Wenn man sich in Kambodscha selbstständig macht (Teil 2)

Eine andere Möglichkeit ist ein kleiner Handwerksbetrieb und dazu zähle ich auch Bäcker und Metzger. Auch hier ist zu beachten, dass die Nachfrage nach deutschen Waren begrenzt ist. Ein Betrieb mit Bäckerei und Metzgerei existiert schon ziemlich lange und beliefert den größten Supermarkt am Ort. Auch wir kaufen seine Waren. Der arbeitet jeden Tag, weil er ständige frische Waren liefern muss. Für eine weitere Bäckerei ist kaum Platz, da es noch zwei Franzosen gibt, von den einheimischen zwei großen Bäckereien gar nicht zu sprechen. Vor Ort gibt es auch noch einen italienischen Lieferanten für Fleisch- und Wurstwaren und neuerdings bekommt man sogar Parmaschinken bei einem weiteren italienischen Lieferanten.

Der Neuankömmling in dieser Sparte, gelernter Metzermeister, macht das so als Nebenbeschäftigung und hat sich anscheinend gut etabliert (auch wir kaufen bei ihm). Auch hier ist wohl kaum ein weiterer Bedarf.

Für sonstige Handwerksbetriebe, wie Kfz-Werkstatt, Installateure, Elektriker, etc. gibt es vielleicht eine kleine, aber wirklich ganz kleine Marktlücke. Man muss allerdings Khmer erlernen, damit man wenigstens die Fachausdrücke beherrscht. Außerdem wird man ja auch Einheimische beschäftigen müssen. Es herrscht hier nach wie vor ein Bauboom und Qualitätsarbeit ist gefragt. Khmer Handwerker verlangen heute schon Preise, wie beispielsweise in den USA (wo ich vorher gelebt habe). Beispielsweise gibt es hier einen Israeli, der sehr erfolgreich ein Bauunternehmen betreibt.

Trotzdem, die Luft ist relativ dünn. Spezialwerkzeuge müsste man aus Thailand, Taiwan, Vietnam oder auch China importieren. Die erforderliche Investition ist relativ gering, außer bei einer Kfz-Werkstatt. Als größte Konkurrenz für alle Art von Pkws muss man die Werkstatt „Arun Reas" ansehen. Die können jede Marke, auch Land Rover, Mercedes, BMW, etc. reparieren und haben auch die dazugehörigen Diagnosegeräte. Deren Preisniveau liegt bei etwa 30-50 % von den offiziellen Vertretungen in Phnom Penh. Für einen solchen Betrieb muss man dann schon wirklich etwas Besonderes bieten, um hier Fuß fassen zu können.

Wenn wir schon bei Pkws sind. Also Autos aus Deutschland zu importieren ist ein absolut sinnloses Unterfangen. Die Einheimischen können das genauso gut, wenn nicht gar besser, und kennen vor allen Dingen alle Tricks. Es gibt in Bremerhaven sogar eine Spedition, die sich auf Kambodscha spezialisiert hat und bei den hiesigen Händlern wohl bekannt ist. Ich importierte anfangs Mercedes für die gehobenen Ministeriellen. Das ging so lange gut, bis das US-Embargo aufgehoben wurde und die Auslandskhmer anfingen, haufenweise Toyota Camrys zu importieren und mit Margen von vielleicht 100 $ bis 200 $ arbeiteten.

Gleichfalls habe ich in den 90er Jahren alle möglichen anderen Waren importiert. Es gab damals ja nichts hier. Das ging vom Zement und Batterien aus China, über Mopeds aus Japan, medizinische Geräte aus Deutschland, bis zu allerlei Großwerkzeugen. Die Khmer haben eine besondere Eigenart. Wenn das einer macht und scheinbar Erfolg hat, stürzen sich sofort mehrere auf das gleiche Produkt. Man sieht das ganz deutlich bei den Autoimporten. Mir ging es so beim Zement, bei den Batterien und den Mopeds. Wenn man keine Exklusivität hat, ist man schnell aus dem Markt gedrängt; einfach schon deswegen, weil man als Europäer nicht mit diesen niedrigen Margen arbeiten will. Das ist heute nicht anders und deswegen ist der Handel ein kaum empfehlenswertes Gebiet.

Als weiteren Bereich möchte ich die Landwirtschaft anführen. Hier muss man naturgemäß bereit sein, in der Provinz zu wohnen. Das Land dort zu mieten ist recht preiswert und man kann mit Reisanbau, Cassava, Jatropha (Biogas), Obst (Mango, etc.), profitabel arbeiten. Man kann auch kaufen, wiederum, wenn man hier verheiratet ist. Die Quadratmeterpreise liegen so bei 1 $ bis 1.50 $ pro m2 (ohne Bewässerung). Voraussetzung ist eine gewisse Mindestgröße, die ca. bei 200 ha liegt, je größer desto besser. Arbeitskräfte sind am Land normalerweise ausreichend vorhanden. Man kann das auch als Kooperative führen. Aber wie jede Landwirtschaft ist es hier genauso arbeitsintensiv und für Westler in der Hitze nicht unbedingt geeignet. Der Nettoertrag kann akzeptabel sein und schon mal bei $50,000 und mehr bei entsprechender Größe im Jahr liegen.

Nachteil ist, dass viele der Agrarprodukte an Warenbörsen gehandelt werden und starken Schwankungen unterlegen sind. Das Wetter spielt eine ebenso große Rolle. Reisanbau leidet gerade in den nordwestlichen Provinzen oft unter Trockenheit. Ich führe dies hier nur der Vollständigkeit halber an, weil ich bisher wenig Interessenten für die Landwirtschaft unter Westlern gefunden habe. Kautschukplantagen waren eine Zeit lang sehr gewinnträchtig, seit dem Preisverfall der letzten zwei Jahre ist da allerdings wenig übrig geblieben.

Voraussetzung hier ist in jedem Fall Eigentum. Mieten bringt da nichts; ferner wiederum gutes Personal und einen vertrauenswürdigen Manager. Das kann man ohne Hilfe von Einheimischen so gut wie nicht realisieren. Je nach Gebiet kostet ein Hektar einer bewirtschafteten Plantage derzeit zwischen 10.000 $ und 3.000 $, in Hochzeiten waren das 20.000 $. Eine solche Investition lohnt sich aber nur dann, wenn die Aussicht auf höhere Preise besteht. In dem Fall werden aber auch sofort die Kaufpreise anziehen. Schweinezucht und Hühnerfarmen sind dem Vernehmen nach rentabel, aber ich habe da keine Erfahrung. Die anderen Bereiche aber habe ich Auftrag von Investoren einmal untersucht und analysiert, sodass dies auf realen Erkenntnissen beruht. Mehr Details hierzu würden den Rahmen hier sprengen.

(Fortsetzung folgt)

Bildquelle: http://www.movetocambodia.com/


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