Bauarbeiter will er also werden unser Grosser. Jetzt zumindest. Denn man weiss: die ersten Berufsträume von Kindern sind meist nicht von langer Dauer. Zunächst suchen sie ihre beruflichen Vorbilder im alltäglichen Umfeld, also zum Beispiel in der Person des Pöstlers, des Tramführers oder des Mannes von der Kehrichtabfuhr, bevor sie sich später aber auch an ihren Eltern orientieren.
Egal, wodurch Kinder bei ihrem Berufswunsch beeinflusst werden, Eltern sollten sie stets in ihren Berufswünschen unterstützen, auch wenn es ihnen manchmal schwer fallen dürfte. Weniger, weil vielleicht der Berufswunsch – wie im Falle der allseits geträumten Fussballerkarriere – schlicht und einfach unrealistisch ist, sondern oft mehr deshalb, weil er nicht mit den elterlichen Vorstellungen übereinstimmt oder aber deren finanziellen Möglichkeiten überstrapaziert.
Was die elterlichen Vorstellungen anbelangt, bin ich zwiespältig. Wünschten sich meine Eltern, dass ich – koste es was es wolle – einen akademischen Weg einschlage, weil sie diese Chance nicht hatten und weil es sich auf diesem Weg Arzt oder Anwalt werden und sich – nach südländischem Gesellschaftsmodell – den höchsten Grad an Respekt und Anerkennung sichern liesse, so weiss ich heute nicht, obs mir nicht doch lieber wäre, unsere Buben würden eben nicht studieren gehen – zumindest nicht unbedingt in einem ersten Schritt – und dafür aus Überzeugung und mit Herzblut einen Beruf erlernen sollten.
Von da her bin ich zur Zeit sehr zufrieden mit dem Berufstraum unseres Grossen. Sollte er sich doch noch umorientieren und seine Eltern als Vorbild nehmen, kann er ja immer noch studieren gehen. Doch dann bitte auf dem zweiten Bildungsweg, so könnte er – ha!, und das wäre der clevere Schachzug meiner Laufbahnstrategie – alles gleich selber bezahlen!
Beitrag von Rita Angelone / dieangelones.ch