Wenn Kinder gärtnern

Wenn Kinder gärtnern

Der Schülergarten

Ihr hättet unseren Grossen sehen sollen, als er mir letzte Woche stolz ein Plastiksäckli mit einer Handvoll Nüsslisalat entgegenstreckte: Den Salat für den heutigen Znacht hätte er schon mal erwirtschaftet, ob ich das cool fände? Natürlich fand ich das cool, genauso cool wie seine Entscheidung, sich für den Schülergarten bei uns im Quartier anzumelden!

Die Schülergärten der Stadt Zürich kannte ich bisher nur aus Bänz Friedlis Hausmanns-Kolumnen, und ich war neidisch, dass dessen Sohn Hans den Schülergarten nicht nur freiwillig, sondern auch begeistert bewirtschaftete. Genauso neidisch war ich auf die üppig ausfallenden Ernteeinnahmen in Form von allerlei feinstem Gemüse, das der Hausmann in der Küche verarbeiten durfte. Derart geerdete Buben wünschte ich mir auch, solche, die ihre Freizeit mit Freude sinnvoll verbringen mögen.

Das war auch die ursprüngliche Motivation hinter den 1911 von einem Pfarrer ins Leben gerufenen Schülergärten, nämlich im damals schnell wachsenden Zürich vor allem Kinder aus Arbeiterfamilien von der Strasse zu holen und ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten. Ausserdem war damals der Gemüse-Zustupf für den eigenen Haushalt auch ein guter Grund gewesen, die eigenen Kinder in die Schülergärten zu schicken. Heute basiert alles auf Freiwilligkeit – umso schöner, wenn sich jährlich 500 bis 600 Kinder für die Schülergärten anmelden und selber direkt erfahren wollen, wie viel Arbeit in der Bewirtschaftung eines Gemüsegärtchens steckt, aber auch wie viel Freude es bereiten kann, mehr über die Natur zu erfahren und regelmässig etwas Feines zu ernten.

Den Nüsslisalat musste ich zwar mühevollst von all der ebenfalls mit nach Hause gebrachten Erde reinigen und mit einem gekauften – bereits gewaschenen und gerüsteten! – Eisbergsalat strecken, doch die Mühe hat bereits schöne Früchte getragen: «Mamma, ich will auch so feinen Nüsslisalat machen!», meinte der Kleine. Der nächste Gärtner-Anwärter steht nun auch schon in den Startlöchern bereit!

Immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

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