Wenn Kinderaugen einen Ozean sehen – Der Ozean am Ende der Straße

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Der Ozean am Ende der Straße

Neil Gaiman

Eichborn, 2014

 978-3847905790

18,00 €

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Es war nur ein Ententeich, ein Stück weit unterhalb des Bauernhofs. Und er war nicht besonders groß. Lettie Hempstock behauptete, es sei ein Ozean, aber ich wusste, das war Quatsch. Sie behauptete, man könne durch ihn in eine andere Welt gelangen. Und was dann geschah, hätte sich eigentlich niemals ereignen dürfen – Weise, wundersam und hochpoetisch erzählt Gaiman in seinem neuen Roman von der übergroßen Macht von Freundschaft und Vertrauen in einer Welt, in der nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Der Mann ist ein stiller. Irgendetwas ist in ihm verborgen und genau das möchte ich erkunden. Er erzählt langsam am Anfang, sodass ich viel von ihm spüren kann und seine Gedanken fließen. Später ist es hektischer und die Ruhe an ihm fehlt mir. Später habe ich es nicht mehr so einfach mit ihm.

Lettie ist eine gute Freundin. Sie hilft, läuft, redet, rettet und gibt Tipps. Die beiden sind ein ungewöhnliches Gespann.

Fantastischer könnte die Kulisse nicht sein. Ein Haus am Ende der Straße und dazu ein Auto mit dem alles irgendwie beginnt. Milch direkt von der Kuh, ein Junge, der immer Hunger hat und Menschen, die fast nie altern.

Die Handlung kann ich schwerlich zusammenfassen, denn fast ist es ein Märchen. Und gerade bei diese Gattung darf man auch nicht zu viel verraten, sonst macht da Lesen keinen Spaß mehr. Fakt ist, dass ein Mann in seine Kindheit zurückreist. Er landet wieder an einem Ort, der Erinnerungen in ihm auslöst. Auf diese Reise begleiten wir ihn.

Was harmlos mit einem einsamen, aber glücklichen Jungen beginnt, endet später wieder in seinem Alter auf einer Holzbank. Dazwischen findet er eine gute Freundin, die sein Leben retten. Skurrile Dinge passieren, Gewitter mit bleichen Fingern, komische Katzen, Angst im Dunkeln oder bei Licht, Frauen, die gruselige sind. Aber Lettie hat einen sehr wahren Satz gesagt: “Lass meine Hand nicht los, dann passiert Dir nichts!”

Neil Gaiman hat eine unbändige Fantasie und schafft es, dem Leser zu zeigen, dass Kinder diese auch haben. Passiert alles wirklich oder sind es nur Fantasien von Lettie und ihm? Lange Zeit wusste ich nicht, wo das Buch mit mir hin will. Als klar war, dass es nur eine tiefere, ernste Botschaft gibt und die obere Welt mit Fantasie beflügelt ist, verabschiedete ich mich kurz vom Buch. Es war nicht das, was ich erwartet habe. Die Geschichte packte mich nicht mehr, wurde schnell, ungeduldig und gar nicht mehr so wunderbar still wie zu Beginn. 

Das blaue Cover ist einfach schön, fast schlicht. Es ist etwas verträumt, geheimnisvoll, aber auch sehr still. Am Anfang hat dieses Bild sehr gut zum Buch gepasst, denn ich mochte die nachdenkliche Stille von dem Mann, der seine Heimat besucht.

Leider konnte mich der Roman von Neil Gaiman nicht mitreißen. Die fantastischen Elemente waren nicht mein Ding und die Ernsthaftigkeit der Geschichte blieb mir lange verborgen. Ich werde es aber noch einmal mit einem anderen Buch von Neil Gaiman versuchen.