. Dass wir dann verachtet, geächtet und in eine Ecke gestellt werden. Dagegen müssen wir antreten. Wir müssen uns davon lösen, irgendwelchen Rollen entsprechen zu wollen und gleichzeitig sollte uns die Freiheit gegeben werden uns so zu kleiden, zu schminken oder nicht zu schminken wie wir wollen. Niemand sollte bevormundet werden, was das eigene Aussehen betrifft.

Solnit zeigt mit ihren Texten aber nicht nur auf, dass Frauen einen wichtigen Kampf für Gleichberechtigung führen, sondern sagt auch, dass es wichtig ist, dass Frauen das nicht alleine tun können. Es ist nicht möglich alleine gegen Ungleichheit anzukämpfen, denn auch die Männer sollten angesprochen werden. Alle Menschen auf der Welt sollten angesprochen werden. Gleichberechtigung ist ein Kampf, den jeder kämpfen muss, denn im Feminismus geht es nicht darum dem einen Geschlecht etwas wegzunehmen. Es geht darum gleich zu sein. Und das kann jedem zugute kommen. Diese Botschaft finde ich besonders wichtig, denn es stimmt: alleine sind wir auf verlorenem Posten, denn jede*r sollte diesen Kampf kämpfen. Es geht um alle Menschen, nicht nur um ein bestimmtes Geschlecht.

„Männer, die begreifen, worum es geht, verstehen auch, dass Feminismus keine Verschwörung mit dem Ziel ist, Männern etwas wegzunehmen, sondern eine Kampagne zu unser aller Befreiung.“ (S. 162)

Fazit

Wenn ihr etwas über Feminismus und den Kampf um Gleichberechtigung lesen möchtet, dann greift ihr mit diesem Buch nicht daneben. Die Essays von Rebecca Solnit sind wichtig und sehr intelligent geschrieben. Man liest es nicht ganz so leicht weg, doch wenn man sich an die Art und Weise, wie Solnit schreibt, gewöhnt hat, dann funktioniert das Buch und man fliegt nur so durch die Seiten. Ich habe Mut daraus geschöpft und Kraft, mich weiterhin dafür einzusetzen, dass Gleichberechtigung für alle möglich gemacht wird.