Wenn kleine Käfer großen Löwen den Schneid abkaufen

Die Stimmungslage am Tivoli vor wenigen Wochen war eher so:

Wenn kleine Käfer großen Löwen den Schneid abkaufen

Plötzlich, so aus heiterem Himmel, nach einem enorm wichtigen 2:0 in Karlsruhe und dem Sprung weg von den Abstiegsplätzen (das erste Mal seit dem ersten Spieltag auf einem Nicht-Abstiegsplatz), war es dann doch eher so:

Wenn kleine Käfer großen Löwen den Schneid abkaufen

Wer will nochmal, wer hat noch nicht. Ich glaube, sehr viele Öcher dachten, dass wir nun zumindest einen gewissen Schalter umgelegt hatten, den man im Abstiegskampf betätigt haben sollte. Und wenn man dann das 2:2 gegen die Münchener Löwen am vergangenen Wochenende sah, kann man diesen Hoffnungen zustimmen.

2:2 zuhause gegen einen Verein, der auch noch sein Saisonziel sucht, mag nun nicht allzu viel Frohsinn verbreiten. Und wenn man bedenkt, dass die Alemannia eigentlich als klarer Sieger hätte vom Platz gehen müssen, noch viel weniger. Doch wahrscheinlich ist eben dieses 2:2 zum Abschluss der (offiziellen) Rückrunde das beste Spiel der Saison von den Kartoffelkäfern überhaupt gewesen!

Man kann Friedhelm Funkel für einiges kritisieren. Aber wenn man das desaströse Halbzeitdebakel gegen Eintracht Frankfurt vergisst, hat er die Konstanz in unsere Taktik gebracht. 4-4-2 mit zwei flachen Sechsern – das System spielten wir damals übrigens auch im UEFA-Cup ziemlich erfolgreich. Es braucht eigentlich keinen Spielmacher, wenn die Sechser dicht halten und die Stürmer mitspielen. Und mittlerweile scheinen es die Jungs auch wirklich zu beherzigen. Benjamin Auer, mein persönlicher Mann des Tages, ist mittlerweile so omnipräsent auf dem Platz. Ich glaube, würde er seine Fülle an Chancen auch noch nutzen, hätten wir wohl den besten Auer in seiner schon sehr ruhmreichen Alemanniahistorie. Auch Sergiu Radu, den ich oft sehr gescholten habe, spielt nun seine Stärken konsequent aus. Seine Laufbereitschaft ist enorm und nun auch zielgerichtet. Er läuft sich frei, schafft Räume…und dann kommt dann auch mal das Selbstvertrauen bei einem so genialen Treffer wie seinem 1:1 Ausgleich kurz nach Münchens Führung.

Wie bereits in den letzten beiden Auswärtsspielen haben wir wieder einmal die Anfangsphase komplett verschlafen. Doch wie bereits gegen den KSC ist es schadlos geblieben. Es entwickelte sich eine muntere Partie, in der vor allem die Mannen in Schwarz-Gelb das Ruder in der Hand hatten. Die 1:0 Führung der Gäste war zu dem Zeitpunkt überraschend und schmeichelhaft. Die Alemannia der ersten geschätzten dreizehn Spieltage wäre geschockt in die Kabine gekrochen, nicht aber so der alemannische Patient. Nahezu postwendend kommt Kim Falkenberg zur Flanke und Radu schließt mit einem eleganten Fallrückzieher ins lange Eck ab. 1:1! Also richtig verdient war das nicht…für die Löwen.

Diese arabischen Tiger waren dann in der zweiten Hälfte unglaublich zahnlos. Wie Hauskater auf Propofol kroch 1860 München über den Platz und überließen den Öchern das Spielfeld. Leider lernten unsere Jungs auch bisher nicht, mit diesen Möglichkeiten umzugehen.
Und dann geschieht, was immer geschieht, wenn dieser Moment und dieser Tabellenplatz aufeinandertreffen: plötzlich stand es 1:2. Wenig überraschend, dass es sich um einen Joker von Rainer Maurer handelte, also keinen der Schlafmützen der vorherigen 75 Minuten. Aigner kam von Achenbach unbehelligt am Strafraumrand an die Kugel, konnte sie streicheln, noch einige Meter mit sich tragen und dann gekonnt an Waterman vorbeistochern.

Nicht nur Sergiu Radu gehört zu meinen Lieblingsopfern, wenn es um harsche Kritik geht. Auch Bas Sibum hätte sich schon einiges von mir zu hören lassen müssen. Und nach der ersten Hälfte war es auch eher so wie immer. Doch wahrscheinlich war die zweite Halbzeit seine bisher beste in Schwarz-Gelb. Läuferisch, kämpferisch legte er einige Klassen zu. Das lag nicht nur an seinem reingekämpften 2:2 Treffer. Es bleibt dabei, er ist für mich nicht unbedingt der ultimative Fußballer. Aber in den letzten 45  Minuten hat er demonstriert, wie man mit genug Kampf, Leidenschaft und vor allem unbändigen Willen jede spielerische Unzulänglichkeit überflüssig machen kann. Dasselbe Phänomen gab es bereits bei der Alemannia. Das Williiiiiiiiiiiiii hallt noch immer in meinen Ohren nach…

Auch wenn es „nur“ ein 2:2 gegen schwache Haremslöwen war, kann man aus diesem Spiel mehr positive Aspekte ziehen, als noch einst beim 3:1 Heimsieg gegen Ingolstadt. Natürlich ist es noch ein harter, steiniger Weg für die Kartoffelkäfer, den sportlichen Klassenerhalt zu erreichen. Doch zumindest den Löwen konnten sie den Schneid abkaufen. Auch ohne Scheich.


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