Wenn Fairness bestraft wird

Erstellt am 7. November 2011 von Newssquared @Oliver_schreibt

Wenn Fairness bestraft wird

Guido Winkmann flitzte in der 55. Minute über den Mainzer Rasen, um Stuttgarts Shinji Okazaki Respekt zu zollen. Der Schiedsrichter zeigte dem Japaner den Daumen nach oben und lobte damit die Fairness des Japaners. Vorausgegangen war eine strittige Szene im Mainzer Strafraum. Okazaki ging in die Eins-zu-Eins-Situation mit Christian Wetklo, ließ sich aber trotz eines deutlichen Remplers des Keepers nicht fallen und versuchte stattdessen, das Tor zu machen. Es gelang ihm nicht.

«Ein Samurai fällt nicht»

«Wir mögen in Japan keine Schauspieler im Sport. Ein Samurai bleibt stehen!», sagte Okazaki anschließend zu bild.de. Diese Ansicht des Japaners ist aller Ehren wert und im heutigen Fußballgeschäft fast schon eine Ausnahme. Umso bitterer ist, dass die Fairness nur fünf Minuten später bestraft wurde – ausgerechnet von Schiri Winkmann.

Nach einer minimalen Berührung von Stuttgarts Verteidiger Maza ging der Mainzer Nicolai Müller zu Boden. Und Winkmann zeigte völlig überraschend auf den Punkt (Video-Zusammenfassung zum Spiel). «Der Elfmeter war ein absoluter Scherz. Alle haben weitergespielt, nur der Schiedsrichter hat etwas gesehen», sagte Stuttgarts Martin Harnik. «Abenteuerlich. Das war ein Wahnsinn, den zu pfeifen», fand auch VfB-Sportdirektor Fredi Bobic. Und sogar FSV-Coach Thomas Tuchel, der zuletzt mehrmals selbst Schiedsrichter-Entscheidungen angeprangert hatte, stimmte zu.

Labbadia rechnet mit Schiri ab

Andreas Ivanschitz war es egal. Der Österreicher trat an und verwandelte zum 2:1. Mainz gewann am Ende mit 3:1. Der Elfmeter war damit zugleich der Wendepunkt der Partie, die am Ende noch richtig hitzig wurde. Zunächst sah der Mainzer Eugen Polanski nach einer Grätsche gegen Christoph Hemlein Rot. Dann flog Stuttgarts vermeintlicher Elfmeter-Sünder Maza in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom Platz, nachdem er seinem Ärger Luft gemacht hatte. Auch diese beiden Entscheidungen waren zumindest umstritten, weshalb VfB-Coach Bruno Labbadia endgültig der Kragen platzte.

«Wir haben von der ersten Minute an gegen zwölf Leute gespielt. Jeder Mensch kann Fehler machen, aber er hat des öfteren welche gemacht», rechnete der 45-Jährige mit Winkmann ab und zweifelte sogar am Sinn des Fair Play: «Ich sage den Spielern immer, sie sollen sich nicht fallen lassen. Aber anscheinend bekommt man erst einen Elfer, wenn man sich auch fallen lässt.»

VfB sollte die Kirche im Dorf lassen

Man mag Labbadias Ärger verstehen. Doch mit dieser Aussage ruft er seine Spieler indirekt dazu auf, sich beim nächsten Mal fallen zu lassen. Und das könnte auch dazu führen, dass sich andere Bundesligaspieler daran ein Beispiel nehmen und der Trend noch mehr zur Schwalbe geht als er es ohnehin schon tut.

Der Elfmeter von Winkmann, der seinen Fehler nach dem Spiel selbst zugab, war eine klare Fehlentscheidung. Das steht fest. Aber der VfB und auch andere Bundesligisten sollten bei Fehlern der Schiedsrichter die Kirche im Dorf lassen und sich stattdessen lieber freuen, Spieler wie Okazaki zu haben. Der will es übrigens in Zukunft wieder genauso wie gegen Mainz machen und verspricht: «Ich werde auch beim nächsten Mal stehen bleiben – und dann muss ich das Tor machen.»

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