Am Samstag ist Br.Ludoviko zum Priester geweiht worden. Feste muss man feste feiern, das gilt besonders in Tansania. Ich habe zwar schon einige Feste hier miterlebt, aber auch für mich gab es noch Überraschungen, so zum Beispiel die Blaskapelle unseres Nachbar-Klosters Hanga, die extra angereist war (erstes Bild). Hanga war von Anfang an als Kloster nur für Afrikaner gedacht, ohne Europäer. Aber die oberbayerische Tradition der Blaskapellen wird heute dort gepflegt und nicht im ziemlich deutsch geprägten Peramiho.
Nach der eigentlichen Weihe hatten dann Ludovikos Tanten ihren großen Auftritt: Unter einer Art Indianergeheul stürmten sie den Altarraum und wälzten sich auf dem Boden. Frauen tun das hier bei festlichen Anlässen, um ihren Beifall auszudrücken. Wenn ich mir den Blick von P.Stephan (drittes Bild, am Lesepult) so ansehe, vermute ich, dass diese Art Beifall in seiner Heimat nicht üblich ist. Aber Ludoviko ist ein echter Ngoni, das heißt, er stammt aus der engeren Umgebung von Peramiho, und hier ist das halt so üblich.
Seit der allerersten Festmesse in Peramiho (Weihnachten 1898) gibt es die Tradition, dass danach Ngoni-Tänze aufgeführt werden. Ich habe schon öfter solche Tanzgruppen gesehen, aber noch nie in weißen Shorts und mit Fliege. Kurze Hosen sind hier absolut verpönt, nur Grundschüler tragen sie. Zum einen sind die Tansanier in Kleidungsdingen recht konservativ (Frauen in Hosen sieht man höchstens mal in der Stadt), und zum anderen erinnern kurze Hosen an die Soldaten der früheren englischen Kolonialmacht. Aber diese Tanzgruppe hat sich wohl in den letzten Jahren der englischen Herrschaft formiert und uralte Tänze mit der damals modernen Kleidung kombiniert. Dass eine Frau mittanzt (viertes Bild, mit roter Kappe), ist vermutlich hypermodern.
Auch ich habe etwas Exotisches für die Afrikaner; nachdem ich fotografiert habe, schauen sich die Tänzer die Fotos fasziniert auf meinem Display an.
Wenn Kulturen sich begegnen
Autor des Artikels : rsk6400
Zum Original-ArtikelErlebnisse eines deutschen Mönchs im Alltag auf Kuba.