Diogenes Verlag
320 SeitenISBN 9783257068511
Diogenes Verlag
Preis: 16,90€
gebundene Ausgabe
Vater und Sohn in den Sommerferien mit dem Motorrad durch Amerika - was für ein Abenteuer. Nur in diesem Fall eine besondere Herausforderung, denn der Sohn Andrea ist Autist. Diese Diagnose besteht seit seinem 3. Lebensjahr, mittlerweile ist er 17 Jahre alt. Sehr viel weiter außerhalb Italiens ist Andrea noch nicht gekommen, und über den großen Teich schon garnicht. Obwohl Freunde, bekannte und Ärzte ihm abraten, macht Franco einen groben Plan und los geht's.
Meine Meinung
Als ich den Titel las, dachte ich eigentlich, dass Andrea keine Angst vor Umarmungen haben soll, weil es häufiger vorkommt, dass Autisten so direkten Körperkontakt nicht akzeptieren. Bei Andrea ist das anders, er braucht diese Umarmung. So verschafft er sich einen Eindruck seines Gegenübers. Damit die Menschen nicht allzusehr erschrecken, haben die Eltern mit diesem Spruch T-Shirts bedrucken lassen, die Andrea trägt.
Es ist für mich in erster Linie ein Reisebericht, kein großartiges literarisches Werk. Aber es nimmt mich mit auf eine Reise, die, wie ich finde, sehr mutig ist. Was geschieht, wenn der Vater einen Unfall hat oder krank wird? Was ist, wenn der Sohn wegläuft, sich hoffnungslos verirrt...? Diese Fragen stellt Franco sich auch einige Male, und ich mag mir garnicht vorstellen, was wäre wenn.
Aber viele der Entscheidungen, die die beiden unterwegs treffen, kommen meist aus dem Bauch und so ziemlich alles funktioniert erstaunlich gut. Es ist schön zu lesen, wie die beiden im Großen und Ganzen gut zurecht kommen, aber manchmal ist es auch traurig, zu lesen, dass Andrea sich nicht so öffnen kann, um seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Natürlich ist es letztendlich eine Erfahrung, die ihnen niemand nehmen kann.
So ganz ohne Zeitdruck, ohne großen Plan, mit minimalem Gepäck, nur die Zwei, so nah wie sicher schon länger nicht mehr, das berührt mich schon sehr.
Selbst wenn ich es mir leisten könnte, so etwas zu wagen, weiß ich nicht, ob ich mir das zutrauen würde. Diese Verantwortung, immer bereit, immer parat, das ist schon ein ordentliches Paket.
Hier ist es gelungen und Vater Franco ist seinem Sohn wieder näher gekommen. gemeinsam haben sie viel gesehen, nette Menschen kennen gelernt und sicher auch jede Menge Glück gehabt, nie auch nur einmal an den Falschen zu geraten.
Bitte erwarten Sie hier kein Allheilmittel gegen Autismus, genießen Sie einfach nur eine Reise mit einem lebenslustigen jungen Mann.
Unterm Strich
Respekt vor diesem Mut, solch eine Reise zu wagen. Vielen Dank fürs Mitnehmen. 4 Sternthaler von mir dafür.
Die Autoren
Fulvio Ervas, geboren 1955 in San Donà del Piave, ist Autor von acht Romanen. Er studierte Agrarwirtschaft, unterrichtet Chemie an einem Gymnasium und lebt mit seiner Familie und einer stattlichen Anzahl Haustiere in Treviso.
Franco Antonello, Unternehmer aus Castelfranco Veneto, ist Gründer und Präsident der Stiftung I bambini delle fate, die sich für die Anliegen autistischer Kinder und ihrer Familien einsetzt. Sein Sohn Andrea ist inzwischen 19 Jahre alt. Er geht zur Schule und malt und schwimmt gern. Die Diagnose »Autismus« erhielt er mit drei JahrenQuelle: Diogenes Autorenseite